Festliche Illumination und Prozession zu Mariä Himmelfahrt in Warendorf
Es ist die Nacht der Nächte. Die ganze Stadt scheint auf den Beinen zu sein, ergänzt um zahlreiche auswärtige Gäste, um Mariä Himmelfahrt zu feiern.
Um auf den Marktplatz, das Herz der Warendorfer Altstadt zu gelangen, müssen die Besucher einen der neun Marienbögen durchschreiten, die an diesem fast lauen Sommerabend in den verschiedensten Farben leuchten. In vielen Schaufenstern sind Mariendarstellungen zu sehen, viele Hausfassaden sind mit rot leuchtenden Lampions geschmückt. Warendorf feiert Mariä Himmelfahrt (15. August), wie immer als großes Heimatfest schon seit Samstag, 13. August. Höhepunkte sind die feierliche Illumination der neun Marienbögen am Samstag, 20. August, und die große Stadtprozession am Sonntag, 21. August.
Als an diesem Samstag die Dämmerung hereinbricht, flammen Tausende von Lichtern an den Bögen auf. Bei der Mehrzahl der Triumphbögen hat inzwischen Erdgas den ursprünglichen Brennstoff Öl abgelöst. Die ganze Altstadt scheint mit Musik erfüllt zu sein.
Die Aufklärung dieses musikalischen Geheimnisses hatte Monika Walter-Koch bei der nachmittäglichen Stadtführung gelüftet, als sie erläuterte, dass an jedem der neun Bögen eine Kapelle spielt, die auch aus den Nachbarstädten wie beispielsweise Sendenhorst oder Greffen kommen. "Alles zur Lobpreisung Marias", erklärt der Spielleiter der Greffener Bläser, die abends in unmittelbarer Nähe des Bogens in der Brünebrede Platz genommen haben. Die Marien-Literatur ist umfangreich, kaum ein klassischer Dichter, der nicht ein Mariengedicht oder -lied geschrieben hätte. Sogar von Karl May, dem Erfinder Winnetous und Old Shatterhand, gibt es ein Ave Maria. Der Bogen in der Oberen Brünebrede ist mit "Ave Maria", zu deutsch "Gegrüßet seist Du, Maria" überschrieben. Auf dem Marktplatz selbst spielt eine kleine Abteilung des Luftwaffenmusikkorps aus Münster.
Die Darstellung der Gottesmutter krönt alle Bögen. Mal ist sie als Jungfrau dargestellt, mal mit dem Jesuskind.
Die Marienverehrung hat in Warendorf eine lange Tradition und geht auf die Zeit der Kreuzzüge zurück. Damals, klärt Stadtführerin Walter-Koch auf, habe es durch das Aufblühen des Handwerks in den Städten erste Ansätze arbeitsteiligen Wirtschaftens gegeben. Weil die Männer an Kreuzzügen teilnehmen mussten, hätten die Frauen verstärkt mit Hand anlegen müssen. Die Idealisierung und Verehrung Marias habe damals einen ersten Höhepunkt erreicht. Auch die Wahl der Gottesmutter als Hauptpatronin der "Neuen Kirche" sei ein Beleg für diese Verehrung, zumal es um 1250 durchaus unüblich gewesen sei, die Gottesmutter für das Patrozinium, also als Patronin einer Kirche,. zu wählen. Schriftliche Zeugnisse von vor 1500 seien allerdings selten, wohl eine Folge der häufigen Brandkatastrophen in der Stadt.
Verbürgt sind die ersten großen Marienprozessionen für die Zeit nach der Reformation und dem 30-jährigen Krieg, spätestens aber seit 1753. Junge Frauen trugen dabei das Gnadenbild durch die Stadt, bis zur "Alten Kirche" in St. Laurentius, wo das 2002 durch ein Feuer stark beschädigte Gnadenbild bis heute seinen Platz hat. In dieser Zeit wurde auch besonders häufig über Wunderheilungen in der Nähe des Marienbildes berichtet.
Der Brauch, die Marienprozession mit dem Aufbau von Marienbögen zu verbinden, geht auf die Zeit der österreichischen Kaiserin Maria Theresa (1717 bis 1780) zurück. An besonderen Festtagen, wie dem Geburtstag oder Krönungstag der Monarchin, wurden in Wien aus Holz gefertigte Triumphbögen aufgestellt. Diese Tradition brachten zwei Schreinergesellen aus Warendorf, die während ihrer Wanderjahre in Wien weilten, in ihre Heimatstadt. Für die große Prozession am Fest Mariä Himmelfahrt wurden daraufhin drei Bögen gefertigt, die die Warendorfer zur "Königin von Warendorf" erhoben.
Um Bau, Aufstellung und Unterhaltung der Marienbögen, die aus Holz, Leichtmetall oder Kunststoff bestehen, kümmern sich neun Bogengemeinschaften, die aus bis zu 90 Anwohnern bestehen. Abgebaut werden die Bögen dann nach einer Woche.
Bildunterschriften: Der Marienbogen in der Oststraße leuchtet in der Dämmerung.
Text: Bischöfliche Pressestelle / 21.08.16
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