Als Dauerbrenner entpuppte sich die Diskussion rund um das Thema KiBiz. Mit der Reform des Gesetzes will die Landesregierung nach ihren Angaben eine Qualitätsoffensive starten. „Mit dem ersten Rettungspaket 2017 haben wir die ärgsten Nöte der Träger abmildern können“, erklärte Diekhoff. Mit weiteren Investitionen gelte es nun, die Kitas finanziell zukunftssicher aufzustellen und die Qualität der Betreuung zu fördern.
Weihbischof Zekorn ermutigte zu einem Erhalt unterschiedlicher Kita-Anbieter. „Eine vielfältige Gesellschaft benötigt ein vielfältiges Angebot. Subsidiarität ist gerade in der frühen Bildung notwendig, weil dort die Einbindung der Familie besonders wichtig ist.“ Als ein „Verwaltungsmonster“ bezeichnete Dechant Karl Kemper das KiBiz: „Ganz ohne Verwaltung geht es nicht, aber was Erzieherinnen und Erzieher dokumentieren und die Träger verwalten müssen, ist kaum zu leisten“, kritisierte er. Kemper beklagte außerdem den Mangel an Kita-Personal und forderte zudem eine Verbesserung der räumlichen Situation. Wenn die Kinder in Schichten essen und schlafen müssten, sei es nicht möglich, sie mit einer Esskultur vertraut zu machen.
Leidenschaftlich diskutierten die Vertreter von Politik und Kirche über die Frage, wie weit die Gesellschaft bei der vorgeburtlichen Gendiagnostik gehen darf und welchen Stellenwert der Lebensschutz angesichts der immer genauer werdenden Testverfahren auf die Gesundheit ungeborener Kinder hat. Anlass dafür war die Diskussion im Bundestag über Tests, die Trisomien bereits im Mutterleib erkennen können. Diekhoff erklärte, dass der Test bereits seit 2012 frei erhältlich sei und von einigen privaten Krankenkassen übernommen werde. Durch eine Kostenübernahme der gesetzlichen Kassen würden Frauen mit geringerem Einkommen nicht länger benachteiligt.
Zekorn wies auf von betroffenen Frauen geschilderte Perspektiven hin: Die Diagnose vor der Geburt gleiche einem „theoretischen Projekt“, auf das man sich nur in Teilen vorbereiten könne. Sie stehe aber der „erfahrenen Wirklichkeit“ nach der Geburt gegenüber. Er ermutigte mit Blick auf die Zukunft zur breiten gesellschaftlichen Diskussion über ethisch brisante Fragen. Einig waren sich die FDP- und Kirchenvertreter darin, dass es auch darum gehen müsse, wie Eltern, die ein Kind mit Behinderung erwarten, wirkungsvoll unterstützt werden können.
Weihbischof Zekorn und die Dechanten informierten außerdem über die Präventionsarbeit im Bistum Münster. Mehr als 50.000 Menschen – Haupt- und Ehrenamtliche – seien in den vergangenen sechs Jahren geschult worden. Darüber hinaus habe das Bistum alle Pfarreien und Einrichtungen verpflichtet, ein Institutionelles Schutzkonzept (ISK) zu erstellen, in dem Maßnahmen festgelegt werden, die das Risiko sexualisierter Gewalt in den kirchlichen Einrichtungen senken. Kreisdechant Peter Lenfers berichtete als Pfarrer von St. Laurentius in Warendorf – eine der ersten Pfarreien, die ihr ISK bereits im November vergangenen Jahres verabschiedet hat – von dem partizipativen Prozess: „Alle Haupt- und Ehrenamtlichen konnten sich einbringen und haben zusammen einen Verhaltenskodex entwickelt und Beschwerdewege festgelegt.“ Auch nach der Fertigstellung bleibe das Thema Prävention eine Dauerbaustelle, sagte Lenfers. „Es geht darum, eine Kultur der Achtsamkeit zu fördern.“
Ann-Christin Ladermann