Den ursprünglichen Weg nicht aus den Augen verloren

, Kreisdekanat Recklinghausen

In den vergangenen rund eineinhalb Jahren gehörte Burkhard Becker als „Mitarbeiter im pastoralen Dienst“ zum Team der Pfarrei St. Agatha in Dorsten. Dieser Status hat sich seit Sonntag, 10. März, verändert. Denn der 59-Jährige wurde in einer kleinen Feier durch Bischof Dr. Felix Genn in Münster wieder in den priesterlichen Dienst des Bistums aufgenommen. Am Wochenende hat er gemeinsam mit der Gemeinde als Priester den Gottesdienst gefeiert.

Burkhard Becker steht in der Kirche

Burkhard Becker wurde wieder in den priesterlichen Dienst des Bistums Münster aufgenommen.

© Pfarrei St. Agatha Dorsten

Becker war bereits seit seiner Weihe 1990 als Priester im Bistum Münster tätig. Er arbeitete als Seelsorger in Duisburg und Marl. „In den darauffolgenden Jahren wuchs mein juristisches Interesse, ich habe ein Jura-Studium in Erlangen und Köln begonnen und es mit dem ersten Staatsexamen abgeschlossen“, berichtet Becker, der anschließend in Halle an der Saale an der juristischen Fakultät als wissenschaftlicher Mitarbeiter tätig war. 

2007 kam es für ihn zu einem größeren Umbruch. Er bat den Bischof darum, von den priesterlichen Pflichten freigestellt und in den Laienstatus versetzt zu werden. Vier Jahre arbeitete er als Religionslehrer am Pictorius-Berufskolleg in Coesfeld und studierte berufsbegleitend Germanistik. Von 2012 bis 2022 war er an der Kommende Dortmund, dem Sozialinstitut des Erzbistums Paderborn, als Referent tätig. „Ich habe als Jurist die Mitarbeitervertretungen geschult und beraten. Dabei ging es um ihre Rechten und Pflichten bei der Führung der jeweiligen kirchlichen Einrichtung. In dieser Aufgabe konnte ich auch gut meine theologischen und kirchlichen Kompetenzen einbringen“, berichtet Becker. 

Während der ganzen Zeit sei in ihm immer der Wunsch präsent gewesen, wieder als Priester zu arbeiten. Ein Gespräch mit einem befreundeten Pfarrer gab den letzten Anstoß, auf den Priesterberuf zuzugehen. So bat er um eine Wiederaufnahme in den priesterlichen Dienst. Der Bischof befürwortete sein Anliegen gegenüber Rom. Das Verfahren zur Wiederzulassung schreibt vor, dass er sich durch adäquate Formate mit der aktuellen Theologie und Pastoral wieder vertraut machen muss. Dazu nutzte er als Mitarbeiter im pastoralen Dienst die vergangenen eineinhalb Jahre in der Pfarrei St. Agatha in Dorsten. Dort wird er zunächst als Priester weiterhin im Seelsorgeteam mitarbeiten bis der endgültige Einsatzort entschieden ist. „Ich habe gemerkt, dass ich das zu tun möchte, was ich ursprünglich als meine Aufgabe und meinen Weg erkannt habe“, ist für Becker deutlich geworden.

Stichwort: Laisierung
Unter Laisierung versteht man in der katholischen Kirche die Entlassung eines Priesters oder Diakons aus dem Klerikerstand. Die Priesterweihe als Sakrament bleibt bestehen. Die Laisierung wird, wie im Fall von Burkard Becker, auf eigenen Antrag gewährt oder kann als höchste Kirchenstrafe verhängt werden. Bei der Entlassung aus dem Klerikerstand wird der Priester oder Diakon von allen mit der Weihe empfangenen Rechte und Pflichten entbunden.

Michaela Kiepe