Ehe-, Familien- und Lebensberatung berät seit zehn Jahren auch Online

"Ich hoffe auf Ihre Hilfe. Ich bin dermaßen unzufrieden mit meiner Lebenssituation, mit mir, mit meinem Freund …" – Ende 2003 schrieb eine junge Frau unter dem Benutzernamen "die-ratlose" nachts eine erste Anfrage an die damals neue Onlineberatung der Ehe-, Familien und Lebensberatungsstellen (EFL) im Bistum Münster.

"die-ratlose" nutzte als erste diesen elektronischen Weg, um Unterstützung zu bekommen; einen Weg, der sich ständig wachsender Nachfrage erfreut.

"Online erreichen wir viele Menschen, die nicht in reale Beratungsstellen gehen würden", bilanziert Stephan Billen von der Beratungsstelle Emmerich, die als eine von vielen das netzgestützte Beratungsangebot sicher stellt, "Hilfsangebote per E-Mail oder Chat sind längst zu wichtigen und unverzichtbaren Säulen unserer Arbeit geworden". Eine Besonderheit, die diesen Weg so beliebt mache, sei die Anonymität, die der User mit seinem selbstgewählten Benutzernamen wählen könne, erklärt Billen.

Rund 1.500 Menschen haben sich innerhalb der ersten zehn Jahre an die Onlineberatung der EFL im Bistum Münster gewandt. Deren neun Fachkräfte, die im Bistum verteilt in Beratungsstellen sitzen, beantworteten in dieser Zeit mehr als 5.000 Mails, chatteten knapp 1.000 Mal mit einzelnen Ratsuchenden und moderierten fast 150 Gruppen-Chats. Unter dem Strich kam die Onlineberatung der EFL im Bistum Münster innerhalb von zehn Jahren auf fast 5.000 Beratungsstunden.

"In vielen Mails wird sehr offen, sehr tiefgehend und sehr detailliert über intimste Gedanken, Gefühle und Erlebnisse erzählt", schildert Billen. Auch ansonsten tabuisierte Themen wie Sexualität oder Selbstverletzungen würden oft schon in ersten elektronischen Nachrichten angesprochen. "Schreiben fällt manchen eben leichter als erzählen", so Billen. Die Berater würden dann "zeitverzögert lesen, auf sich wirken lassen, verstehen, vielleicht nachfragen, einen Weg mitgehen und Gedanken beisteuern, die weiterhelfen".

Manche Ratsuchende bräuchten aber auch die Zweierberatung mit einem direkten Gegenüber, den Einzel-Chat. Im virtuellen Sprechzimmer würden Klienten und Berater am vereinbarten Chat-Termin dann ein netzgestütztes Schreibgespräch führen. "Diese Form ähnelt dem Gespräch im Beratungszimmer sehr und senkt in vielen Fällen die Hemmschwelle, anschließend Termine in Beratungsstellen am Ort wahrzunehmen", erklärt Billen.

Ausschließlich im Bistum Münster gibt es bislang die Möglichkeit von Gruppen-Chats in der Onlineberatung. Bei diesen 90minütigen Terminen können jeweils zehn Teilnehmer mitmachen, die sich zu Beginn jeweils auf ein oder zwei Themen festlegen. "Es hat sich inzwischen eine virtuelle Gruppe gebildet, in der viele sich kennen und sich gegenseitig tragen", freut Billen sich. Für die Beratungsfachkräfte seien Gruppen-Chats eine große Herausforderung, da hier Pionierarbeit geleistet werde, die inzwischen auch in der Wissenschaft auf Interesse stoße.

Link:

www.ehefamilieleben.de/onlineberatung

Text: Bischöfliche Pressestelle
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