Domweihjubi Pressekonferenz
Noch genau ein Jahr, dann wird in Münster das 750-jährige Jubiläum der Weihe des St.-Paulus-Doms gefeiert werden. Vom 26. bis zum 28. September 2014 sind Menschen aus allen Teilen des Bistums eingeladen, sich als Pilgerinnen und Pilger auf den Weg nach Münster zu machen.
Am 26. September 2013 stellte Dompropst Kurt Schulte bei einem Pressegespräch im Kachelzimmer des Doms die Eckpfeiler des Programms und die Ziele der Jubiläumsfeier vor. Zudem wurden auch Leitwort und Logo präsentiert: Das Jubiläum steht unter dem Motto "Willkommen im Paradies"; beim Logo steht der Dom im Zentrum, umgeben ist er von einer bunten, an Blumen erinnernden kaleidoskopartigen Illustration.
Das Programm sieht vor, dass am Freitag, 26. September 2014 insbesondere Schülerinnen und Schüler nach Münster eingeladen werden sollen; um 17 Uhr ist die Eröffnung auf dem Domplatz, am Abend soll es vielfältige kulinarische Angebote insbesondere auch für die Münsteranerinnen und Münsteraner geben und zudem ein besonderes kulturelles Angebot. Der Samstag, 27. September 2014 steht im Zeichen von Gottesdiensten, Katechesen, Diskussionen, Vorträgen, Gesprächs- und Dialogangeboten. Christen aus dem Bistum Münster präsentieren ihr vielfältiges Engagement; am Abend ist ein Open Air Konzert auf dem Domplatz, wo tagsüber ganz regulär der Markt stattfindet. Zum Abschluss wird am Sonntag, 28. September 2014 die Eucharistie auf dem Domplatz gefeiert, bevor alle zu einem abschließenden Mittagessen eingeladen sind. An allen Tagen soll die Gelegenheit gegeben sein, den Dom anders oder intensiver zu erleben als das im Alltag möglich ist.
Dompropst Schulte sagte, dass das genaue Programm des Jubiläums sich erst in den nächsten Wochen und Monaten entwickeln werde. Klar sei aber bereits die Zielsetzung: "Wir wollen Zeugnis einer alle Menschen einladenden Kirche geben. Alle sind eingeladen, jeder ist willkommen, niemand soll sich ausgeschlossen fühlen." Das gelte ganz ausdrücklich auch für Menschen mit Behinderung. Auch in "ökumenischer Verbundenheit" solle gefeiert werden. Der Dompropst unterstrich, dass es nicht in erster Linie darum gehe, den Dom als Bauwerk zu feiern. Vielmehr sei das Jubiläum Anlass, um sich bewusst zu machen, dass "sich in diesem Dom seit 750 Jahren Menschen versammeln, um zu beten, um miteinander Gottesdienst – vor allem die Eucharistie – zu feiern, in der Jesus Christus selbst gegenwärtig ist."
Die Feier des Jubiläums finde in dem Bewusstsein statt, "dass wir uns als Kirche auch im Bistum Münster in Veränderungsprozessen befinden und dass viele Gläubige auch kritische Anfragen an ihre Kirche haben und teilweise auch schmerzhafte Erfahrungen mit ihrer Kirche machen. Auch hierüber wollen wir beim Domweihjubiläum miteinander ins Gespräch kommen."
Logo und Leitwort stellte Stephanie Agethen von der Agentur "Perdita Duttke Kommunikation" vor. Sie sagte, über die so genannte Wort-Bildmarke solle zum Ausdruck gebracht werden, dass ein fröhliches, buntes und einladendes Fest gefeiert werde, das im Zeichen von "Offenheit, Vielfalt und Spiritualität" stehe. Das Jubiläum biete "Anlass zur Freude über die Gemeinschaft und Vielfalt des Glaubens und zugleich Anlass für Dialog und Begegnung."
Dompropst Schulte bezeichnete das Leitwort "Willkommen im Paradies" als eine "Provokation", im Sinne einer Herausforderung. Er erinnerte daran, dass es in Münster vor einigen Monaten eine öffentlich geführte, teilweise sehr kritische Diskussion über die Entscheidung des Domkapitels gegeben habe, dass Bettler nun nicht mehr im "Paradies", dem Vorbau und Eingangsbereich des Doms, betteln dürfen.
