Fehlende Planungssicherheit und unsichere Rechtsvorgaben

, Stadtdekanat Münster

Ein Bild von der aktuellen Situation in der Landwirtschaft hat sich Münsters Bischof Dr. Felix Genn gemacht. Zusammen mit Vertretern der Katholischen Landvolkbewegung (KLB) und der katholischen Landjugendbewegung (KLJB) besuchte er den Landwirtschaftsbetrieb der Familie Konermann in Münster. Dabei ging es sowohl um aktuelle Fragen rund um das Thema Tierwohl als auch um die Themen Regionalvermarktung und Pachtbedingungen. 

Zusammen mit Vertretern der Katholischen Landvolkbewegung (KLB) und der katholischen Landjugendbewegung (KLJB) besuchte Münsters Bischof Dr. Felix Genn den Landwirtschaftsbetrieb der Familie Konermann in Münster.

© Bistum Münster

Christoph Konermann bewirtschaftet den Betrieb gemeinsam mit seinem Vater. Für den 26-Jährigen ist politisches Engagement von Junglandwirten wichtig: „Seit vielen Jahren arbeite ich deshalb im AK Land der KLJB und im Ring der Landjugend mit.“ Konermann führte den Bischof zunächst durch die Stallungen und zeigte den Stand der aktuellen Umbaumaßnahmen: Derzeit wird die Unterbringung für die rund 200 Sauen in einen tierwohlgerechten Stall umgebaut. „Die Rechtsvorgaben zur Haltungsform haben sich endlich geändert und erlauben auch unter emissionsschutzrechtlichen Vorgaben zum Beispiel einen Auslauf für die Schweine“, erklärte Konermann dem Bischof. Zwar fordere die Politik den Umbau, dafür notwendige Investitionsförderung seien allerdings völlig unzureichend. „Davon profitieren derzeit leider nur die Schweinemäster“, kritisierte der Jungbauer fehlende Planungssicherheit und unsichere Rechtsvorgaben.

Die Geschwindigkeit der gestellten Forderungen aus Politik und Gesellschaft nehme immer weiter zu, unterstützte Pfarrer Bernd Hante, Diözesanpräses der KLB und KLJB im Bistum Münster, die Kritik. „Angepasste Rahmenbedingungen seitens der Regierung sind nötig“, betonte er. Zudem sei eine öffentliche Diskussion mit den Bürgern und Verbrauchern angesichts einer schwindenden gesellschaftlichen Akzeptanz wichtig, damit sie den Mehrwehrt der deutschen Landwirtschaft erkennen und ihr Handeln beim Einkauf darauf ausrichten.

Soziale Kriterien bei Verpachtung von Kirchenland im Blick haben

Intensiv diskutierten die Anwesenden über die Rolle der Kirche in diesem Zusammenhang und über eine mögliche Unterstützung. KLB-Diözesanreferent Ulrich Oskamp lenkte den Blick auf die Verpachtung von Kirchenland und richtete die Bitte an den Bischof, bei der Verlängerung beziehungsweise Neuverpachtung den Strukturwandel in der Landwirtschaft im Blick zu haben und jeden Einzelfall nach sozialen Kriterien genau zu betrachten. „Bei dem Einen ist ein sozialverträglicher Ausstieg mit kurzen Laufzeiten bei Pachtverlängerungen richtig, andere Betriebe hoffen auf ein Nachverhandeln, wenn ein neues Baurecht vorliegt. Hier sind unter Umständen auch Pachtlaufzeiten von zwölf Jahren und mehr notwendig“, gab Oskamp Beispiele. 

Neben der Tierhaltung betreibt Christoph Konermann auf rund 40 Hektar Ackerbau: „Das Land ist gepachtet und ich hoffe, dass ich es angesichts der hohen Preise und der städtischen Bebauungspläne halten kann.“ Einen Einblick bekam Bischof Genn abschließend in das zweite Standbein des Betriebes: Seit einigen Jahren bietet Familie Konermann für interessierte Besucher sogenannte Bauernolympiaden an, bei der die Teilnehmer in unterschiedlichen, landwirtschaftlich geprägten Disziplinen gegeneinander antreten können. Rund 100 Gruppen buchten das Teamevent im vergangenen Jahr. 

Den Herausforderungen der Zukunft stellen

Mehrere Standbeine zur Sicherung des Familieneinkommens seien immer wichtiger, wusste Nicole Rehbaum, Agrarreferentin der KLJB. Deshalb sei es wichtig viele positive Beispiele zu zeigen. „Wir stecken den Kopf nicht in Sand und stellen uns voller Zuversicht die Herausforderungen der Zukunft.“

Die Entwicklung regionaler Vermarktung war ebenfalls Thema in der Gesprächsrunde. Auch wenn viele Pfarreien und Einrichtungen Großteile ihres Einkaufs bereits auf regionale Erzeugnisse umgestellt haben, wie Bischof Genn wusste, nehme er die Bedeutung der Regionalvermarktung aus ökonomischen und ökologischen Gründen noch einmal mit: „Wenn sich Einrichtungen zusammenschließen, können vielleicht noch mehr regionale Produkte eingekauft und angeboten werden.“

Ann-Christin Ladermann