Ethikforum des Bistums wirbt für Organspende

Anne Feldhaus bewegt dieses Gefühl auch nach 15 Jahren stark: "Der Spender ist immer bei mir und lebt in mir weiter".

Ihr ist bewusst, dass sie ihre Geschichte auf dem Ethikforum des Bistums Münster am 20. Januar im Franz Hitze Haus nicht hätte erzählen können, hätte sich nicht rechtzeitig ein Spender für ihre neue Bauchspeicheldrüse und Niere gefunden. Was sie und zwei weitere Patienten von Dr. Wolfgang Clasen berichteten, untermauerte der Chefarzt am Hiltruper Herz-Jesu-Krankenhaus mit Fakten: Knapp ein Viertel der Patienten auf der Warteliste für eine Transplantation in Münster sind 2012 verstorben. Es drohen noch mehr zu werden, weil es seit den Skandalen in Göttingen auch in Münster einen deutlichen Knick in der Spendebereitschaft gibt. Den will das Ethikforum umdrehen und hat dafür jetzt 10.000 Broschüren mit einer eindeutig positiven Positionierung der katholischen Kirche und heraustrennbarem Spendeausweis drucken lassen.

"Wir wollen die Menschen dazu bewegen, eine Art Testament zu erstellen, das sich auf ihren eigenen Körper bezieht", erklärte der Geschäftsführer des Ethik-Forums, Dr. Boris Krause. Sowohl die evangelische als auch die katholische Kirche befürworten eine ethisch verantwortbare Organspende. Der emeritierte Prof. Dr. Dr. Antonio Autiero forderte dazu auf, "das Leben als Geschenk wahrzunehmen und als Gabe zu sehen". Unentschiedenheit sei keine Option, sondern jeder müsse sich fragen, ob er bereit zur Spende sei. Autiero kritisierte, dass nur 28 Prozent der Bürger einen Organspendeausweis besitzen, aber 90 Prozent bei entsprechender Erkrankung ein Spenderorgan bekommen möchten.

Viel Vertrauen in die Organspende sei mit dem Skandal am Göttinger Klinikum seit 2012 verloren gegangen. Die Statistik zeigt laut Clasen, dass es bislang nicht gelungen ist, es zurückzugewinnen. Von schon stabilen etwa 1.200 Transplantationen pro Jahr in Deutschland sei die Quote auf rund 900 im Jahr 2014 abgesackt. Dabei sei die Medizin auf diesem Gebiet sehr erfolgreich. In den vergangenen 50 Jahren hätten etwa so viele Menschen ein neues Organ bekommen, wie in Göttingen leben, erklärte Dr. Clasen, über 116.000.

Doch viele warten noch wie Michael Wenner. Der 28-Jährige ist erblich bedingt mit elf Jahren erkrankt, seine Nieren funktionieren nicht. Seit sechs Jahren kann er sich über das Bauchfell selbst dialysieren. Glücklicherweise hat er einen Arbeitgeber, der ihm dafür einen sterilen Raum zur Verfügung stellt, den er mehrmals am Tag aufsuchen muss. Trotzdem: Seine Bewegungsfreiheit sei schon stark eingeschränkt, sagte er auf dem Ethik-Forum. Er hoffe auf einen Spender, nehme das Leben aber gelassen: "Erst mal den Augenblick genießen".

Medizinisch ist die Organspende inzwischen recht erfolgreich. 78 Prozent der Transplantationen bei Nieren gelingen inzwischen und können für viele Jahre neue Lebensqualität geben. Das sei ein großer Erfolg, betont Dr. Clasen. Egon Albers ist dafür ein gutes Beispiel. Der 67-Jährige lebt seit 13 Jahren mit einer neuen Niere, auf die er sechs Jahre gewartet hat. Dass es ihm wieder so gut gehe und er nach der Operation wieder habe arbeiten können, sei ein "hoher Wert auch für die Familie", sagte Albers.

Abgesehen vom medizinischen Erfolg und dem Gewinn an Lebensjahren und Lebensqualität entlasten Organspenden die Gesellschaft. Für die Dialyse fielen pro Jahr 35.000 bis 40.000 Euro an Kosten an, rechnete Clasen vor. Die notwendige Behandlung nach einer Nierentransplantation koste dagegen nur 18.000 Euro.

Am Ende des Ethik-Forums war den Anwesenden klar, dass dessen Titel leicht verändert werden müsste. Nicht ,Katholisch – und trotzdem Organspender?!‘ müsse es heißen, sondern ,Katholisch – und deshalb Organspender!‘, erklärte Domkapitular Dr. Klaus Winterkamp, Vorsitzender des Diözesancaritasverbandes.

Text: Bischöfliche Pressestelle
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