Erinnerungskultur kreativ er- und verarbeiten

, Kreisdekanat Coesfeld

Denkanstöße zum „Nie wieder“ lautet der Untertitel des Buches „Es ist ein Aschensommer in der Welt“ von Klaudia Maria Dederichs. Was sich dahinter verbirgt, erfuhren im Forum Gerleve rund 100 Gäste. Sie erlebten ein beeindruckendes Programm, in dessen Mittelpunkt drei Projekte von Schülerinnen und Schülern sowie Studierenden der Liebfrauenschule in Coesfeld standen. Denn in dem Buch schreibt und zeigt Dederichs, die seit gut sieben Jahren an dem bischöflichen Berufskolleg das Fach „Erinnerungskultur“ anbietet, wie sich junge Menschen mit dem Thema Holocaust auseinander setzen können. Neben einem Interview mit Wolfgang Suwelack als Zeitzeugen beschäftigt sich das Buch mit der künstlerischen Umsetzung der Thematik. 

Klaudia Dederichs schaut freundlich ins Publikum.

Nach einem beeindruckenden Programm zur Vorstellung des Buches „Es ist ein Aschensommer in der Welt“ bedankte sich Klaudia Dederichs (rechts) bei Schülerinnen, Schülern und Studierenden der Liebfrauenschule sowie dem Publikum.

© Bistum Münster

In seiner Einführung erläuterte Jochen Bonz, Professor für Kulturpädagogik an der Katholischen Hochschule NRW in Münster, wie wichtig die Aktualisierung und damit die Bezüge ins Heute in der Erinnerungsarbeit mit jungen Menschen seien. „Eine gute Möglichkeit ist es, kreativ zu sein. Es ermöglicht, die Informationen über die historischen Schrecken sacken zu lassen und zu verarbeiten. Man muss es nicht verdrängen, sondern kann dazu arbeiten. Auf diesem Weg wird ein Übergangsraum eröffnet“, betonte er.

Und genau diesen Weg ist Dederichs, die selbst sehr kunstinteressiert ist, mit Schülerinnen und Schülern sowie Studierenden in dem Fach „Erinnerungskultur“ in unterschiedlichen Projekten gegangen. Ihr Anliegen: Den Schmerz des Vergangenen durch Liebe und Zuneigung zu überbrücken. „Das können wir, wenn wir die Namen der Opfer aussprechen und vergegenwärtigen. Nur so kann das, was wirklich bleibt, aufleuchten“, erläuterte Dederichs. 

Wie dies gelingen kann, zeigten Schülerinnen und Schüler sowie Studierende in unterschiedlicher Form. Einige präsentierten beispielsweise aus dem Projekt „Malen gegen das Vergessen“ drei überdimensional große Bilder. Im Vorfeld hatten sich die Teilnehmenden mit der Geschichte jüdischer Menschen aus Billerbeck und Coesfeld intensiv beschäftigt und erlebt, welche Einzelschicksale sich hinter monströsen Opferzahlen verbergen. Ihre Emotionen setzten sie in Kunst um. Andere gaben durch drei fiktive Briefe an ermordete jüdische Menschen diesen ihre Menschenwürde zurück und entrissen sie der Anonymität. Ein Ausschnitt der Performance „aufgetischt“ lud zum Abschluss die Zuschauenden ein, sich gemeinsam an einen Tisch zu setzen und bei aller Verschiedenheit und Andersartigkeit nebeneinander Platz zu nehmen. 

Musikalisch begeisterten nicht nur Ulrike Mai-Schier (Oboe) und Bernd Schier (Klavier) mit ihrer Musik, sondern auch Baruch Chauskin, Kantor der jüdischen Gemeinde Osnabrück, mit seinen jüdischen Liedern. 

Das Buch kann erworben werden in der Buchhandlung der Abtei Gerleve, in der Bücherschmiede in Billerbeck und im „Onkel Alex“ in Coesfeld zum Preis von 24,90 Euro. 

Michaela Kiepe