„Der Blick nach oben?“

, Kreisdekanat Warendorf

„Die Augen wandern beim Betreten dieser Kirche meistens nach oben“, weiß Pfarrer Clemens Lübbers, während er seinen Blick durchs Gewölbe der St.-Ludgerus-Kirche in Albersloh schweifen lässt. Hell und klar erscheint der Kirchenraum, der vor vier Jahren umfassend renoviert worden ist, die Seitenschiffe und der Chorraum sind frei von Bänken und bieten viel freie Fläche. „Ideal für eine Ausstellung“, sagt Lübbers. Neben anderen neuen Veranstaltungen ist „Der Blick nach oben?“ die dritte Ausstellung, die seitdem in der Kirche zu sehen ist – es ist die bislang größte. Noch bis Freitag, 29. September, sind Bilder der fünf Künstlerinnen Marianne Borchard, Gerda Falke, Christiane Husmann, Christine Mölleck und Brigitte von der Eltz zu sehen. Verschiedene Veranstaltungen begleiten die Ausstellung.

Freuen sich auf viele Besucher: (von links) Pfarrer Clemens Lübbers, Marianne Borchard, Christiane Husmann, Gerald Konert, Christine Mölleck, Martina Bäcker, Brigitte von der Eltz und Gerada Falke.

© Bistum Münster

Kunst und Kirche seien seit Jahrtausenden miteinander verbunden, sagt Gerald Konert, der die Ausstellung gemeinsam mit Lübbers und Martina Bäcker von der Stadtverwaltung organisiert hat. „Aber dass wir heutige, zeitgenössische Kunst in die Kirche holen, ist etwas Besonderes“, weiß er. Rund 50 Bilder füllen den Chorraum – überwiegend im Großformat mit bis zu zwei mal zwei Metern. Aber auch eine Serie von 24 Bildern im Briefmarken-Format ist dabei. Die fünf Künstlerinnen gestalten mit ihren Bildern jeweils einen Ausstellungsbereich. „Die Bilder müssen wirken“, sind sie sich einig und deshalb dankbar, dass Konert Sitzblöcke für die Besucherinnen und Besucher sowie individuelle Ständer für die Bilder entworfen und von heimischen Handwerksbetrieben hat anfertigen lassen. 
Bewusst ist der Titel der Ausstellung mit einem Fragezeichen versehen: „Wir möchten zum Nachdenken anregen“, erklärt Lübbers und ergänzt mögliche Fragen: „Wo geht unser Blick eigentlich heute hin? Auf die Erde? Nach oben? Was bedeutet oben für jeden Einzelnen von uns?“ Einen Impuls für einen Perspektivwechsel wünscht sich Konert für die Besucher. „Der Klimawandel, die Digitalisierung, politische Uneinigkeiten – vieles fordert uns heraus, sorgt für Unsicherheit und gleichzeitig für ein Gefühl von Aufbruch“, sagt er. 

Gerade in diesen Zeiten wagt Christine Mölleck gerne den Blick nach oben. „Er stimmt mich hoffnungsvoll und lehrt mich Gelassenheit“, spricht sie aus Erfahrung. In ihrer Serie „Kosmos“ greift sie ganz konkret die Darstellung des Himmels künstlerisch auf, auf einem ist sogar die bekannte Himmelsleiter zu sehen, derzeit ein Hingucker an der St.-Lamberti-Kirche in Münster. Marianne Borchard hat in ihren farbenfrohen Kunstwerken persönliche Situationen aus dem vergangenen Jahr verarbeitet, bei Christiane Husmanns Werken sticht ein großformatiges Porträt einer Ordensschwester ins Auge, die ihren Blick emporhebt. In Gerda Falkes Arbeiten tauchen immer wieder die Natur und das Klima als roter Faden auf und Brigitte von der Eltz fordert ganz praktisch auf, nach oben zu schauen: Ihre Rauminstallation, gefertigt aus gebrauchten Geschenkbändern, schwebt über den Köpfen der Besuchern. 

Schon während des Aufbaus haben die Künstlerinnen und das Organisationsteam gute Gespräche mit Besuchern geführt. „Die Ausstellung zieht ein anderes Publikum als nur die Besucher der Sonntagsmessen an“, berichten die Frauen. Es sei schönes, beides miteinander verbinden zu können, findet Lübbers. „Die St.-Ludgerus-Kirche ist ein Gotteshaus, aber eben auch ein Kunstraum. Wir feiern Gottesdienst, es gibt Gespräche und Austausch. Beides ist möglich“, sagt er. Allerdings sei die Ausstellung nicht ohne Förderung zu realisieren gewesen, weiß Lübbers und ist dankbar für die finanzielle Unterstützung durch Landesmittel im Rahmen der „Gemeinschaftsaufgabe Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes (GAK)“ und der LAG 9Plus im Kreis Warendorf. 

Die Besucher können sich auf folgende Begleitveranstaltungen freuen: Am Donnerstag, 14. September, um 19 Uhr ist Tabea Farnbacher in die St.-Ludgerus-Kirche mit einem Poetry-Slam zu erleben. Am Montag, 18. September, um 19 Uhr laden die Veranstalter zu einem theologisch-philosophischen Gespräch mit dem Theologen und philosophischen Praktiker Dr. Thomas Polednitschek und Pfarrer Clemens Lübbers ein. Musikalisch wird es am Freitag, 22. September, um 19 Uhr, wenn Kirchenmusiker Andreas Müller ein Orgelkonzert gibt. Am Freitag, 29. September, um 19 Uhr wird die Ausstellung mit einer Finissage beendet. 

Ann-Christin Ladermann