Bischof Felix Genn: Aachener Tuchreliquien sprechen von Maria, Jesus und Johannes

, Bistum Münster

Nach Ansicht des Bischofs von Münster, Dr. Felix Genn, können wir uns als Menschen entdecken, wenn wir die bei der Aachener Heiligtumsfahrt gezeigten Tuchreliquien betrachten. „Aber es gibt noch etwas viel Schöneres daran: Sie sprechen von Jesus und von Johannes, der Jesus vorausgegangen ist“, hob Genn bei einer Pilgermesse auf dem Aachener Katschhof hervor.  „In diesem Jesus entdecken wir uns – und wir entdecken Gott. Dass Gott so zu uns ist, dass Er einer von uns wird – wie großartig.“

Bischof Genn steht unter freiem Himmel auf einer Bühne, im Vordergrund sind unscharf grüne Zweige zu erkennen.

Bischof Dr. Felix Genn sprach in Aachen über die Tuchreliquien.

© Domkapitel Aachen / Andreas Steindl

Bischof Genn führte in seiner Predigt aus, dass die Menschen, die Jesus begegnet seien, gespürt hätten: Er ist tatsächlich ganz Mensch, und in ihm ist Gott ganz da. In ihm entdeckten wir Menschen uns, nach seinem Bild seien wir geschaffen, und er habe uns wieder in unser ursprüngliches Bild zurückgeführt. „Selbst, wenn wir behindert sind, blind, taub, gelähmt: Wir bleiben Menschen nach seinem Bild, und er ist gerade für uns in diese Schwachheit hineingegangen“, unterstrich Genn. „Deshalb schauen wir auf die Windeln – Zeichen der Schwachheit und Hilflosigkeit. Deshalb schauen wir auf den Lendenschurz – Zeichen größter Schwachheit. Deshalb schauen wir auf das Tuch der Enthauptung – Zeichen größter und letzter Hilflosigkeit.“

Des Weiteren erklärte Genn in seiner Ansprache, die in Aachen gezeigten Windeln seien ein wunderbares Zeichen dafür, dass Jesus ein Mensch gewesen sei wie wir. Zu diesem Mensch-Werden gehöre auch das Kleid Mariens, das einen weiteren Stoff dieser Pilgerfahrt darstelle. Dieses Kleid erinnere ebenso wie die Windeln daran: Jesus wurde im Leib einer Frau getragen, bis sie ihn eines Tages gebären konnte. Das Lendentuch verweise darauf, dass Jesus seiner Kleider beraubt und ganz nackt ausgezogen worden sei. „Also auch hier wieder: Er ist ganz und gar ein schwacher Mensch“, stellte Genn fest. In dem Enthauptungstuch Johannes des Täufers schließlich könnten wir uns als Menschen wiederentdecken. „Wir können brutal sein. Wir können andere so hassen, dass wir sie ausrotten wollen“, mahnte der Bischof von Münster. „Schauen wir einmal in die Situation unserer Gegenwart. Dort werden Menschen in der Ukraine einfach ausgerottet, ermordet, erschlagen. Aber wir können auch als Menschen so sein wie Johannes: Gradlinig, einstehen für die Wahrheit, uns nicht verbiegen, uns nicht kleinkriegen lassen aus Furcht und Feigheit.“

Abschließend verriet der Bischof, was er Jesus antworten würde, wenn er heute fragen würde, was wir Menschen von ihm hielten. Wenn er diese Tücher sehe und den Pilger-Gottesdienst feiern dürfe, würde er, Bischof Genn, sagen: „Danke, Jesus, dass Du einer von uns geworden bist, dass Du darin uns gezeigt hast, wie sehr Gott uns liebt, so sehr, dass ich mich durch Dich neu entdecken kann.“

Informationen zur Heiligtumsfahrt gibt es im Internet.