"’Willkommen im Paradies’ ist keine makabre Antwort auf diese Kritiken – im Gegenteil will das Leitwort auch diese Kritiken aufgreifen und dazu anregen, sie in konkrete Handlungsoptionen umzusetzen", sagte der Dompropst. Denn gerade Christen müssten sich die Frage stellen, ob in ihrem Verhalten etwa gegenüber Wohnungslosen, Flüchtlingen, Frauen, die sich prostituieren müssten, Arbeitslosen oder Sozial-Schwachen wirklich zum Ausdruck komme, dass sie in diesen immer zuerst den Menschen sähen, in dem sie auch das Antlitz Gottes erkennen würden. Das Domweihjubiläum solle hier genutzt werden, um im ganzen Bistum nachhaltige Akzente zu setzen, die diesen Anspruch in konkretes Handeln umsetzen würden. Mit verschiedenen Trägern der Wohnungslosenhilfe sei man etwa schon im Gespräch, sagte Schulte.
Das Jubiläum, so fuhr der Dompropst fort, solle zudem genutzt werden, um Missstände aufzuzeigen, die gerade in letzter Zeit öffentlich stark diskutiert worden seien. "Dabei werden wir zunächst auch vor der eigenen Haustür kehren und uns nicht scheuen, auch Missstände und kritische Themen in der Kirche anzusprechen", sagte Schulte und ergänzte: "Wir sind uns sehr bewusst, dass die Kirche natürlich nicht das Paradies ist." Zugleich solle beim Jubiläum aber auch gezeigt und gefeiert werden, dass es im ganzen Bistum schon unzählige Christen gebe, die sich haupt- wie ehrenamtlich auf großartige Weise für andere Menschen einsetzten. "Sie schaffen so für diese Menschen zumindest etwas bessere, wenn auch noch längst keine ‚paradiesischen’ Zustände", sagte der Dompropst. Er unterstrich, dass das Paradies "ein Ort des Lebens" für alle Menschen, gerade auch für die Menschen am Rande sei. "Das deutlich zu machen: dieser Herausforderung, dieser Provokation möchten wir uns beim Jubiläum stellen. Das möchte das Leitwort ‚Willkommen im Paradies’ zum Ausdruck bringen. Und in diesem Sinne wollen wir das Jubiläum feiern."
Dr. Paul Deselaers, bis Ende vergangenen Jahres Spiritual am Bischöflichen Priesterseminar in Münster, ordnete das Leitwort theologisch ein und betonte in seinem geistlichen Impuls, dass das "Paradies", das Eingangsportal, des St.-Paulus-Doms ein Ort sei, "an dem das Leben mit seinen Hintergründen und Abgründen, mit seinen Anfängen und Zielen in den Blick genommen werden kann." Dieser Ort könne helfen, eine Annäherung an Gott zu ermöglichen. Im Aufblick zu Gott geschehe Klärung und Reinigung sowie Prüfung und Vorbereitung: "Es geht ja darum, unter dem Blick Christi diese Welt so zu gestalten, dass eine Verbindung von Erde und Himmel erahnt werden kann, dass diese Erde paradiesische Züge bekommt."
Deselaers betonte, dass aber die Probleme, die die Menschheit von Anfang begleiteten, nicht geringer geworden seien. Entscheidend an der Komposition des "Paradieses" sei: "Christus Jesus ist der Richter der Welt." Sein Gericht, so unterstrich Deselaers, sei "die Hilfe zur Selbstfindung des Menschen, zur Befreiung aus Unschuldswahn, zur Lösung aus der Lebenslüge, zur Weckung aus dem Schlaf des Gewissens."
Weiter sagte er, dass an der Todesgrenze das Paradies auftauche, "der alte Sehnsuchtsort und Inbegriff der Verheißung, an Gottes Leben Anteil zu bekommen: "Im Dom bereitet das Paradies auf die Vollendung vor." Im Übergang vom Paradies zum Dom würden die Menschen daran erinnert, dass alles Gelingen und alle irdischen Glückseligkeiten im Tiefsten mit der Absage an die Eigenmächtigkeit zusammenhingen. "Paradies ist Heil und Heilung, ist ewiges Erbe", sagte Deselaers.
Info: Im Jahr 1264 wurde der St.-Paulus-Dom in Münster nach knapp 40-jähriger Bauzeit vollendet und am 30. September 1264 durch Bischof Gerhard von der Mark geweiht.
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Text: Bischöfliche Pressestelle
Kontakt: pressestelle[at]bistum-muenster.de
