Die Erklärung der Details überließ er nach einem Gottesdienst in der Kapelle dem Leiter des Hauses, Frank Nienhaus. Dieser erläuterte, warum man sich von der ursprünglichen Idee des Hauses gelöst habe. Münsters inzwischen verstorbener Bischof Reinhard Lettmann hatte das Gertrudenstift von 2003 bis 2005 als reines Schweige- und Exerzitienhaus bauen lassen. Bewusst sei damals auf alles verzichtet worden, was ablenke, beispielsweise Bilder. Um eine Reizüberflutung auszuschließen, wurden nur die Farben Schwarz, Weiß, Bordeauxrot und Eiche Natur eingesetzt: „Die Gäste sollten so ungestört ihre Gottesbeziehung festigen können.“ Mit 72 Betten sei ein solches Konzept jedoch aus heutiger Sicht wirtschaftlich nicht darstellbar.
Seit 2012 hat das Gertrudenstift deshalb sein Angebot ausgeweitet. „Wir wollen die Menschen aber weiterhin in die Ruhe führen und sie dabei ganzheitlich begleiten“, betonte Nienhaus. Das Haus stehe kurz betrachtet auf drei Säulen: die spirituelle Weiterbildung für Hauptamtliche, die theologische und spirituelle Weiterbildung für Ehrenamtliche und die Unterstützung der kirchlichen Gremien bei ihrer inhaltlichen Ausrichtung.
Durch den Umbau und die Erweiterung sind die Küche sowie die Sozialräume künftig in einem neuen Gebäudetrakt untergebracht, der sich durch eine Außenhülle aus Titanzink abhebt. Ein Großteil der alten Küche konnten übernommen werden. Die freigewordenen Räume wurden unter anderem in einen Clubraum umgestaltet. Eine solche Aufenthaltsgelegenheit hatten Gäste immer wieder nachgefragt. Direkt angeschlossen ist für die Sommermonate eine Terrasse im Übergang zur Naturwiese.
Zudem ist im Untergeschoss ein Veranstaltungsraum für bis 80 zu Tagesgäste entstanden. „Diese müssen dann nicht mehr durch das ganze Haus in den dritten Stock“, beschrieb Nienhaus den wesentlichen Vorteil. Im Gegenzug kann die oberste Etage nun für Schweigegruppen genutzt werden: „Hier können die Teilnehmer schlafen, meditieren und essen, ohne den Flur verlassen zu müssen“, erklärte der Leiter.
Nienhaus bedankte sich bei allen, die in den vergangenen zwei Jahren dazu beigetragen hätten, das Bauvorhaben umzusetzen – bei Bischof Dr. Felix Genn, der Bistumsleitung, dem Kirchensteuerrat, dem Architekturbüro, den vielen Handwerkern und Mitarbeitenden des Hauses, die trotz großer Belastungen mitgedacht und mitgeholfen hätten. Und er dankte Gott dafür, dass auf der Baustelle niemand zu Schaden gekommen sei.
Gudrun Niewöhner