„Eure Stimme muss in der Kirche wichtiger werden“

, Kreisdekanat Kleve, Kreisdekanat Recklinghausen

Die Stimme der Jugend muss in der Kirche wichtiger werden. Dafür hat sich Weihbischof Rolf Lohmann am 21. Oktober im Areopag in Recklinghausen ausgesprochen. „Was eure Generation denkt, wie man heute Christin und Christ sein kann, wie man für die Geschichte Jesu brennen kann, das muss ein Schwerpunkt sein“, betonte er beim „Ask the bishop“-Abend, mit dem die Jugendkirche Münster zu Gast in Recklinghausen war. Vorbereitet von einem Team der Jugendkirche stellte sich der Regionalbischof für Recklinghausen und den Niederrhein den Fragen der jungen Menschen unter der Überschrift „We‘ re all in this together“ zum Thema Gemeinschaft. Mit dabei waren vor Ort unter anderem Jugendliche aus Recklinghausen und Firmlinge aus Wachtendonk sowie per Livestream zugeschaltet Firmlinge aus Rees.

Eine Gemeinschaft bilden Menschen aus Sicht des Weihbischofs immer dann, wenn sie ein gemeinsames Interesse haben und zusammen etwas in Angriff nehmen. Als Beispiel führte er das Thema Umwelt an: „Nur, wenn immer mehr Menschen einsehen, dass wir etwas gegen den Klimawandel tun müssen, wenn sie sich zusammenschließen und gemeinsam daran arbeiten, dass sich etwas ändert, dann wird die Gemeinschaft größer.“ Die Bewegung Fridays for Future sei ein Beispiel dafür: „Das ist eine tolle Gemeinschaft mit klarem Ziel und Hintergrund.“ 

Doch nicht alle Gemeinschaften hätten eine positive Ausrichtung: „Gruppen, die Hass säen, für Unterdrückung sorgen, die die Gleichheit und Würde aller Menschen nicht anerkennen oder gar Gewalt anwenden, mögen zwar den sozialen Titel Gemeinschaft haben, aber er wird pervertiert. Dagegen müssen wir angehen, besonders als Christinnen und Christen, denn unsere Botschaft ist eine völlig andere und gilt allen Menschen, ausnahmslos“, erklärte Lohmann.

Beim „Ask the bishop“-Abend im Aeropag in Recklinghausen stellte sich Weihbischof Rolf Lohmann den Fragen von Jugendlichen.

© Eva Brambrink

Den Jugendlichen brannten noch weitere Fragen an den Weihbischof unter den Nägeln, die Moderatorin Alina Christmann in das Gespräch mitaufnahm, darunter der Umgang der Kirche mit Menschen anderer sexueller Orientierung und die Rolle der Frau in der Kirche. Der Weihbischof zeigte sich dankbar für Reformvorhaben und Initiativen, die es bereits auf verschiedenen Ebenen gebe. Lohmann positionierte sich klar: „Wenn wir vom Evangelium ausgehen, dürfen wir nicht darüber urteilen, in welcher sexuellen Orientierung Menschen leben. Das steht uns nicht zu. Wenn wir annehmen, dass Gott die Menschen so geschaffen hat, wie sie sind, müssen wir das ernstnehmen.“ Angst vor einer Spaltung der Kirche hat Lohmann nicht. „Es ist eine riesige Chance, dass wir eine Universalkirche sind und uns global mit Fragen auseinandersetzen“, sagte er und sprach sich für die Einheit und Gemeinschaft der Weltkirche aus. „Das dürfen wir nicht aufs Spiel setzen, müssen aber gleichzeitig mit vollem Einsatz für Reformen einstehen und diese einfordern.“

Mit Blick auf die Stimme der Jugend, ließ der Weihbischof keinen Zweifel daran, dass diese in der Kirche mehr Gewicht bekommen müsse. „Ihr seid die Zukunft der Kirche. Deshalb ist das, was ihr denkt und sagt, so wichtig, wenn wir über künftige Strukturen sprechen. Denn irgendwann gehe ich schon am Rollator, ihr seid dann aber voll am Zuge“, sagte Lohmann und sorgte damit für ein Schmunzeln. Er sicherte den Jugendlichen zu, weitere Formate zu entwickeln, bei denen die Meinung der jungen Menschen besser gehört werden könne. „Wir brauchen das laute Wort von euch, um die Kirche weiter zu entwickeln“, schloss er.

Ann-Christin Ladermann