176 Tage verbrachte Reiter 1995 auf der Raumstation MIR, 166 weitere Tage folgten 2006 auf der ISS. „Es ist ein unbeschreibliches Gefühl, zum ersten Mal das Weltall zu betreten“, berichtete der frühere Raumfahrer über drei nicht ganz ungefährliche Außeneinsätze im Raumanzug, die ihm die beiden Aufenthalte im Weltall ermöglichten. Hartes Training, darunter Übungen in großen Wassertanks, um den Umgang mit dem Astronautenoutfit zu trainieren, außerdem eine Überlebensausbildung für Notsituationen seien Voraussetzung für die Missionen gewesen.
Anhand von kurzen Videos und Fotos gab Reiter den Schülern einen Einblick in den Alltag in einer Raumstation, er erzählte davon, wie schwierig es ist, in der Schwerelosigkeit einen Schraubenzieher zu drehen, und dem magischen Gefühl, von außen auf die Erde zu blicken. Oft glaube man, dass der Ort auf der Erde, an dem man sich gerade befindet, das Zentrum des Universums sei, sagte Reiter. „Die Raumfahrt verdeutlicht, dass dem nicht so ist und lässt in einem Ehrfurcht vor der Natur, vor der Schöpfung aufkommen.“
Ein Großteil der Arbeitszeit im Weltall habe Reiter – so wie alle Astronauten – mit Experimenten verbracht. Wie verhält sich Wasser, wie eine offene Flamme in der Atmosphäre, wie verändern sich Stoffe? Auch die Wartung der Bordsysteme habe Zeit in Anspruch genommen.
Sein Wunsch, den er in die Friedensschule mitbrachte: „Ich möchte die Jungen und Mädchen ein bisschen für die Natur- und Ingenieurswissenschaften begeistern. Wenn wir uns die Abschlusszahlen an den technischen Universitäten in Deutschland anschauen, ist definitiv Luft nach oben – insbesondere, was den Frauenanteil angeht“, wusste Reiter. Gebannt folgten die Schüler seinem Vortrag, einige stellten nach Ende der Stunde konkrete Fragen. Vielleicht ein erstes Zeichen, dass der Funke der Leidenschaft für die Raumfahrt von Thomas Reiter übergesprungen ist.
Ann-Christin Ladermann