Freiwilligendienst als Lebenserfahrung

, Kreisdekanat Coesfeld

Sicher hatte Vololonoliva Andrianirina, genannt Oliva, die längste Anreise der bisherigen Freiwilligendienstleistenden im Caritas-Wohnheim Ascheberg. Oliva kommt aus Madagaskar, wo es nur wenige Einrichtungen für Menschen mit Behinderung gibt. In Deutschland will sie ihre Kenntnisse in diesem Bereich vertiefen – der Bundesfreiwilligendienst bot hierfür die passende Gelegenheit.

Oliva in einer Umarmung mit einer Bewohnerin.

Vololonoliva Andrianirina, genannt Oliva (links), aus Madagaskar leistet ihren Bundesfreiwilligendienst im Caritas-Wohnheim Ascheberg.

© Caritasverband für den Kreis Coesfeld

So unterstützt Oliva nun seit Januar die Mitarbeiter des Wohnheimes und erfüllt sich damit einen Kindheitstraum: „Ich mag es, andere Länder und Kulturen kennenzulernen, und Deutschland hat mich schon als Kind interessiert.“ Organisiert werden der Bundesfreiwilligendienst und die Teilnahme ausländischer Bewerber über die Freiwilligen Sozialen Dienste (FSD) des Bistums Münster. Mit den Bewerbern werden vor vorab per Skype Gespräche geführt und dann gemeinsam alle bürokratischen Schritte für die Zeit in Deutschland veranlasst. Während des Aufenthaltes begleitet der FSD die jungen Menschen mit insgesamt fünf themenbezogenen Seminarwochen und zusätzlichen Treffen für die ausländischen Freiwilligen.

Die 29-jährige ist froh, den Schritt gewagt zu haben: „Ich fühle mich wohl hier, habe schon jetzt viele nette Menschen kennengelernt und spannende Dinge erlebt.“ Wie bereits einige andere Freiwilligendienstleistende hat auch sie die Möglichkeit, ein Appartement im Wohnheim zu bewohnen, was sie gern in Anspruch nimmt. Zu den täglichen Aufgaben gehört es, die Bewohner in ihrem Alltag zu unterstützen, Freizeit mitzugestalten und Pflegetätigkeiten zu übernehmen. Dabei ist sie in der Früh- und Spätschicht sowie am Wochenende eingesetzt und nimmt an Teamsitzungen teil. 

In Madagaskar hat Olivia einige Jahre als Pflegehelferin gearbeitet. Sie hatte auch mit Menschen mit Behinderung zu tun, aber sie stellt Unterschiede zwischen Deutschland und ihrem Heimatland fest: So gibt es in Madagaskar keine staatliche Unterstützung für Menschen mit Behinderung und die wenigen privaten Einrichtungen sind sehr teuer. Betroffene haben kaum Chancen auf Förderung und Begleitung und werden meist in den eigenen Familien betreut. 

Das Team des Wohnheims profitiert von Olivas Unterstützung, die sich nach und nach immer mehr traut, ihre wachsenden Deutsch-Kenntnisse auch anzuwenden. Sie überlegt, im Anschluss an den Freiwilligendienst eine Ausbildung als Kranken- und Gesundheitspflegerin in Deutschland zu beginnen.
Die Wohnheime des Caritasverbandes für den Kreis Coesfeld suchen auch in diesem Jahr noch weitere Menschen, die ein Freiwilliges Soziales Jahr oder den Bundesfreiwilligendienst absolvieren. Freie Stellen gibt es im Wohnheim Ascheberg (02593/92858-2004) und im Wohnheim Lüdinghausen (02591/9154-0).