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Eintauchen in die Welt der Steinmetze

, Kreisdekanat Steinfurt

Den Knüpfel in der rechten, das Eisen in der linken Hand und los geht’s. Immer wieder lässt Marius den Knüpfel in Richtung des vor ihm liegenden Steinblocks sausen. „Das ist ganz schön anstrengend“, stöhnt der Achtjährige – und sieht trotzdem zufrieden aus.

Bildhauer Hetzel erklärt Kinder die Steinarbeiten im Dom.

Bildhauer Christoph Otto Hetzel erklärt den Kommunionkindern die Steinarbeiten im Kreuzgang des Domes.

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Denn auf dem Stein vor ihm kann man schon gut die Umrisse eines Kelches erkennen. Und genau das möchte er aus dem Baumberger Sandstein schlagen. Wie ein Steinmetz also. Zusammen mit 13 Mädchen und Jungen aus seiner Pfarrei St. Pankratius in Emsdetten nimmt er am Domworkshop „Kleiner Steinmetz“ in Münster teil – zur Vorbereitung auf die Erstkommunion in wenigen Wochen.

Seit dem Domjubiläum im Jahr 2014 organisiert Mario Schröer von der Dompädagogik zweistündige Kurse für Kinder am St.-Paulus-Dom. Ob als Bildhauer, Goldschmied oder Glaskünstler: Bei allen Angeboten können sich die Mädchen und Jungen in traditionsreichen Handwerken versuchen, mit denen schon die alten Baumeister dem Dom sein heutiges Aussehen verliehen haben.

Seit 2016 werden die Workshops unter dem Titel „Unser Dom. Haus aus Steinen – Haus aus Menschen“ speziell für Kommuniongruppen angeboten. Jeder Kurs beginnt zunächst mit einem Gang durch den Dom – je nach Schwerpunkt zum Hochaltar, in dem Teile des Domschatzes verwahrt werden, zu den farbigen Glasfenstern oder zu besonderen Sandsteinskulpturen. Anschließend dürfen die Kinder selbst aktiv werden. „Der Blick der Kinder für die Kunst und ihre liturgischen Inhalte wird viel intensiver geschärft, wenn sie mit ihren eigenen Händen etwas erschaffen“, erklärt Mario Schröer. Dabei gehe es nicht darum, das perfekte Kunstwerk zu kreieren, im Mittelpunkt stehe das gemeinsame Tun.

So arbeiten die Kinder hochkonzentriert an den verschiedensten Motiven, darunter Fisch, Kreuz und Blume. Lisa (9) hat sich für ein Kreuz in einer Hostie entschieden. „Das passt gut zur Erstkommunion, weil da empfange ich ja zum ersten Mal den Leib Christ.“ Neben ihr arbeitet Yanna an einem Fisch. „Das ist das Symbol der Christen“, erklärt der Achtjährige, wie er es in der Vorbereitung auf die Erstkommunion gelernt hat, bevor er sich wieder mit Fingerspitzengefühl an die Arbeit macht. Christoph Otto Hetzel ist mit der Arbeit der beiden schon sehr zufrieden. Der Bildhauer ist an diesem Nachmittag immer an der Seite der jungen Künstler, um sie zu unterstützen. „Aber wirklich nur unterstützen“, wie er betont. „Ich sage den Kindern immer: Ihr seid die Künstler, die bin nur euer kleiner Helfer.“ Nur im Selbertun könnten die Mädchen und Jungen nachspüren, was es bedeutet, ein Bauwerk zu schaffen. „Vor allem vor dem Hintergrund damaliger Bedingungen“, fügt er hinzu.

Immer wieder bleiben vorbeigehende Touristen und Marktbesucher bei den Kindern stehen und werfen neugierige Blicke auf die Arbeiten. Und dann haben alle Kommunionkinder ihr Kunstwerk abgeschlossen. Der Staub auf ihren Jacken ist vergessen, sichtlich stolz halten sie ihre steinernen Kunstwerke in den Händen. „Das hat Spaß gemacht“, sagt Marius grinsend.

Ann-Christin Ladermann