Ein vielfältiges Programm hatte das Schöpfungstag-Vorbereitungsteam auf die Beine gestellt. Zwei von insgesamt 15 Workshops konnte jeder Besucher auswählen und diese dann vor- und nachmittags besuchen. Eine Gruppe besuchte einen Biobauern, eine andere sang Schöpfungslieder. Veganes Kochen, Bibelarbeit zur Schöpfung, die Auseinandersetzung mit der Papst-Enzyklika „Laudato si“ und der Besuch insektenfreundlicher Gärten fanden ebenfalls viel Zuspruch. Beim gemeinsamen, veganen Mittagessen fiel auf, dass es gelungen war, Jung und Alt zu versammeln. Junge Eltern versuchten ihre Sprösslinge davon zu überzeugen, einen Dipp aus Möhrengrün zu probieren, lächelnd beobachtet von der Großeltern-Generation. An die Workshops schloss sich eine Gesprächsrunde an, bei der unter Moderation von Stefan Werding über die Themen Tierwohl, Bewahrung der Schöpfung und Massentierhaltung diskutiert wurde.
Laura Cardenas, die extra wegen des Schöpfungstags in die Pfarrei gekommen war, freute sich: „Es ist eine Aktion der Kirche, sich einmal bewusst mit dem Thema Umweltschutz auseinander zu setzen“. Die 29-Jährige gehört zur spanischen-sprachigen Gemeinde St. Antonius und war begeistert von der Idee einer Nachbargemeinde, in den Kindergärten eine Schöpfungswoche durchzuführen und jeden Tag der Woche unter einen Tag der Schöpfungsgeschichte zu stellen. „Davon kann ich etwas für meine eigene Katechese-Arbeit mitnehmen“, sagte sie.
Werding, Mitglied des Pfarreirats von Heilig Kreuz, erklärte, dass „die Tränen in den Augen von Rainer Hagencord vom Institut für Zoologische Theologie“ Auslöser für den Schöpfungstag gewesen seien. „Wir haben mit dem Pfarreirat getagt und am Rande besprochen, dass bei der nächsten Veranstaltung Würstchen gegrillt werden sollten.“ Die Würstchen, das Mitleiden mit der Schöpfung, die Haltungsbedingungen in den Mastbetrieben hätten Hagencord die Tränen in die Augen getrieben. „Da haben wir uns die Frage gestellt: Wie gehen wir mit eigentlich der Schöpfung um? Und welche Konsequenzen ziehen wir daraus? Keine Würstchen mehr bei Pfarrfesten? Das war uns zu banal“, sagte Werding. Die Idee des Schöpfungstags war geboren. „Wir wollen niemandem ein schlechtes Gewissen machen und vorschreiben: ,Das darfst Du nicht mehr tun, jenes nicht mehr essen‘“, betonte er. Vielmehr habe man Lust darauf machen wollen, verantwortungsbewusst mit der Schöpfung umzugehen und aufzuzeigen, was ein Einzelner tun kann.
Begeistert sei er über die Resonanz gewesen: „Wir hatten mit halb so vielen Menschen gerechnet. Aber anscheinend hat die ,Hürde‘ Kirche´ niemanden abgeschreckt. Mich hat überrascht, wie viele es geworden und wie interessiert sie sind. Ich bin gespannt, wie nachhaltig dieser Tag ist. Wenn nicht wir Christen, wer sonst sollte sich um die Schöpfung kümmern?“, fragte Werding.
Jürgen Flatken