600 Afrikanerinnen und Afrikaner feiern Katholikentag in Münster

, Bistum Münster

„Welcome!“ Tosender Applaus brannte in der bischöflichen Friedensschule auf, als Münsters Bischof Dr. Felix Genn die rund 600 Katholikinnen und Katholiken aus den Ländern Afrikas begrüßte. „Sie gehören zu uns. In der katholischen Kirche in Deutschland und im Bistum Münster haben Sie einen festen Platz“, wandte er sich in dem zweieinhalbstündigen Gottesdienst am 10. September an die Frauen und Männer, Jugendlichen und Kinder aus Afrika. Der lebendige Gottesdienst, der von mehreren afrikanischen Chören musikalisch gestaltet wurde, bildete den Abschluss des zweitägigen Katholikentages der Afrikaner aus Nordrhein-Westfalen, den sie am 9. und 10. September in Münster feierten. Musik und Tanz, Gebet und inhaltliche Auseinandersetzung mit der Frage: „Wo ist unser Platz in der deutschen Kirche?“ bildete den Rahmen des Zusammentreffens, das zum vierten Mal stattfand. 

„Sie gehören zu uns. In der katholischen Kirche in Deutschland und im Bistum Münster haben Sie einen festen Platz.“ Das betonte Bischof Genn in seiner Predigt beim Katholikentag der Afrikaner.

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„Dieser Katholikentag ist ein Plädoyer für die Einheit, er ist ein Gebet um die Einheit und ein Zeugnis für die Einheit“, betonte Dr. Lukas Schreiber, Nationaldirektor für die Ausländerseelsorge der Deutschen Bischofskonferenz. Bischof Genn, der mit Mauretanien und Ghana bereits zwei Länder Afrikas bereist hat, brachte persönliche Erfahrungen ein: „Das Wort Gottes ist in der Welt aktiv. Das durfte ich bei Ihnen, in diesen beiden Ländern besonders spüren und das zeigt auch die Lebendigkeit dieses Gottesdienstes“, erklärte Genn. Er könne nur erahnen, wie viel Mut es gekostet haben müsse, das jeweilige Heimatland zu verlassen und in der Fremde neu anzufangen. „Seien Sie auch hier mutig und stehen gegen alle Fremdenfeindlichkeit, die Ihnen vielleicht begegnen sollte, auf“, ermutigte er die Menschen aus den Ländern Afrikas. Die afrikanische Kultur und die Traditionen des Glaubens bezeichnete der Bischof als „gewaltigen Schatz“: „Deshalb ist es wichtig, dass Sie Teil unserer Gemeinden sind, aber auch, dass Sie sich in Ihren afrikanischen Gemeinden in den NRW-Bistümern versammeln können.“ 

Bei der Eröffnung des Katholikentages am Tag zuvor hatte der emeritierte Weihbischof Dieter Geerlings – als Bischöflicher Beauftragter für die Seelsorge der Katholiken anderer Muttersprache, Kultur und Riten – das „lebendige Glaubensleben“ der afrikanischen Gemeinden in seinem Grußwort gelobt. „Wir spüren, wie Ihre Buntheit und Lebendigkeit unsere deutsche Nüchternheit bereichern kann“, sagte er. Afrika sei ein vielschichtiger Kontinent, doch der Glaube an Gott sei eng mit der afrikanischen Identität verbunden. Dabei erinnerte Geerlings an den Kolonialismus und die damit einhergehende Missionsgeschichte. Dieser habe „die Identität schwer beschädigt und oft eine Lebensweise eingeführt, die nicht afrikanisch ist“. Dessen sei man sich heute bewusst und versuche, ein „eigenständiges afrikanisches Christentum“ zu bilden. „Das lebt hier sicherlich mit auf dem Katholikentag“, sagte der Weihbischof und hegte die Hoffnung auf ein besseres Verständnis für Afrika. 

Gesang, Gebet und mehrere Prozessionen waren Elemente des feierlichen Gottesdienstes zum Abschluss des Katholikentages der Afrikaner in Münster.

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„Wo ist unser Platz in der deutschen Kirche?“ Darauf gaben am Samstagnachmittag Pfarrer Dr. Kizito Nweke, Sprecher auf Bundesebene, und Dr. Emeka Ani, Vorsitzender des Bundespastoralrats, Antworten. Die afrikanischen Katholiken stünden vor der Herausforderung, eine Balance zwischen den beiden kirchlichen Heimaten in Afrika und in Deutschland zu finden, erklärte Nweke. „Unsere Herkunft schenkt uns eine Identität, eine Identität, die uns einen Platz sichert, die uns aber auch fordert“, verdeutlichte der nationale Sprecher. So seien die katholischen Afrikaner aufgefordert, ihre Stimme auch in der deutschen Kirche hören zu lassen und ihre Erfahrung den Menschen vor Ort zur Verfügung zu stellen. Dabei komme es immer auf den menschlichen Umgang miteinander an: „Unsere Unterschiedlichkeit darf kein Grund zum Scheitern, sondern soll eine Bereicherung sein“, betonte Nweke. 

Ani nahm vor allem Bezug auf die demografische Entwicklung Afrikas, wo die Bevölkerung schnell wächst und deutlich jünger ist als in nahezu jeder anderen Weltregion. „Unser Platz ist nicht nur im Jetzt, sondern auch in der Zukunft, damit verstärken wir auch die katholische Kirche in Deutschland“, erklärte der Vorsitzende des Bundespastoralrats. Eine Integration sei ohne Frage notwendig und richtig, dürfe aber nicht mit Anpassung gleichgesetzt werden“, warnte er. „Afrika hat viel zu bieten – unsere Spiritualität, unsere Werte. All das dürfen wir hier in Deutschland einbringen“, ermutigte Ani. 

Ann-Christin Ladermann