Fachtagung zur Gewalt in der Pflege und bei Demenz im Franz-Hitze-Haus
Wenn Dr. Elisabeth Philipp-Metzen aus Laer (Kreis Steinfurt) auf das Thema "Gewalt in der Pflege und bei Demenz" angesprochen wird, ist sie in ihrem Element.
"Es ist wichtig, dass darüber gesprochen wird, denn es besteht die Gefahr, dass durch Einzelfälle das Thema skandalisiert oder tabuisiert wird", weiß die Gerontologin aus Erfahrung. Seit vielen Jahren beschäftigt sie sich mit dem Thema. Bei Studientagen wie am Montag, 18 September, in der Akademie Franz-Hitze-Haus in Münster gibt sie ihr Wissen vornehmlich an Fachpersonal weiter, damit diese erkennen, wenn Schutzbefohlenen Gewalt angetan wird.
2,6 Millionen Pflegebedürftige gibt es in Deutschland. "Davon werden rund 70 Prozent von ihren Angehörigen versorgt. Sie leisten eine herausragende Arbeit. Aber eine chronische Überbelastung kann in Einzelfällen zur Gewalt gegenüber den Erkrankten führen", sagt Philipp-Metzen. Allerdings dürfe man die Angehörigen nicht unter Generalverdacht stellen. Oft hänge es mit dem herausfordernden Verhalten der an Demenz Erkrankten zusammen. "Eine der großen Ursachen ist die Wechselwirkung bei aggressiven Verhalten. Es ist nicht einfach, damit fachlich umzugehen", beschreibt sie eine Ursache, die zu grenzwertigem Handeln der Angehörigen führen könne.
Philipp-Metzen unterscheidet zwischen verschiedenen Formen der Gewalt. "Neben der körperlichen gibt es beispielsweise die psychisch-emotionale Gewalt", sagt die Fachfrau und nennt ein Beispiel. In einer Betreuungsgruppe sei Ehrenamtlichen aufgefallen, dass eine Tochter mit ihrer dementen Mutter wenig liebevoll sprach. Als bei Regenwetter die Mutter mit einem Müllsack gegen die Nässe geschützt gebracht wurde, sprachen die Betreuer die Tochter an. Ihre Antwort schockierte: Es lohne sich nicht mehr, ein Regencape zu kaufen. "An dieser Stelle gibt es Handlungsbedarf. Denn das ist ein übergriffiges Verhalten. Der Pflegebedürftigen wird ihr Wert als Mensch abgesprochen", erklärt Philipp-Metzen, die sich bei der Alzheimer-Gesellschaft NRW und in Münster im Vorstand engagiert. In der Folge ginge es nicht darum, die Angehörige mit Vorwürfen zu konfrontieren, sondern sensibel und auf eine zugehende Art mit ihr Kontakt aufzunehmen. "Respektvoll, mit Empathie und offen für die Anliegen. Dafür gibt es unterschiedliche Instrumente", erklärt die Gerontologie, die als wissenschaftliche Mitarbeiterin an dem vom Bundesministerium für Familien, Frauen, Senioren und Jugend geförderten Projekt PURFAM zur Gewaltprävention in der Pflege mitgearbeitet hat.
Deshalb sei es wichtig, Fachpersonal für das Thema zu sensibilisieren. "Auch wenn es nur Einzelfälle gibt. Aber es ist notwendig über das Thema zu sprechen", sagt die Fachfrau. Deshalb bietet Philipp-Metzen einen Fachtag zum Thema "Gewalt in der Pflege und bei Demenz" in der Akademie Franz-Hitze-Haus des Bistums Münster am Montag, 18. September, an, der sich vornehmlich an soziale Mitarbeiter und Pflegekräfte in der ambulanten und der stationären Pflege richtet. An diesem Tag vermittelt sie theoretische Hintergründe zur Prävention von Gewalt, erläutert Rechtsgrundlagen und stellt Checklisten als Instrumente zur Früherkennung vor. "Wichtig ist es, die Pflegekräfte fortzubilden. Dazu gehören auch die Grundregeln der Deeskalation und der Kommunikation", nennt Philipp-Metzen weitere Inhalte des Studientages, der einmal jährlich angeboten wird.
Zweimal pro Jahr findet aufgrund der hohen Nachfrage seit vielen Jahren der Studientag "Aggression und Abwehr in der Demenz" statt, der sich ebenfalls an Fach- und Pflegehilfskräfte der ambulanten und stationären Altenpflege richtet. "Im Mittelpunkt steht das herausfordernde Verhalten dementiell erkrankter Menschen und der Umgang damit", erläutert Philipp-Metzen. Der nächste Studientag findet statt am Montag, 13. November, von 9.30 bis 16.30 Uhr im Franz-Hitze-Haus.
Weitere Informationen gibt es unter: www.franz-hitze-haus.de.
Bildunterschrift: Dr. Elisabeth Philipp-Metzen aus Laer leitet den Studientag zum Thema "Gewalt in der Pflege und bei Demenz" in der Akademie Franz-Hitze-Haus.
Text: Bischöfliche Pressestelle / 11.09.17
Kontakt: Pressestelle[at]bistum-muenster.de
Foto: Michaela Kiepe/Bischöfliche Pressestelle
