Demokratie-Workshop mit Kabarettist Alfons in Coesfeld

, Kreisdekanat Coesfeld

Was genau ist eigentlich Demokratie? Darf in einer Demokratie eine Mehrheit immer alles beschließen – und was kann das für die Rechte von Minderheiten bedeuten? Bedeutet Demokratie, dass jede Meinung in Ordnung ist, auch wenn sie vielleicht extremistisch ist?

Über solche und weitere Fragen reflektierte der deutschlandweit bekannte französisch-deutsche Kabarettist Alfons mit Schülerinnen und Schülern überwiegend aus der Jahrgangsstufe 10 des St.-Pius-Gymnasiums in Coesfeld. Sein Besuch in Coesfeld geht zurück auf die Preisverleihung des Deutschen Schulpreises im vergangenen Jahr. Am Vorabend der eigentlichen Preisverleihung hatten Schülerinnen und Schüler des bischöflichen Gymnasiums bei einem Quiz gewonnen. Ihr Gewinn: der Besuch von Alfons, finanziert von der Robert Bosch Stiftung. „Ich bin gekommen, weil ich wissen will, was ihr denkt. Sagt bitte ehrlich, was ihr denkt“, sagte Alfons, der eigentlich Emmanuel Peterfalvi heißt, gleich zu Beginn des rund 90-minütigen Workshops. Immer wieder ging er dabei auf eine aktuelle Umfrage ein. Diese hatte gezeigt, dass 39 Prozent der Jugendlichen die Demokratie nicht wichtig sei.

„Vielleicht liegt es daran, dass es in einer Demokratie oft lange dauert, bis Entscheidungen gefällt werden. Es müssen eben auch Kompromisse ausgehandelt werden“, vermutete eine Schülerin. „Es kann auch sein, dass eine Mehrheit Dinge entscheidet, die eine Minderheit nicht will und die dann extrem frustriert ist“, sagte eine andere.

Der französisch-deutsche Kabarettist Alfons reflektierte am St.-Pius-Gymnasium mit Schülerinnen und Schüler über das Thema Demokratie. Die Schule hatte den Workshop am Vorabend des Deutschen Schulpreises bei einem Quiz gewonnen.

© St.-Pius-Gymnasium

Auch die Rolle von Fake-News über die Sozialen Medien wurde diskutiert. Wiebke vermutete, dass Fake-Videos die Nutzer unbewusst beeinflussen, gerade dann, wenn man sie immer und immer wieder sieht. Und Mathilda kam auf die Rolle der verschiedenen Plattformen zu sprechen: „Die Algorithmen bevorzugen oft extreme Meinungen, und man bekommt oft nur das angezeigt, worauf man reagiert. So wird man immer weiter in eine extreme Richtung gepusht.“

Am Ende des Workshops stand ein Experiment. Einige Schülerinnen und Schüler nahmen in einem Rollenspiel die Rolle von Populisten ein und provozieren mit wütenden, teils schwer zu ertragenden Parolen. Andere Schüler sollten gegenhalten, versuchten es mit Sachargumenten, ließen sich von der pöbelnden Gegenseite aber auch verunsichern und einschüchtern und kamen mit ihrer Position kaum durch. „Es ist ein echtes Problem in der Demokratie, dass man mit Argumenten gegen starke Emotionen wie Wut oder Aggression nur schwer ankommt“, resümierte Alfons, der die Schüler umso dringlicher dazu aufforderte, für die Demokratie mutig und entschlossen einzustehen. Dazu schloss er mit einem Zitat des Holocaust-Überlebenden Simon Wiesenthal: „Damit das Böse gedeiht, brauchst du nur gute Menschen, die nichts unternehmen.“

Am Abend ging es dann noch nach Oberhausen ins Ebertbad. Hier stand Alfons mit seinem Programm „Jetzt noch deutscherer“ auf der Bühne. Sehr persönlich berichtete er von seiner Einbürgerung nach Deutschland. Als Enkel einer Auschwitz-Überlebenden reflektierte er über die Frage, was seine Einbürgerung für ihn bedeutet. „Trotz des ernsten Themas war das auch ein humorvoller Abend. Das Publikum wurde von seiner Geschichte sehr mitgerissen“, sagte Pius-Schülersprecher Laurenz.

Text/Foto: St.-Pius-Gymnasium/Matthias Waschk