Das Xantener Stiftsmuseum zeigt die Sonderausstellung

Die Resonanz war groß: Anfang des Jahres hatte das Xantener Stiftsmuseum dazu aufgerufen, religiöse Kultgegenstände aus dem persönlichen Alltag ins Museum zu bringen – 130 der abgegebenen Stücke sind ab Freitag, 27. November, in den Ausstellungsräumen zu besichtigen.

Es sind Gegenstände, von denen viele so oder so ähnlich wohl in einigen christlich geprägten Haushalten zu finden sind. Kreuze in verschiedenen Formen und kleine Weihwasserbecken sind ebenso zu sehen wie Rosenkränze und Heiligenbildchen, aber auch Ungewöhnliches, wie ein kompletter Altarschmuck im Miniaturformat als Kinderspielzeug.

Das sind nicht unbedingt die Objekte, die ein Besucher im Stiftsmuseum erwarten würde, das mit seinen wertvollen Ausstellungsstücken einen wichtigen Teil der Stadtgeschichte erzählt. Aber gerade das macht einen Besuch so interessant, denn die "frommen Sachen" – so auch der Titel der Sonderausstellung – werden nicht in separaten Räumen gezeigt, sondern sind in die Dauerausstellung integriert. Elisabeth Maas, stellvertretende Museumsleiterin, erklärt: "Wir bauen mit dieser Sonderausstellung Brücken: von den sakralen Kultgegenständen der Dauerausstellung zu den individuellen ,frommen Sachen‘ der Leihgeber. Vom Museum in den Alltag. Von der Vergangenheit in die Gegenwart. Kostbare Museumsstücke begegnen dem, was den Menschen ,heilig‘ ist – ein spannender Dialog."

Spannend auch deshalb, weil das Museum die Sonderausstellung phantasievoll in Szene gesetzt hat. Die Klever Designerin und Künstlerin Maren Rombold hat großformatige Bühnenbilder gezeichnet, die Räume aus ganz normalen Wohnungen zeigen. Schränke sind angedeutet, Stühle, ein Tisch. Mitten in diese Kulissen sind die Kultgegenstände der Menschen gehängt oder gelegt worden. Das zeigt sie im Kontext der privaten Nutzung, die gelungene Schlichtheit er Kulisse lenkt vor allen Dingen nicht den Blick von den Ausstellungsstücken ab.

Obwohl die meisten der zum Museum gebrachten Gegenstände kaum einen hohen materiellen Wert haben und auch künstlerisch wenig überraschend sein mögen, so haben sie für die knapp 100 Menschen, die sie zur Verfügung gestellt haben, doch einen besonderen ideellen Wert und sind oft mit sehr persönlichen Erfahrungen und Erinnerungen verknüpft. Die sind dem Objekt an sich nicht anzusehen und kaum darstellbar. Dieses Dilemma wird durch ein Leseheft gelöst, das passend zur Sonderausstellung herausgegeben wird. In ihm stehen zu vielen der Kultgegenstände die Geschichten, die ihre Besitzer erzählt haben und die in dem Heft dokumentiert wurden.

Elisabeth Maas sagt: "Es war den Leihgebern freigestellt, ihre ,frommen Sachen‘ anonymisiert auszustellen. Aber alle wollten genannt sein, viele wollten ihre Geschichte mit den Museumsbesuchern teilen. Das Heft liefert Beschreibungen zu den Objekten und auch fachliche Informationen zu den religiösen beziehungsweise volkskundlichen Hintergründen, ohne die manches Objekt und seine Bedeutung nicht verständlich wäre." So erfährt der Leser beispielsweise die Geschichte der "Arma Christi" ("Waffen Christi"), die im niederrheinischen Rheurdt bis 1956 bei der Fronleichnamsprozession mitgeführt wurden und dann über Jahre hinweg nicht mehr öffentlich zu sehen waren. Und er betrachtet eines der vielen Kruzifixe mit anderen Augen wenn er erfährt, dass es aus Granatsplittern geschaffen wurde, die der Künstler im Wald von Elten bei Emmerich gefunden hat.

Die Sammlung der "frommen Geschichten" erfolgte durch Elisabeth Maas und ihre Mitarbeiterinnen, die erste Informationen schon bei der Einlieferung der Objekte notierten. Die Journalistin Claudia Kressin recherchierte im Laufe der Ausstellungsvorbereitung viele Details bei den Leihgebern, und konnte auf diese Weise zahlreiche Geschichten komplettieren.

"Bei vielen Leihgebern gab es das Bedürfnis, die Dinge zu zeigen und in den Dialog mit uns zu treten", erinnert sich Elisabeth Maas, "sie hatten zu den Objekten eine Haltung, die sich nicht immer in Worte fassen ließ." Denn viele Sachen seien zwar im Keller oder auf dem Dachboden gelagert worden, "aber wegschmeißen wollte sie niemand. Die Menschen verknüpfen damit Erinnerungen an bestimmte Personen und können die Gegenstände nicht wegschmeißen." Andere Ausstellungsstücke hingegen waren bis zur Übergabe an das Museum im täglichen Gebrauch und werden nach dem Ende der Ausstellung auch wieder an ihren angestammten Platz mitten im Leben der Leihgeber zurückkehren. Claudia Kressin hofft, mit der Ausstellung auch viele Menschen, die das Stiftmuseum in Xanten bisher noch nicht gekannt haben, neugierig zu machen. Sie verspricht: "Jedem fällt eine Geschichte ein zu den Dingen, die er da sehen kann."

Die Ausstellung "Fromme Sachen" ist zu sehen von Freitag, 27. November, bis Sonntag, 28. März des kommenden Jahres, im Stiftsmuseum Xanten, Kapitel 21. Öffnungszeiten sind dienstags bis samstags von 10 Uhr bis 17 Uhr, sonn- und feiertags von 11 Uhr bis 18 Uhr.

Weitere Informationen gibt es im Internet auf der Seite www.stiftsmuseum-xanten.de.

Foto: Stephan Kube
Text: Bischöfliche Pressestelle
Kontakt: Pressestelle[at]bistum-muenster.de