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"Feuer und Flamme" für Kirchenmusik

, Kreisdekanat Wesel

Wenn Annegret Walbröhl richtig im Stress ist, dann setzt sie sich an das Klavier. „Eigentlich will ich nur ein Stück anspielen, aber dann dauert es doch eine Stunde“, erzählt die 37-Jährige. „Danach habe ich noch immer Stress. Aber ich hatte eine Stunde Ruhe und Entspannung.“

Schon im Alter von 16 Jahren wusste sie, dass sie die Musik zu ihrem Beruf machen würde. „Feuer und Flamme“ sei sie schon damals für die Kirchenmusik gewesen, sagt Walbröhl, die gebürtig aus Wesel stammt. Auf die Schule folgte das passende Studium in Detmold, 2005 trat sie ihre erste Stelle als Kirchenmusikerin in Rheinberg an. Sie lacht: „Ich werde immer wieder gefragt, ob man mit Kirchenmusik Geld verdienen kann. Ja, kann man.“ Schließlich umfasse ihr Beruf weit mehr als das sonntägliche Orgelspiel während der Gottesdienste. Insbesondere, seit sie im April das Amt der Regionalkantorin von Willem Winschuh übernommen hat.

„Ich bin“, erklärt sie, „im Kreisdekanat Wesel für die Pfarreien die Ansprechpartnerin in allen Belangen der Kirchenmusik.“ Der größte Anteil ihrer Arbeit entfällt zwar auf die Kirchenmusik in der Weseler Pfarrei St. Nikolaus. Zu ihrem Aufgabenbereich gehören aber zum Beispiel auch die Ausbildung neuer Musiker in Xanten und die Zusammenarbeit mit Chören. „Derzeit spiele ich nur drei Sonntagsmessen pro Woche, dafür sitze ich unglaublich lange im Büro am Computer“, sagt sie. Wer spielt wann in welchem Gottesdienst? Wie bekommt man den Chor und die Bläser für Fronleichnam koordiniert? Kennt der Pfarrer schon den Spielplan für die nächste Messe und ist er damit einverstanden? Planung gehört zu den Hauptaufgaben ihrer neuen Arbeit, für die sie ihre Stelle als Musikerin in Alpen aufgegeben hat.

Dort wohnt sie weiterhin mit ihrem Mann und dem dreijährigen Sohn. Mit ihm erlebt sie einige der wunderbarsten Musikmomente: „Wenn Kinder gute Laune haben, dann singen sie. Und es ist toll, wenn mein Sohn plötzlich ein Lied singt, das ich ihm mal vorgesungen habe.“ Musik, da ist sich Walbröhl sicher, sei „unschätzbar wichtig“ für die geistige Entwicklung, ein Instrument zu spielen schaffe im Gehirn wichtige Verknüpfungen. Und dann hat Musik für sie auch etwas mit Hingabe und Leidenschaft zu tun: „Wenn man anderen Menschen, zum Beispiel einem Chor, eine bestimmte Musik und deren Hintergrund vermitteln möchte, dann muss man sich öffnen und ganz viel von sich selbst dalassen“, erklärt sie. Es sei „irre, was man dann zurück bekommt.“

Christian Breuer