Es gibt keine Alternative zu Dialog und Verständigung

, Bistum Münster

„Es gibt keine Alternative zu Dialog und Verständigung und trotz allem tragen noch immer Menschen im Heiligen Land diese Hoffnung mit.“ Das hat Münsters Diözesanadministrator Dr. Antonius Hamers, der derzeit das mitgliederstärkste Bistum Deutschlands leitet, am 19. November betont. Hamers war in den vergangenen Tagen gemeinsam mit Dompropst Hans-Bernd Köppen zu Besuch in Israel und Palästina. „Wir wollten mit der Reise deutlich machen: Wir stehen in dieser schwierigen Zeit an der Seite der Menschen im Heiligen Land, interessieren uns für ihre Situation und setzen uns ein für Frieden und Versöhnung“, betonen Hamers und Köppen.

Von links: Dompropst Hans-Bernd Köppen, Weihbischof Rafic Nahra, Diözesanadministrator Antonius Hamers, Domküster Maximilan Fölix an der Verkündigungskirche in Nazareth.

© Bistum Münster

Diözesanadministrator Dr. Antonius Hamers und Weihbischof Rafic Nahra im Gespräch.

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Besonders beeindruckt haben beide die zahlreichen Begegnungen mit sehr unterschiedlichen Menschen. Hamers: „So haben wir etwa Ordensschwestern getroffen, die sich in bewundernswerter Weise um Arbeitsmigrantinnen und um Kinder und Jugendliche in christlichen Dörfern kümmern“. Auch die Begegnungen mit den kirchlichen Vertretern, wie etwa dem Patriarchalvikar für Israel, Weihbischof Rafic Nahra in Nazareth, seien sehr wertvoll gewesen, weil diese ein differenziertes Bild der Situation im Heiligen Land gezeichnet hätten. „Was mich persönlich sehr berührt hat, war der Besuch auf dem Platz der Geiseln in Tel Aviv, wo immer noch an das Schicksal der Geiseln erinnert wird und wo man sieht, wie traumatisiert und verletzt die israelische Gesellschaft durch den Terrorangriff der Hamas nach wie vor ist“, sagt Hamers.

Für Dompropst Köppen, der schon häufig im Heiligen Land war, hat die Reise gezeigt, „dass die Gräben innerhalb der israelischen Gesellschaft und zu den Palästinensern hin wesentlich tiefer geworden sind.“ Grund hierfür sei insbesondere die „traumatische Erfahrung, die der 7. Oktober und das, was auf ihn folgte, für viele Menschen im Heiligen Land darstellt“.  Umso wichtiger, darin zeigen sich Köppen und Hamers nach ihrer Reise einig, sei es, dass wieder mehr Besucher ins Heilige Land reisen, um Dialoge zu eröffnen und den Fokus weg von den traumatischen Ereignissen der letzten Zeit nehmen. Auch im Land selbst gäbe es hier bereites Bemühungen. So stand etwa auf dem Reise-Programm auch ein Besuch im Rossing Center in Jerusalem. „Das ist eine Einrichtung, die sich insbesondere dem interreligiösen Dialog verschrieben hat. Und es war beeindruckend zu sehen, dass es in dieser so tief gespaltenen Gesellschaft aber doch Menschen gibt, die sich, auch wenn das immer wieder mit Frustrationen verbunden ist, für einen solchen Dialog einsetzen und nicht nachlassen, zu versuchen, diese tiefen Spaltungen zu überwinden“, betont Antonius Hamers.

Köppen und Hamers waren auf ihrer Reise auch in Einrichtungen zu Gast, die vom Deutschen Vereins vom Heiligen Land unterstützt oder getragen werden. Dieser Verein setzt sich für einen interreligiösen Dialog, für Verständigung, Bildung und Frieden ein. Bei Besuchen in der Schule der Salvatorianerinnen in Nazareth und in der Schmidt-Schule, einer Mädchenschule in Jerusalem, sei sehr deutlich geworden, „dass Bildung ganz wichtig ist, um Dialog und Verständigung zwischen den Religionen zu fördern“, sagt Hamers. Und Köppen ergänzt: „An der Schmidt-Schule lernen die palästinensischen Mädchen nicht nur Deutsch. Vielmehr werden sie darauf vorbereitet – was dann auch immer wieder geschieht – Führungspositionen in der palästinensischen Selbstverwaltung zu übernehmen und sich dann in diesen Ämtern für Dialog und Verständigung einzusetzen.“ 

Die Rolle der Christinnen und Christen im Heiligen Land sehen Hamers und Köppen vor allem darin, zu vermitteln und Wege zum Frieden aufzuzeigen. Besonders wichtig sei hierbei, wie Dompropst Köppen unterstreicht, der Einsatz für eine gute Bildung: „Bildung leistet einen wichtigen Beitrag zur Versöhnungsarbeit. Menschen, die ein gutes Bildungssystem durchlaufen haben, werden in der Regel  Menschen sein, die Dialog und Verständigung suchen.“ Umso problematischer und bedauernswerter sei, dass viele Christen aufgrund der schwierigen Situation das Land bereits verlassen hätten oder überlegten, das zu tun. 

Daher habe die Reise auch das deutliche Signal geben wollen, dass die Christinnen und Christen im Heiligen Land sich der Solidarität, der Verbundenheit und auch der materiellen Unterstützung des Bistums Münster gewiss sein könnten. Wichtig sei, dass wieder mehr Menschen das Heilige Land besuchten. Antonius Hamers: „Fahren Sie hin, besuchen Sie Israel, besuchen Sie das Heilige Land und unterstützen Sie die Christen auch auf diese Art und Weise! Die Menschen dort vor Ort, vor allem natürlich auch die Christen, die zum großen Teil vom Tourismus leben und unsere Einrichtungen vom deutschen Verein vom Heiligen Land sind darauf angewiesen, dass Menschen auch aus Deutschland dorthin fahren, ihr Interesse zeigen und natürlich auch, sich an diesem Land und an den Menschen dort erfreuen können.“

Dr. Stephan Kronenburg