Fester Regieplan und klare Regeln

, Bistum Münster, Kreisdekanat Steinfurt

Kein Blinken, kein Leuchten, nicht mal ein kurzes Aufblitzen. Die Bildschirme in der Spelunke sind schwarz geblieben. „Es funktionierte nichts.“ An die Schrecksekunde erinnert sich Tristan Bangert noch gut. Zum Glück blieb dieser Stromausfall bislang der einzige im Regieraum. Seit fast genau zehn Jahren – und damit fast von Anfang an – gehört der 26-jährige Grevener zum Streamingteam des Bistums Münster, das Gottesdienste und Veranstaltungen aus dem St.-Paulus-Dom überträgt. Und weil ihm das nach wie vor viel Freude macht, denkt der Softwareentwickler aus Greven nicht ans Aufhören. Im Gegenteil. Mindestens einmal pro Woche, manchmal öfter, steht er auf dem Dienstplan. Und dabei schauen ihm mehrere hundert, manchmal sogar mehrere tausend Internetuser über bistum-muenster.de, paulusdom.de und die Social-Media-Kanäle des Bistums zu.

Tristan Bangert

Tristan Bangert aus Greven gehört seit fast zehn Jahren zum Streamingteam des St.-Paulus-Doms. Im Dezember 2013 wurde erstmals ein Gottesdienst übers Internet aus der Kathed-ralkirche in Münster übertragen.

© Bistum Münster

Nach technisch versierten und zugleich liturgisch interessierten Jugendlichen und jungen Erwachsenen hatte Martin Wißmann von der Medienabteilung des Bistums 2013 gesucht. Und sich dabei auch im Knabenchor am Dom umgehört, in dem Tristan Bangert damals mitgesungen hat. „Ich habe die Aufgabe sofort spannend gefunden“, erinnert er sich an die ersten Planungsrunden.

Damals gab es nur alle paar Wochen mal einen Stream. Nach und nach wurden es mehr: „Immer dem Grundsatz folgend, das Besondere aus dem Dom zu übertragen“, erklärt Wißmann und meint damit Gottesdienste, die nicht regelmäßig anstehen, Veranstaltungen wie die DomGedanken oder die geistlichen Themenabende. Mit der Corona-Pandemie bekam das Streaming einen deutlichen Schub. Seitdem ist Bangert auch regelmäßig bei den täglichen Übertragungen der Abendgottesdienste aus der St.-Lamberti-Kirche in Münster dabei.

Im Laufe der Jahre ist das technische Equipment ständig professioneller geworden. Im Regieraum stehen ein Videomischpult, eine Kamerafernsteuerung mit Joystick, drei Bildschirme, dazu ein PC und ein weiterer Laptop. So haben die Streamer die vier fest installierten Kameras im Blick. Manchmal kommt zusätzlich eine mobile Kamera zum Einsatz.

Für die Übertragung gibt es einige unumstößliche Regeln: „Wichtig ist, dass die Zuschauenden zu Hause ein möglichst ähnliches Bild haben wie die Mitfeiernden im Dom“, benennt Bangert einen festen Grundsatz. Wer zu hören ist, wird von vorne gezeigt – egal, ob Priester, Lektor oder Chor.

Wenn es ruhig wird im Dom, soll dies im Bild deutlich werden: „Wir zeigen dann meist ein Standbild.“ Das Übertragende muss den Charakter der Veranstaltung widerspiegeln.

Gespür ist bei persönlichen oder privaten Momenten wie beispielsweise dem Austeilen der Kommunion gefragt: „Wir zeigen dann keine einzelnen Personen, sondern gehen in die Totale oder zeigen Sakralkunstwerke im Dom.“ 

Welches Bild die Zuschauenden gerade sehen können, entscheiden die Streamer. Im Regieraum des Doms sitzen immer zwei von ihnen aus dem insgesamt 15-köpfigen Team.

Vorab bekommen die Diensthabenden einen Regieplan, der den Ablauf des Gottesdienstes oder der Veranstaltung minutiös darstellt. So können Tristan Bangert und seine Mitstreiter die Liedanzeigen und auch die sogenannten Bauchbinden mit den Namen und Funktionen der im Bild gezeigten Akteure vor der Live-Übertragung vorbereiten.

Das notwendige technische Knowhow hat der hauptberufliche Softwareentwickler längst für sich abgespeichert. Für den Fall der Fälle, dass neue Streamer eingearbeitet werden sollen, gibt es dank Martin Wißmann aber alles auch schwarz auf weiß: „Für jede Eventualität liegt eine Anleitung vor“, sagt Bangert mit Blick auf eine lange Liste.

Auch nach vielen Jahren im Übertragungsteam freut sich der Grevener immer noch über Rückmeldungen. Nicht selten melden sich Zuschauende beim Pfarrer oder der Medienabteilung des Bistums und bedanken sich für die Möglichkeit, von zu Hause dabei sein zu können.

Dem Anspruch der Mitfeiernden am Bildschirm gerecht zu werden, spornt Tristan Bangert weiter an: „Selbst zu entscheiden und verantwortlich dafür zu sein, welche Bilder gezeigt werden, das macht Spaß“, sagt der 26-Jährige. Weil dann im Dom besonders viel passiert, mag der Grevener Hochfeste wie Ostern und Weihnachten. Bei solchen großen Ereignissen ist er manchmal doch noch nervös, gesteht der erfahrene Streamer… Meistens Gott sei Dank grundlos.

Gudrun Niewöhner