Erste Friedenswallfahrt von Soldaten und Pax-Christi-Mitgliedern

, Stadtdekanat Münster, Kreisdekanat Warendorf

Es war eine Premiere mit Symbolcharakter: Erstmals haben am 19. Mai Soldaten und Mitglieder der Friedensbewegung Pax Christi im Bistum Münster eine gemeinsame Friedenswallfahrt unternommen. Von der Kaserne in Münster-Handorf aus starten die Teilnehmenden und pilgerten zunächst zum Ehrenmal auf dem Truppenübungsplatz, das an 150 russische Zwangsarbeiter erinnert. Weiter ging es zum Waldfriedhof Lauheide und zum Gräberfeld für deutsche Soldaten. Vorbei an Gräber polnischer und britischer Gefallener erreichte die Gruppe im Mittag den Wallfahrtsort Telgte, wo sie mit Weihbischof Dr. Stefan Zekorn einen Gottesdienst feierten. Der Weihbischof  hatte die Soldaten und Pax-Christi-Mitglieder ab dem Waldfriedhof begleitet.

Begleitet von Weihbischof Zekorn (rechts) erreichten die Soldaten und Pax-Christi-Mitglieder den Wallfahrtsort Telgte.

© Bistum Münster

Besonders eindrucksvoll war für die Pilger der Besuch an den Gräberfeldern auf dem Waldfriedhof. „Diese Bilder vor dem Hintergrund des Ukraine-Krieges zu sehen, ist besonders beklemmend“, erklärte ein Soldat. Auch Weihbischof Zekorn griff den Besuch in seiner Predigt auf: „Wer hätte noch vor wenigen Monaten geglaubt, dass sich all das Grauen eines großen Krieges in Europa wiederholen könnte?“ Der Angriffskrieg habe eine Epoche des Friedens in Europa beendet, eine Zeit der Annäherung und der Kooperation zwischen Ost und West. Zekorn verdeutlichte die Dimension von Unfriede, verwies auf die Kriege in vielen anderen Gegenden der Welt. „Ein umfassender Weltfriede ist noch weit entfernt, einen dauerhaft gesicherten Frieden auf der ganzen Welt wird es nie geben“, sagte er.

Der Weihbischof nannte drei Schritte, die aus seiner Sicht für den Weg hin zum Frieden gegangen werden müssen. „Gott muss die Mitte allen Tuns sein und werden“, betonte er. Zudem sei die Liebe das Grundmotiv christlichen Handelns. „Wir alle können daran mitwirken und Mitschöpfer der Liebe und des Friedens werden“, ermutigte er. Dazu gehöre, Unfrieden und Hass keinen Raum zu geben und im Streit mit anderen alles für eine Einigung zu tun. Zekorn benannte außerdem den Dialog als einen entscheidenden Schritt hin zum Frieden. „Das gilt für die große Politik, wie auch für unseren Nahbereich in Familie, Arbeitsplatz, Nachbarschaft und Bekanntenkreis“, gab er Beispiele. 

Auf dem Weg hatten sich die Soldaten und Pax-Christi-Mitglieder jeweils zu zweit über Ängste und Situationen von Unsicherheit ausgetauscht sowie über die Bedeutung des Glaubens im eigenen Leben. Dabei stellten beide Seiten Gemeinsamkeiten fest: „Man ist sich sehr ähnlich“, freute sich ein Pax-Christi-Mitglied. „Ein Beispiel unter mehreren ist der Ukraine-Krieg: Ob Friedensbewegung oder Soldat – man ist anders, aber irgendwie auch in gleicher Weise betroffen.“ Für den einen oder anderen bot die Friedenswallfahrt auch die Möglichkeit einer Auszeit aus dem Alltag: „Das ist gerade vor dem Hintergrund der aktuellen Krise wichtig“, sagte ein Soldat und antwortete auf die Frage, was er von dem Tag mitnimmt: „Erholung und Frieden.“

Ann-Christin Ladermann