Feierliche Eröffnung der Wallfahrtszeit in Kevelaer

Mit drei symbolischen Hammerschlägen hat Kardinal Christoph Schönborn, Erzbischof von Wien/Österreich, im Beisein des Bischofs von Münster, Dr. Felix Genn, und Wallfahrtsrektor Pastor Rolf Lohmann das Pilgerportal der Kevelaerer Marienbasilika geöffnet.

Damit eröffnete er die diesjährige Wallfahrtszeit, die unter dem Motto `Selig die Barmherzigen´ steht. Zahlreiche Gläubige hatten sich zum anschließenden Pontifikalamt in dem Gotteshaus versammelt, um gemeinsam die Messe zu feiern. Chor und Orchester der Marienbasilika gestalteten die Eucharistiefeier unter der Leitung von Chordirektor Romano Giefer mit Josef Rheinbergers C-Dur-Messe, op. 169, musikalisch.

Die Predigt hielt Kardinal Schönborn im Forum Pax Christi nach dem Pontifikalamt. Dabei ging er auf drei Worte aus dem Johannesevangelium (Joh 19, 25-27) ein, das von der Kreuzigung Jesu berichtet. Zunächst beschäftigte er sich mit der Textstelle `bei dem Kreuz standen´. Man könne, sagte Schönborn, auf verschiedene Weise am Kreuz stehen, zum Beispiel die Hinrichtung neugierig als ein Spektakel betrachten.

`Das geschieht auch heute, das kann man auf Videos im Internet sehen´ erinnerte der Kardinal und nannte beispielhaft Kreuzigungen und Enthauptungen durch den sogenannten `Islamischen Staat´. Das seien `öffentliche Spektakel´, betonte Schönborn, `so war das auch bei uns Jahrhunderte lang.´ Das Leid müsse allerdings keine Kreuzigung sein, auch in der eigenen Nachbarschaft gebe es Leid: `Es gibt auch eine andere Art, da zu stehen, wenn einem Leid begegnet´, mahnte der Kardinal, und zwar, indem man nicht wegsehe. Dabei ging er auf die aktuelle Flüchtlingskrise ein: `Europa ist dabei, wegzusehen. Die Willkommensbereitschaft ist gekippt, es gibt Angst. Ich verstehe diese Angst und frage mich auch, wie Deutschland und Österreich in 60 Jahren aussehen.´ Es gebe keine einfachen Lösungen, sagte Schönborn.

Ihn habe nachdenklich gemacht, was Erzbischof Francesco Montenegro, der auch für Lampedusa zuständig ist, berichtet habe: `80 Prozent der Flüchtlinge, die dort ankommen, werden wieder zurück geschickt – die meisten kommen danach um.´ Schönborn mahnte: `Das Kreuz Jesu ist mitten unter uns. Es ist an uns, wie wir dabei stehen.´

Dann widmete er sich den Frauen, die am Kreuz ausharrten, wie Johannes berichtet. Es sei nicht nur Maria gewesen, sondern auch deren Schwester, also die Tante Jesu, so wie eine weitere Tante. Seine Familie sei in der Zeit des Leidens bei ihm gewesen, sagte Schönborn und munterte die Gläubigen auf, das päpstliche Schreiben `Amoris Laetitia´ zu lesen, das sich unter anderem mit der Familie beschäftigt. Das wunderbare an der Familie sei, erklärte der österreichische Kardinal mit Blick auf das Evangelium, dass sie zusammenstehe. Ausdrücklich bedankte er sich bei allen Familien, die auch heute im Leid beieinander bleiben Die Apostel hingegen hätten sich, mit Ausnahme von Johannes, versteckt und seien nicht am Kreuz gewesen. `Sie hatten Angst um ihr Leben, Angst davor, selber ans Kreuz geschlagen zu werden. Ich verstehe das´, betonte Schönborn und wies hin: `Aber die Frauen sind dort geblieben. Ich frage mich manchmal: Wir, der Klerus als Nachfolger der Apostel, schätzen wir das, wie viele Frauen treu im Leid dabei bleiben?´ Natürlich gebe es auch Männer, die in den Familien Leid aushalten, erklärte er weiter und bedankte sich ausdrücklich bei allen, die trotz Leid und Krankheit die Treue halten: `Wie viel Heldentum und stille Treue gibt es, wenn der andere leidet.´

Schließlich ging Kardinal Schönborn noch auf die Worte `Als Jesus seine Mutter sah´ ein und schlug den Bogen zum Jahr der Barmherzigkeit und zum Wallfahrtsmotto `Selig die Barmherzigen´. Barmherzigkeit habe etwas mit dem Blick zu tun, sagte er, mit der Bereitschaft, Leid zu sehen und wahrzunehmen: `Ich wünsche uns, dass wir am Blick Jesu lernen, was es heißt, barmherzig zu sein.´ Außerdem solle Maria, die Mutter Jesu, einen Platz in der Lebensmitte der Menschen bekommen. Er wünsche, `dass wir Maria in unser Eigenstes aufnehmen, als Bild in unserem Haus, vor allen Dingen aber in unseren Herzen´, so wie auch Johannes am Kreuz Maria bei sich aufgenommen habe.

Bildunterschrift: Kardinal Christoph Schönborn (links) öffnete mit drei symbolischen Hammerschlägen das Pilgerportal der Marienbasilika, auch Wallfahrtsrektor Rolf Lohmann feierte das anschließende Pontifikalamt mit.

Text: Bischöfliche Pressestelle / 01.05.16
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Foto: Bischöfliche Pressestelle/Gerhard Seybert