Dass die beiden jungen Erwachsenen nun regelmäßig an der Kirchenorgel sitzen, war für ihre Freunde keine Überraschung. „Eine Freundin meinte nur, dass das typisch für mich sei“, erinnert sich Lena. Kein Wunder, singt sie doch, ebenso wie ihr Bruder, im Kirchenchor, in der Choralschola, spielt in der Kirchenband, war Messdienerin und ist nun auch Lektorin. „Wenn man aktiv ist, dann ergibt es sich, dass man auch für andere Sachen gefragt wird“, sagt sie fast entschuldigend. Die Orgel aber, auch „Königin der Instrumente“ genannt, hatte es zunächst Luis angetan: „Ich fand die Orgel schon immer ein cooles und vielseitiges Instrument.“ Die gemeinsame Klavierlehrerin – dieses Instrument spielen die Geschwister seit ihrer Kindheit – hatte Luis von dem C-Schein, der am Ende der musikalischen Ausbildung steht, erzählt, und der Schüler des Franz-Haniel-Gymnasiums war direkt Feuer und Flamme.
Anders als Lena, die sich für die Orgel zunächst nicht begeistern konnte, sich aber überreden ließ, ihren Bruder zum Hospitieren zu begleiten. Sie lacht: „Nach der zweiten Stunde war mir klar, dass ich das auch machen möchte.“ Und so fahren die Geschwister nun wöchentlich nach Xanten, um mit anderen Schülerinnen und Schülern alles über die Orgel, aber auch über Chorleitung und Gehörbildung zu erfahren. Noch in diesem Jahr werden sie eine Zwischenprüfung absolvieren, in einem Jahr folgt dann der Abschluss. „Neben der C-Ausbildung mache ich noch das Abitur“, zählt Luis grinsend seine Prioritäten auf. Und der Führerschein steht auch noch an. „Danach würde ich gerne beruflich bei der Kirchenmusik bleiben“, sagt der 17-Jährige. Lena steckt im kommenden Jahr hingegen schon mitten in ihrem Studium der Kunstgeschichte und der Theologie. Für sie steht fest, dass sie der Kirchenmusik treu bleiben will: „Wenn ich zuhause bin und gefragt werde, ob ich irgendwo spielen kann, dann mache ich das gerne.“
Die musikalische Begleitung von Gottesdiensten ist den Geschwistern nicht fremd, vor ihrer Ausbildung haben sie schon mit Keyboard und Querflöte die Gemeinde begleitet. Daher wissen sie, dass die Gottesdienstteilnehmer nicht immer im gleichen Takt singen. Als Musiker versuche man immer, darauf zu achten. Das sei von der Orgelempore aus zwar schwieriger als direkt neben dem Altarraum, „aber im Laufe der Zeit sammelt man Erfahrung und lernt die Gemeinde kennen. Außerdem werden wir vom hauptamtlichen Organisten unserer Pfarrei, Heiner Lüger, der auch die Chöre leitet, während unserer Ausbildung unterstützt“, wie Luis erklärt.
Die neuen Ausbildungskurse zum C-Kirchenmusiker im Bistum Münster starten im Herbst 2023. Darauf weist Ulrich Grimpe vom Referat Kirchenmusik hin. Voraussetzung sind gute Grundkenntnisse im Klavierspiel, eine bildungsfähige Stimme, das Erkennen von einfachen Intervallen und Harmonien sowie vor allem Freude am Erlernen des Orgelspiels und an der Chorleitung. Beginn der zweijährigen Ausbildung ist in der ersten Novemberwoche. Die Studiengebühren betragen monatlich 65 Euro. Anmeldungen sind bis zum 1. September im Referat Kirchenmusik im Bischöflichen Generalvikariat in Münster, Telefon 0251/495570, oder per Mail an kirchenmusik@bistum-muenster.de möglich. Dort gibt es auch weitere Informationen. Die Aufnahmeprüfung für den nächsten Kursus ist am Freitag, 8. September, in Münster.
Christian Breuer