„Die junge Stimme ist eine so wichtige“

, Kreisdekanat Warendorf

„Meine Meinung zählt.“ Johanna Müller hat ein bisschen gebraucht, bis sie sich dessen sicher war. Mit 17 Jahren ist die Schülerin die jüngste Teilnehmerin des Synodalen Wegs, bei dem die katholischen Bischöfe und die Kirchenbasis über Reformen in der Kirche beraten. Zwischen Personen mit „Rang und Namen“, Menschen mit Erfahrung und theologischer Expertise habe sie sich zunächst „klein“ gefühlt. Doch die Rückmeldungen, die die junge Frau aus Marienfeld bei Harsewinkel bekommt, sind andere: „Die junge Stimme ist eine so wichtige“, schreibt sie jetzt in einem Beitrag, der im Buch „Synodaler Weg – Letzte Chance?“ erschienen ist. „Aufzeigen, woher wir kommen, auf eine verständliche Sprache hinweisen, Präzision fordern und Lebensnähe einbringen. Nach einem Sommer Forumsarbeit habe ich meine Rolle gefunden.“

Johanna Müller bei der Regionalkonferenz des Synodalen Wegs im September in Dortmund.

Johanna Müller bei der Regionalkonferenz des Synodalen Wegs im September in Dortmund.

© Synodaler Weg/Bezem Mashiqi

Die Herausgeber des Buches, Michaela Labudda und Marcus Leitschuh, sind beide Mitglieder der Vollversammlung des Synodalen Weges, und haben in ihrem Buch Stimmen aus und über den Synodalen Weg sowie zur Zukunft der Kirche veröffentlicht. Pünktlich zur nächsten Vollversammlung, bei der sich die 230 Delegierten am 4. und 5. Februar digital versammeln, ist es im Bonifatius-Verlag erschienen. Neben Johanna Müller geben aus dem Bistum Münster auch Kerstin Stegemann, Schwester Katharina Kluitmann und Bischof Dr. Felix Genn in Beiträgen Einblick in ihre Erfahrungen mit dem Reformprozess.

„Ich nehme am Synodalen Weg teil, weil ich mir eine Kirche mit mehr Glaubwürdigkeit wünsche“, hatte Johanna Müller zu Beginn des Prozesses vor rund einem Jahr betont. Jung und Alt sollten sich von „dieser Kirche“ angesprochen fühlen, sie solle authentisch und dabei unaufdringlich als Gemeinschaft auftreten. Denn die 17-Jährige hat einen Wunsch: „Ich möchte mich nicht mehr für meine Kirche schämen.“ Entgegen ihrer Wahrnehmung im Alltag nehme sie beim Synodalen Weg keine Kirche wahr, „die niedergeschlagen, ängstlich und konservativ ist“, schreibt Johanna Müller in ihrem Buchbeitrag. „Menschen treten für ihre Kirche ein, obwohl sie nicht selten frustriert sind“, macht sie die Erfahrung. Es beeindrucke sie, dass diese Menschen ihre Kirche nicht einfach aufgeben und es nicht zulassen, „dass sie sich immer weiter von den Menschen und ihrem Leben entfernt.“

Für die zweite Halbzeit des Synodalen Wegs, die aufgrund der Verschiebungen durch die Corona-Pandemie länger dauern wird als die erste, hat Johanna Müller klare Vorstellungen: „Wir haben uns jetzt über unsere Befindlichkeiten ausgetauscht, nun heißt es anfangen abzustimmen, nur so kommen wir weiter.“ Sie ist sich bewusst, dass die katholische Kirche noch einen langen Weg vor sich hat. „Der Synodale Weg ist eben ein Marathon und kein Sprint.“

Das Buch „Synodaler Weg – letzte Chance?“ ist 2021 im Bonifatius-Verlag erschienen und kostet 18,90 Euro.

Ann-Christin Ladermann