Elisabeth Wackers lächelt: „Es ist eine Freude, diesen Dienst tun zu dürfen, stellvertretend auch für viele, die selbst nicht da sein können und die sich darauf verlassen können, dass ich sie in Gedanken mit an den Altar nehme“, sagt sie. Seit 2017 ist sie als Messdienerin in Kevelaer aktiv, „als Kind durfte ich das ja noch nicht“. Denn damals war der Messdienst Jungen vorbehalten. „Meine beste Freundin und ich haben aber jeden Tag zuhause geübt, auch wenn wir nicht in der Messe dienen durften“, erinnert sie sich. Umso größer ist ihre Freude, wenn sie heute in der Sakristei das Messdiener-Gewand anlegen darf. „Wenn ich mal nicht da bin, bekomme ich sogar Anrufe von Menschen, die den Livestream sehen und mich vermissen“, erzählt sie lachend – selbst aus England gab es schon besorgte Anrufe, als sie einmal nicht am Altar stand.
Ganz so oft wie Elisabeth Wackers, die teils mehrfach pro Woche als Messdienerin in die Basilika einzieht, steht Baldeau nicht am Altar. Schließlich ist der Bauingenieur noch berufstätig und engagiert sich auch an anderer Stelle ehrenamtlich. Doch an jedem ersten Sonntag im Monat trifft er sich mit einigen Freunden vor der Basilika, gemeinsam gehen sie dann in die Sakristei, um sich auf den Gottesdienst vorzubereiten. Die Idee dazu kam in geselliger Runde, als die Männer, die als Kinder alle Messdiener waren, überlegten, nochmals dienen zu wollen. „Ich habe den Pastor damals gefragt, und der hat sofort begeistert zugestimmt“, erinnert sich Baldeau. „Einer der Beweggründe ist auch, anderen Menschen die Scheu zu nehmen, sich in diesen Dienst nehmen zu lassen“, sagt er. „Wir sind, gemeinsam mit den Kindern und Jugendlichen, eine schöne Gemeinschaft“, betont der Bauingenieur.
Die beiden erwachsenen Ministranten freuen sich, dass es oft positive Rückmeldungen zu ihrem Dienst gibt – ob von Bischöfen, die in Kevelaer regelmäßig zu Gast sind, als auch von den vielen Pilgergruppen, die begeistert sind, dass es in dem Marienwallfahrtsort noch so viele Messdienerinnen und Messdiener gibt. Pastor Frye: „Wir empfangen hier jährlich mehrere 100.000 Menschen, die wir gastfreundschaftlich begrüßen. Dazu gehört auch eine festliche Liturgie mit schöner Musik, mit Weihrauch und eben den Messdienern, die für die Pilgerinnen und Pilger echte Lichtbringer sind. Dieses Ehrenamt ist wichtig, denn es trägt die Wallfahrt, die so offen und herzlich, wie wir sie hier anbieten können, ansonsten nicht möglich wäre.“
Der Priester möchte daher gerne auch weitere Menschen ermutigen, sich als Messdienerinnen und Messdiener zu melden. „Es gibt zwar Einsatzpläne, aber eben auch jede Freiheit, sich nach eigener Möglichkeit zu melden. Und wenn jemand kurzfristig ausfällt, dann vertritt man sich gegenseitig.“ In Kevelaer müsse man nicht wohnen und Vorkenntnisse seien auch nicht erforderlich, sagt Frye lächelnd: „Eigentlich muss man nur guten Willens sein, alles andere kann man lernen.“ Wer Interesse am Altardienst hat, kann einfach nach dem Gottesdienst einen Priester ansprechen oder sich an der Pforte des Priesterhauses melden.
Elisabeth Wackers strahlt, als sie wieder in die Sakristei zurückkommt und Rochette sowie Talar – so werden die Kleidungsstücke genannt, die die Messdiener tragen – ablegt. „Ich bin ja in Kevelaer aufgewachsen, habe aber viele Jahre in anderen Städten gelebt, zuletzt in Berlin. 2017 bin ich wieder an den Niederrhein zurückgekommen. Als Kind durfte ich es nicht sein, aber jetzt bin ich Messdienerin – das war die richtige Entscheidung!“
Christian Breuer

