Nicht ganz selbstlos, wie Fenker einräumt. Natürlich braucht der Gemeindeteil, der zur Lengericher Pfarrei Seliger Niels Stensen gehört, für alles Mögliche Strom. Doch was die Anlage darüber hinaus produziert, soll eingespeist werden – gegen Geld. Und mit diesem Erlös planen die Initiatoren bereits ihr nächstes Projekt: „Wir wollen in eine Wärmepumpe investieren, um die Kirche perspektivisch nicht mehr mit teurem Gas heizen zu müssen.“ Die Idee dazu hatten sie bereits im vergangenen Jahr intensiv diskutiert, als die Pfarrei Seliger Niels Stensen sich auf die Zertifizierung als „Ökofaire Gemeinde – Level 2“ vorbereitet hat. Das Projekt nahm zusätzlich Fahrt auf, als im Februar die Russen die Ukraine bombardierten und überall diskutiert wurde, wie auf Gas-Importe aus Russland künftig verzichtet werden kann.
Die moderne Christophoruskirche sowie das Pfarrzentrum wurden 1980 mit einer Niedertemperaturbodenheizung gebaut. „Voraussetzung für eine Wärmepumpe“, weiß der Freundeskreisvorsitzende, der sich in den zurückliegenden Monaten intensiv mit dem Thema Energieversorgung und den technischen Bedingungen beschäftigt hat. Die offizielle Erlaubnis der Kirchengemeinde zur Nutzung des Flachdachs erwies sich als reine Formsache, so dass die Anlage schnell bestellt werden konnte.
Laut Satzung kümmert sich der Freundeskreis um notwendige Baumaßnahmen rings um die Kirche und das angrenzende Pfarrzentrum. Auf dem Flachdach des Letzteren wurden die PV-Platten installiert – zum einen, weil die Anlage durch die Wölbung des Daches von unten nicht zu sehen ist und sie damit optisch nicht stört, aber auch, weil das Vorhaben so einfacher umzusetzen war. „Wir mussten die Platten nur auflegen, eine Bohrung war nicht erforderlich“, beschreibt Fenker die praktische Umsetzung der Maßnahme.
11.500 Euro hat der Freundeskreis für die Anlage ausgegeben. „Wir hoffen, durch die Stromerzeugung 1000 Euro zurück in unsere Kasse zu bekommen“, rechnet Fenker vor. Er und seine Mitstreiter setzen zudem auf die eine oder andere zweckgebundene Spende. Die Gemeindeverwaltung Ladbergen hat bereits 500 Euro aus ihrem Fördertopf überwiesen.
Die Stromerzeugungsleistung der Anlage auf dem Pfarrzentrum beträgt 9,62 Kilowattpeak (kWp). Das ist die Leistung, die bei optimaler Sonneneinstrahlung maximal erzeugt werden kann. Pro Jahr wird ein Ertrag von bis zu 8.500 Kilowattstunden (kWh) erwartet. Nach der neuesten Gesetzgebung gehen dafür zirka 1.100 Euro pro Jahr an den Freundeskreis als Anlagenbetreiber. Nicht nur deshalb ist Fenker optimistisch: „Wir sind sicher, mit diesem Konzept auf dem richtigen Weg zu sein und in einigen Jahren die Unabhängigkeit von teurem Gas und gleichzeitig eine umweltfreundliche und kostengünstige Heizung von Kirche und Pfarrheim zu erreichen.“
Gudrun Niewöhner