„Kämpft für eure Träume!“ Diese Botschaft gab Nayiri Arslanian den Schülerinnen und Schülern des Religionskurses der elften Klasse der Anne-Frank-Gesamtschule in Havixbeck am Ende einer außergewöhnlichen Schulstunde mit auf den Weg. Die 39-jährige Sozialarbeiterin aus dem Libanon ist über das katholische Hilfswerk Missio Aachen zu Gast im Bistum Münster.
Im diesjährigen Weltmissionsmonat stehen Missio-Projekte aus dem Libanon und aus Syrien im Mittelpunkt der Aktion. Das Projekt „Wells of Hope“, in dem sich Arslanian engagiert, wird unter anderem von Spenden in den Gottesdiensten am Weltmissionssonntag (22. Oktober) unterstützt.
Aus erster Hand erfuhren die 16-Jährigen, wie es vielen gleichaltrigen Mädchen im Libanon geht. „Ohne Geld haben die Kinder keine Chance auf Bildung. Sie sind von der modernen Sklaverei und dem Menschenhandel bedroht“, berichtet Arslanian. Mehr als 80 Prozent der Bevölkerung sei von Armut betroffen. Die wirtschaftliche Lage sei katastrophal. Mit ihrer Arbeit setze sie sich für den Schutz von Mädchen und Frauen vor Menschenhandel, Zwangsprostitution, Kinder- und Zwangsehen, Kinderarbeit und häuslicher Gewalt ein.
Als Feldkoordinatorin und Supervisorin für „Thalitha Kum“, einem internationalen Netzwerk von Ordensfrauen gegen Menschenhandel, hilft sie Frauen und Kindern aus dem Libanon, aber auch Flüchtlingen aus Syrien und dem Irak. Sie organisiert nicht nur in der Hauptstadt Beirut, sondern im ganzen Land beispielsweise Veranstaltungen, bei denen sie auf das Problem des Menschenhandels aufmerksam macht. Frauen und Mädchen erfahren dabei unter anderem, wie sie sich vor Zwangsprostitution schützen können. „Es gibt zwar Gesetze, aber niemand setzt sie um. Jeder macht, was er will“, sagt die engagierte Kämpferin. In ganztägigen Workshops warnt sie die Teilnehmerinnen davor, mit Fremden mitzugehen, auch wenn diese ihnen Geld anböten. Sie stärkt die Mädchen und klärt ebenso Eltern darüber auf, wie sie ihre Kinder schützen können.
Das Projekt „Wells of Hope“ bietet den Frauen aber auch praktische Hilfe. Sie erlernen in Kursen zum Beispiel die Produktion von Schokolade, um diese zuhause herstellen und verkaufen zu können. Andere Frauen werden in den Bereichen Maniküre und Kosmetik geschult und erhalten eine Grundausstattung, um freiberuflich arbeiten zu können. „Sie verdienen ihr eigenes Geld, mit dem sie ihre Familien unterstützen können. Sie werden unabhängig und erlangen ihre Würde wieder“, berichtet sie. Zudem werde den Kindern durch den Verdienst der Mütter oft der Schulbesuch ermöglicht. Ihr ist es ein Anliegen, sich mit Liebe für die Würde anderer einzusetzen. Kraft für ihr Engagement schöpft sie dabei auch aus ihrem Glauben.
Selbst in ärmlichen Verhältnissen aufgewachsen, sei Bildung in ihrer Familie ein wichtiges Thema gewesen. „Ich habe gekämpft, um Sozialarbeiterin zu werden. Das war mein großer Traum, und er ist wahr geworden“, berichtet sie. Sie habe es keine Minute bereut. Für ihren Einsatz wurde Arslanian im vergangenen Jahr mit dem Bob-Pierce-Preis für ihren humanitären Dienst ausgezeichnet.
Wer die Arbeit von Nayiri Arslanian unterstützen möchte, kann unter dem Verwendungs-zweck ”VCP23013” spenden auf das Spendenkonto Pax-Bank eG, IBAN DE23 3706 0193 0000 1221 22