Dienende Kirche liegt in der Verantwortung aller Christen

In einer Gesellschaft der Selbstverwirklicher und Selbstdarsteller hat Dienen keine Lobby. Für die christlichen Kirchen aber gehört es zu ihren wesentlichen Aufgaben.

Deshalb stand die vierte und letzte Veranstaltung des Ringforums, das das Kreisdekanat Steinfurt zur Vertiefung des Pastoralplans des Bistums Münster veranstaltet hat, am Mittwoch (10. September 2014) unter dem Titel "Eine Kirche, die nicht dient, dient zu nichts". Dazu referierte Domkapitular Dr. Klaus Winterkamp, seit 2010 Vorsitzender des Caritasverbandes für die Diözese Münster, in der Familienbildungsstätte Ibbenbüren.

Das Ringforum hat das Kreisdekanat in Zusammenarbeit mit dem Katholischen Bildungsforum Steinfurt und dem Gertrudenstift organisiert. Beginnend im Dezember 2013, haben vier Veranstaltungen unter dem Motto "Optionen. Konkret. Machen." je eine der vier sogenannten Optionen des Diözesanpastoralplans in den Blick genommen. Dieser soll den Pfarreien als Orientierung zur Erarbeitung eigener Pastoralpläne dienen.

Am Mittwoch ging es um die Option der dienenden Kirche. Dazu hörten die rund 100 Gäste vom Caritas-Vorsitzenden ein engagiertes Referat. Laut Personalplan solle das Dienen enger an die Pastoral angebunden werden und die Kirche "eine offene, einladende und sich mit den Menschen, besonders mit den Armen, solidarisch zeigende" sein, so Winterkamp. Das sei "weder neu noch spezifisch Bistum Münster." "Jesus Christus, der am Anfang unserer Kirche steht, hat ihr das Dienen von Anfang an ins Stammbuch geschrieben", betonte der Referent.

Die bedingungs- und unterschiedslose Zuwendung zu Benachteiligten sei zur Zeit der Entstehung des Christentums etwas radikal Neues gewesen. Schließlich hätten Armut und Krankheit damals als selbstverschuldet gegolten. Fürsorge hätten Wohlhabende nur zur eigenen Ehre betrieben. "Dass das Christentum die Ausgestoßenen um ihrer selbst willen unterstützte, machte diese neue Religion attraktiv", erklärte Winterkamp.

Wie die Kirche sich über die Jahrhunderte entwickelt habe, so habe sich auch ihre dienende Seite entwickelt, erklärte der Referent weiter: vom Dienen als Aufgabe der Bischöfe über die Gründung dienender Orden und von Stiftungen bis hin zur Entwicklung des Verbandswesens. So werde das Dienen als Thema immer mal wieder neu aktuell.

Wichtig sei "der Zusammenhang zwischen einer dienenden und einer glaubwürdigen, weil armen Kirche. Anders formuliert: Muss eine dienende Kirche arm sein, um glaubwürdig zu sein?" fragte der Referent. In der Antike habe es sowohl arme als auch sehr reiche Teilkirchen gegeben. "Eine arme Kirche kann nicht helfen", verdeutlichte Winterkamp, "entscheidend ist der pragmatische Umgang mit dem Geld." Als positives Beispiel dafür nannte er die weltweiten Leistungen der kirchlichen Hilfswerke.

Mit Blick auf die eingangs genannte Beschreibung von Kirche im Diözesanpastoralplan betonte der Caritas-Vorsitzende: "Viel mehr als an ihrem Vermögen leidet die Glaubwürdigkeit der Kirche daran, dass sie oft nicht einladend ist." Diese Kritik betreffe nicht allein die Amtsträger: "Wir alle müssen uns fragen, ob wir als Christen wirklich an den Menschen und ihren Fragen interessiert sind, oder ob wir nicht ganze Lebenswelten sträflich ignorieren." Eine dienende und zugleich verkündende Kirche müsse an dem ansetzen, was die Menschen bewege.

Beispiele für Projekte, die genau dort ansetzen, nannten im Anschluss an das Referat Barbara Kurlemann, Geschäftsführerin des Sozialdienstes Katholischer Frauen e.V. in Ibbenbüren und Johannes Rott vom Caritasverband Tecklenburger Land. Sie stellten die kinderbegleitenden Projekte ELFEN und "Wir für Kinder" sowie die SozialPunkte im Tecklenburger Land vor.

Die abschließende Diskussion entwickelte sich lebhaft und sprach unter anderem noch einmal den Zusammenhang zwischen einer reichen und einer dienenden Kirche an. Auch die Frage, wie die verschiedenen kirchlichen Ebenen und die Menschen einander "auf Augenhöhe begegnen" könnten, stand im Raum. Domkapitular Dr. Winterkamp wies hierzu erneut nachdrücklich auf die das Prinzip der Gegenseitigkeit hin: "Die Verantwortung liegt nicht allein bei den Amtsträgern." Vielmehr müssten alle Christen aufeinander und nacheinander schauen.

Text: Bischöfliche Pressestelle
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