Der Beschützer aus schwarzer Mooreiche

Es ist wie in einer früheren Welt: Das Feuer im kleinen Holzofen sorgt für wohlige Wärme, während Frederik Böggemann dicht daneben an seiner Hobelbank steht und schnitzt. Schon im Kindergarten war für den 36-Jährigen klar, dass er eine Ausbildung zum Holzbildhauer machen würde, um später den Betrieb von Vater Ewald zu übernehmen. Heute arbeiten beide in der beschaulichen Werkstatt am Pötterweg in Mettingen – das ganze Jahr über umringt von hölzernen Marias, Josefs und Jesus-Kindern. Weil die Heilige Familie es ihm angetan hat, beteiligt sich Frederik Böggemann seit fünf Jahren mit eigenen Ideen an der Krippenausstellung im RELíGIO, dem Westfälischen Museum für religiöse Kultur in Telgte. In diesem Jahr hatte er eine besondere Idee. Sein Werk trägt den Namen „Der Beschützer“. Gemeint ist damit ein Engel, der das neugeborene Kind in der Krippe hütet.

Sein liebster Platz ist an der Hobelbank.

© Bistum Münster

"Der Beschützer" - so hat Frederik Böggemann seine neueste Krippe betitelt.

© Bistum Münster

Angefangen hat alles mit einem dicken Stamm aus schwarzer Mooreiche. „Den hat ein Landwirt beim Pflügen auf seinem Acker gefunden und uns gebracht“, berichtet Vater Ewald Böggemann. Das ist schon einige Jahre her, das Holz musste erst trocknen und dann gereinigt werden. „Wir haben den Stamm immer wieder gedreht und geschaut, was daraus machbar ist“, beschreibt Frederik Böggemann den kreativen Denkprozess. Weil ihm dessen Wuchs gefiel, wollte er den gespaltenen Stamm nicht groß verändern. Er erinnerte den jungen Bildhauer an zwei Flügel… so wie ein Engel sie hat.

Aber um wen geht es an Weihnachten vor allem? Genau, ums Kind. Um den kleinen Jesus in den Vordergrund zu stellen, schnitzte Frederik Böggemann ihn aus heller, fast weißer Linde. Die Krippenschale fertigte er aus edler Eiche. Der Blick des schwebenden übergroßen Engelkopfes richtet sich auf das Kind – daher der Titel „Der Beschützer“. „Den kann wohl jeder von uns gebrauchen“, sagt Vater Ewald Böggemann nachdenklich.

Mit Edelstahl-Sockel ist das Kunstwerk stolze 1,80 Meter hoch. Beim Gedanken an den Transport nach Telgte und das Finden der perfekten Position treten den Böggemanns Schweißperlen auf die Stirn… ein echter Kraftakt.

Dass der Sohn in seine Fußstapfen getreten ist, macht Ewald Böggemann mächtig stolz. An eine Tischler-Lehre hängte Frederik die Ausbildung zum Holzbildhauer beim Vater an. Da es kaum noch vergleichbare Werkstätten in Deutschland gibt, musste er fürs Theoretische zur Fachschule nach Bad Kissingen. „Wir waren zu zweit in der Klasse“, erinnert sich der junge Familienvater an diese Zeit in kleiner Runde. Den Gesellenbrief in der Tasche, stieg Frederik Böggemann in den Familienbetrieb ein. Am liebsten schnitzt er Tiere, verrät Vater Ewald über seinen Sohn. Ein weiterer Schwerpunkt seiner Arbeit ist das Restaurieren von Gipsfiguren sowie von Figuren aus Holz und von Ornamenten, die Kunden aus ganz Deutschland nach Mettingen schicken. Einen ganzen Raum füllen bei den Böggemanns die Modelle ganz unterschiedlicher Krippenställe. Viele Entwürfe stammen aus der Feder von Frederik. Er übernahm 2014 zudem die Gestaltung und Beschriftung von Kerzen.

Hinaus in die Welt wollte der bodenständige Münsterländer übrigens nie. Er liebt seine Werkbank mit Blick ins Weite. Dann kommen dem jungen Holzbildhauer die kreativsten Ideen. So wie für den „Beschützer“, der im Telgter Religio-Museum über das Kind in der Krippe wacht.

Die 83. Krippenkunst-Ausstellung im RELíGIO in Telgte steht in diesem Jahr unter dem Leitwort „Weihnachtsfrieden“. Mehr als 100 Krippendarstellungen sind zu sehen. Wie immer gibt es ein umfangreiches Begleitprogramm mit Aktionen und Veranstaltungen während der Krippenausstellung, die bis zum 28. Januar geöffnet ist. Weitere Informationen sind im Internet unter www.museum-telgte.de zu finden.

Gudrun Niewöhner