
Mehr Motorradtouren möchte Gregor Ewering künftig unternehmen, der zum 1. Dezember als Kirchenrichter des Offizialats Münster in den Ruhestand gehen wird.
© Bischöfliche Pressestelle / Anke Lucht1988 wurde der Münsteraner, der zuvor Theologie, Jura und Kanonisches Recht studiert hatte, zum Diözesanrichter ernannt. Die Anfänge und das Ende seines Berufslebens sieht Ewering eingerahmt: „Ich bin im Offizialat angefangen, kurz nachdem der Neubau bezogen wurde. Ich höre jetzt auf, kurz bevor das Offizialat ausziehen und das Haus für andere Zwecke umgebaut werden soll. Das ist schon bemerkenswert und gibt genug Anlass zum Nachdenken.“
Vielfältige Bilder – von seiner Frau, den zwei Kindern und sogar seiner Enkelin gestaltet – schmücken in dem jetzt zu räumenden Büro die Wände. Die Familie ist es auch, die künftig noch mehr im Mittelpunkt von Gregor Ewerings Leben stehen wird. Ansonsten hat er für den Ruhestand „keine großen Pläne. Ich habe schon jetzt genug zu tun, das wird dann auch so bleiben.“ Allerdings hofft er, noch das ein oder andere Reiseziel zu besuchen. „Es gibt doch noch einige Städte und Länder, die ich noch nicht gesehen habe. Seit Jahren überlegen wir, nach Australien zu fahren. Vielleicht machen wir das im nächsten Jahr“, sagt der Münsteraner, der außerdem öfter mal eine Motorradtour unternehmen möchte. Er ist sich sicher: „Ich werde die Kollegen vermissen, aber den einen oder anderen werde ich weiterhin privat treffen.“
Vermissen dürfte er das ein oder andere Mal auch seine Arbeit, die ihm nach eigenen Angaben viel Freude gemacht habe. Positiv bewertet er den Wandel, der sein Aufgabenfeld über die Jahrzehnte erlebt hat. „In den letzten 20 Jahren war ich auch für die Diözese Reykjavík zuständig“, nennt er ein Beispiel, „und das ist eine absolute Bereicherung für meine Arbeit, weil ich lernte, über den Tellerrand zu schauen und andere Denkweisen und Kulturen zu verstehen, was dann auch Auswirkung auf meine Arbeit mit den Münsterischen Verfahren hatte.“ Dies trifft auch auf Eheprozesse zu mit Beteiligten aus dem Vorderen Orient: „Einige Probleme sind bislang weder im kirchlichen noch im staatlichen Bereich ausreichend erkannt worden.“
Er habe immer gern für die Kirche gearbeitet, obwohl er diese Arbeit zunehmend habe rechtfertigen müssen und sich auch selbst mehr hinterfragt habe als in früheren Berufsjahren. Ihn habe aber stets die Überzeugung motiviert, „mit meiner Arbeit Menschen zu helfen, und das tue ich gerne, ganz im Sinne unseres Gesetzbuches, wonach in unserer Kirche immer das Heil der Seelen oberstes Gesetz sein muss.“
So hält der erfahrene Kirchenrechtler es unverändert „für sinnvoll und hilfreich, Kirchenrecht zu studieren. Zwar wird das Eherecht in Zukunft einen anderen Stellenwert haben, aber das wäre durchaus positiv zu werten.“ Wandel eben, der ein Berufsleben bereichert – auch über mehr als vier Jahrzehnte bis in den Ruhestand hinein – und dessen Zukunft jetzt nach Ewerings Auffassung andere gestalten werden.
Anke Lucht
