Ein vertrauter Ort in neuem Glanz

, Kreisdekanat Coesfeld

In der Marienkapelle der St.-Marien-Kirche in Lünen sind derzeit die Metallhandwerker der Abtei Königsmünster aus Meschede tätig. Sie installieren den neuen Altar, Kerzenständer, das Lesepult sowie eine Lichterstation. Das alles gehört zur umfassenden Neugestaltung des Marienchores mit dem Wallfahrtsbild „Unserer lieben Frau von Alt-Lünen“. „Es entsteht ein Raum, den wir künftig für Werktagsmessen und kleinere Andachten nutzen möchten“, informiert Pfarrdechant Jürgen Schäfer. Die feierliche Segnung findet am Sonntag, 17. August, um 10 Uhr im Rahmen eines Pontifikalamts mit Weihbischof Dr. Stefan Zekorn statt.

Pfarrdechant Jürgen Schäfer (links) und Pater Abraham Fischer begutachten den Altar der „neuen“ Werktagskapelle im Marienchor. Er wird am Sonntag, 17. August, von Weihbischof Stefan Zekorn feierlich gesegnet.

© Bistum Münster

Die künstlerische Gestaltung übernahm Pater Abraham Fischer, der bereits die Gottesdiensträume in St. Johannes und St. Konrad in Werne entworfen hat. „Unser Ziel war es, einen würdigen Ort für die Eucharistiefeier zu schaffen, ohne das Gnadenbild zu verdrängen oder zu beeinträchtigen“, erläutert der Benediktiner, der zugleich Metallbaumeister und Kunstschmied ist.

Die Ausstattung besteht aus patiniertem Messing. Der Altar ist ein schlichtes Gestell mit einer zwei Zentimeter dicken Glasplatte, auf der das „Magnifikat“, der Lobgesang Mariens, eingraviert ist. Im gleichen Stil wurde das drehbare Lesepult gestaltet, dessen Glasplatte die Anfangsverse des Johannes-Evangeliums trägt: „Im Anfang war das Wort …“. „Es eignet sich nicht nur für den Gottesdienst, sondern beispielsweise auch für ein Fürbittbuch, in das Gläubige ihre Anliegen eintragen können“, sagt Pater Abraham. Ihm ist eine klare, strukturierte Gestaltung wichtig: „Der Raum muss übersichtlich sein, damit die Menschen zur Ruhe kommen und ihre Seele schweifen lassen können.“

Ein besonderes Element ist die neue Lichterstation mit integrierter Absauganlage. „Der Ruß wird gefiltert und die gereinigte Luft in die Kirche zurückgeführt“, erklärt der Gestalter. Die Station besteht aus zahlreichen kleinen Fächern, die mit blauem Titan ausgekleidet sind. „Darin werden die Kerzenflammen sehr schön wirken“, ist auch Schäfer überzeugt und fügt hinzu: „Wir sind sehr dankbar, dass die Agnes-Langermann-Stiftung die Kosten für die Renovierung und Neugestaltung trägt.“

Die Renovierung war notwendig geworden, da der Ruß der Opferkerzen über Jahrzehnte hinweg dem Raum und dem Gnadenbild zugesetzt hatte. Die Wände wurden frisch gestrichen, die Fenster ausgebaut, gereinigt und repariert. Die Muttergottes mit Kind verbrachte die vergangenen Wochen im Restaurierungsatelier „Eysing & Schering“ in Coesfeld und wurde dort gereinigt und konserviert. „Die Vergrauung war stark und schwer zu entfernen, aber jetzt strahlt sie wieder“, freut sich Restauratorin Anne Hinnüber-Eysing.

Regina Kutsch, seit 19 Jahren Küsterin der St.-Marien-Kirche, ist beeindruckt, als sie das Gnadenbild in der Sakristei vorsichtig aus dem Transportkoffer hebt: „So habe ich sie noch nie gesehen.“ Für sie ist das ein besonderer Moment, denn sie ist in unmittelbarer Nähe der Kirche aufgewachsen. „Ich erinnere mich gut daran, wie wir immer mit meiner Oma zum Marienbild gegangen sind, um zu beten“, erzählt sie. Und am Sonntag wird es für sie ebenso ein besonderer Moment sein, wenn sie in einer Prozession die Muttergottes wieder an ihren Platz stellt.

Hintergrund: 
Die Marienfigur aus Lünen stammt aus den Jahren 1260/70 und gilt als das älteste darstellende Marien-Gnadenbild im Bistum Münster. Bereits 1319 wurde die Wallfahrt nach Lünen erstmals urkundlich erwähnt. Sie entwickelte sich zu einer der bedeutendsten Wallfahrten in Westfalen und im Bistum Münster, insbesondere vor dem Dreißigjährigen Krieg. Trotz Unterbrechungen durch Kriege, Reformation und politische Umbrüche blieb die Wallfahrt über Jahrhunderte erhalten. Im 20. Jahrhundert, insbesondere nach dem Zweiten Weltkrieg, kam die Wallfahrt fast zum Erliegen, wurde aber in den vergangenen Jahren wieder intensiviert. 

Michaela Kiepe