
Lesen und sich in komplexe Zusammenhänge einarbeiten gehört zu Sarah Rösers beruflichem Alltag als Leiterin der Abteilung Kirchenrecht.
© Bischöfliche Pressestelle / Anke LuchtRöser stammt aus Bergisch Gladbach. In Frankfurt und Freiburg studierte sie katholische Theologie, Politikwissenschaft und Caritaswissenschaft. „Dabei habe ich meine Liebe zum Kirchenrecht entdeckt“, sagt die 33-Jährige. Während ihrer Promotionszeit lehrte sie sechs Jahre am Lehrstuhl für Kirchenrecht der Universität Tübingen und koordinierte ein Projekt zum Partikularrecht. Außerdem war sie zeitweise Gleichstellungsbeauftragte der Katholisch-Theologischen Fakultät und stellvertretende Gleichstellungsbeauftragte der Uni.
„Nach sechs Jahren in der Wissenschaft wollte ich in die Praxis wechseln“, sagt Röser. So sei sie Anfang 2024 Unabhängige Beauftragte für den Schutzprozess gegen sexualisierte Gewalt und geistlichen Missbrauch im Bistum Osnabrück geworden. „Damit war ich auch zumindest wieder etwas näher an der Heimat dran“, erzählt sie schmunzelnd.
Diese Nähe ist seit Juli noch gewachsen – nicht der einzige Grund, warum Sarah Röser gern in Münster arbeitet. „An der Stelle hat mich die Vielfalt der Tätigkeitsbereich gereizt: vom Strafrecht über das Sakramentenrecht bis hin zum Vereinigungs-, Ordens- und Vermögensrecht“, sagt sie, „bei dieser Themenbreite kommt mir zugute, dass ich aus der Wissenschaft komme und mich gern in neue Fragestellungen und Sachverhalte einarbeite.“
Auch ihre „Kundschaft“ ist vielfältig: „Wir erhalten Anfragen vor allem aus Pfarreien, aber auch von einzelnen Gläubigen, und jeder Fall ist wie ein neues Rätsel.“ Es sei jedes Mal ein positives Erlebnis, einen Fall bewusst abzuschließen. Auch die Bistumsleitung wird in kirchenrechtlichen Fragen und Fällen beraten. Zudem herrscht ein reger Austausch mit anderen Abteilungen, vor allem zu den Veränderungsprozessen im Bistum. „Diese haben immer eine kirchenrechtliche Dimension, und unsere Aufgabe ist es, dass die neuen Strukturen auch kirchenrechtlich sauber funktionieren“, erklärt Röser. Eine enge Zusammenarbeit gibt es ebenso mit der Stabsstelle Intervention und Prävention. Grundsätzlich sei man für alle Abteilungen da, „um sie bestmöglich zu unterstützen und gleichzeitig vorhandene Grenzen aufzuzeigen.“
Angesichts der vielen Aufgaben ist Sarah Röser umso dankbarer für den guten Start, den sie in der Abteilung Kirchenrecht ebenso erlebt hat wie im übergeordneten Fachbereich Recht. „Ich bin total glücklich mit unserem Frauen-Dreamteam in der Abteilung“, sagt die Leiterin, „es ist eine wundervolle und niedrigschwellige Zusammenarbeit mit sehr erfahrenen Kolleginnen.“ Auch im Fachbereich und im Bischöflichen Generalvikariat – der Bistumsverwaltung – insgesamt sei sie gut aufgenommen worden. „In vielen Kennenlernrunden sind mir die Menschen sehr wertschätzend, offen und positiv neugierig begegnet“, erzählt sie lächelnd.
Auf dieser Grundlage möchte sie ihre weitere Arbeit angehen – im Bewusstsein, dass das kirchliche Verwaltungsrecht einem Wandel unterliegt. „Die Fälle werden zwar weniger, aber inhaltlich anders und oft komplexer“, sagt Röser, „zum Beispiel haben wir zurzeit erfreulich viele Konversionen und Wiedereintritte, aber diese Zahl wird perspektivisch zurückgehen, ebenso wie die Gesamtkatholikenzahl. Parallel wird die religiöse Zusammensetzung der Bevölkerung und auch der Katholikinnen und Katholiken durch Zuwanderung und religiöse Pluralisierung vielfältiger. Dadurch spielt etwa das katholische Ostkirchenrecht eine zunehmend wichtige Rolle.“ Gleichzeitig sinke in den Kirchengemeinden die Zahl der Mitarbeitenden und damit die kirchenrechtliche Kompetenz: „Das führt zu mehr Anfragen bei uns.“
Zudem nehme die Herausforderungen, die sich aus staatlichen Vorgaben und Gesetzen für die Kirche in Deutschland ergeben, zu. Deren kirchenrechtliche Dimension stelle das kirchliche Verwaltungsrecht vor neue, komplexe Fragen. Für diese halte der Codex Iuris Canonici – das Gesetzbuch des römisch-katholischen Kirchenrechts – kaum Antworten bereit.
An praktikablen Lösungen dafür arbeiten Sarah Röser und ihr Team. Wenn sie damit gerade nicht beschäftigt ist, treibt die Kirchenrechtlerin in ihrer Freizeit Sport. Vor allem das Radfahren hat sie als Neu-Münsteranerin für sich entdeckt. Außerdem liest sie gern, am liebsten Kriminalromane aus den 1920er- bis 1940r-Jahren, bei deren Lösung man „um die Ecke denken muss“ – eine Fähigkeit, die sie auch bei der Arbeit noch oft wird einsetzen können.
Bischöfliche Pressestelle / Anke Lucht
