Für Dein Leben gern: Bistum Münster mit neuem Logo und Claim – Kampagne im September

, Bistum Münster

Mit dem Claim „Für Dein Leben gern“, einem neuen Logo und einer in diesen Tagen startenden Kampagne möchte das Bistum Münster den Kulturwandel, der in der Diözese geplant ist, nun auch nach außen hin sichtbar werden lassen. Beim Kulturwandel geht es etwa über neue Schwerpunktsetzungen in der Seelsorge und neue Leitungsstrukturen in den Gemeinden darum, künftig stärker eine Kirche der Beziehung zu sein. Bischof Dr. Felix Genn, Generalvikar Dr. Norbert Köster, Prof. Dr. Heribert Meffert (emeritierter Direktor des Instituts für Marketing am Marketing Centrum Münster) und Jochen Huppertz, Geschäftsleiter bei der Düsseldorfer Agentur Castenow stellten die Neuerungen am 5. September vor Journalisten in Münster vor.

Das neue Markenzeichen zeigt ein Kreuz, das sich aus Dreiecken in verschiedenen Rottönen zusammensetzt und dem ein Teil des Querbalkens fehlt. Daneben steht als Wortmarke: Katholische Kirche, Bistum Münster. Dieses Zeichen werden in angepasster Form viele katholische Einrichtungen übernehmen: vom Bischöflichen Generalvikariat und Offizialat, über die Kreisdekanate bis hin zu den Ehe-, Familien- und Lebensberatungsstellen. Bei der Kampagne wird im Verlauf des September auf Großflächenplakaten, mit Postkarten und in Sozialen Netzwerken auf humorvolle Art auf Angebote hingewiesen, die die katholische Kirche im Bistum Münster den Menschen macht: Von der Seelsorge über Schulen und Kitas bis hin zu Beratungsangeboten oder Familienbildungsstätten.

Bischof Genn sagte bei der Vorstellung, dass das Bistum Markenentwicklung als Prozess einer inhaltlichen Selbstvergewisserung der eigenen Identität verstehe. Und in diesem Verständnis sei es „hilfreich, dass wir als katholische Kirche professionelles Marketing betreiben“, erklärte er. Die Kirche stehe vor massiven und radikalen Veränderungen. Zugleich vertrauten viele Menschen der Kirche nicht.

In diesem Zusammenhang ging der Bischof zu Beginn der Pressekonferenz auf das Thema des sexuellen Missbrauchs ein (vgl. auch das in einer gesonderten Mail bereits versandte Statement des Bischofs dazu) und betonte, dass es kein Verhalten gäbe, durch das Vertrauen schändlicher zerstört werde „als durch sexuellen Missbrauch und dadurch, dass dieses widerwärtige Verbrechen auch von kirchlichen Verantwortlichen zu leicht übergangen und auch vertuscht wurde und wird.“ Bei allem, was die Kirche im Blick auf den sexuellen Missbrauch tue, müssten die Opfer im Mittelpunkt stehen. Papst Franziskus habe zurecht beklagt, dass sexueller Missbrauch in der Kirche durch die Haltung des Klerikalismus begünstigt und gedeckt wird. Bischof Genn: „In der Konsequenz muss das heißen, dass wir uns von einem solchen Klerikalismus verabschieden. Das wird dazu führen, dass Priester und auch Bischöfe in der katholischen Kirche an vielen Stellen Macht und Einfluss abgeben und dass wir zu einem neuen Verhältnis von Laien und Priestern, von Haupt- und Ehrenamtlichen, von Männern und Frauen in der katholischen Kirche kommen müssen.“

Generell so sagt Bischof Genn sei der Vertrauensverlust sehr schmerzlich. „Aber gerade als Christinnen und Christen, die wir die Frohe Botschaft verkünden, können wir nicht beim Schmerz stehen bleiben. Vielmehr müssen wir die Wirklichkeit ernst- und annehmen und die Veränderungen gestalten. Damit laufen wir keineswegs dem Zeitgeist hinterher. Es geht darum, wie es Papst Franziskus formuliert hat, stärker ‚den Geruch der Schafe‘ anzunehmen“, betonte er. Kirche dürfe dabei nicht verstanden werden als eine „wie auch immer zu definierende Amtskirche“, sondern meine jede und jeden einzelnen Gläubigen. „Wir nehmen das Priestertum aller Getauften ernst. Beziehungen zu fördern, zwischen den Menschen, zwischen den Menschen und Gott – das ist unser Kernauftrag, das ist unser Markenkern“, sagte Bischof Genn.

Eine solche Kultur der Beziehung im Geiste Jesus sei mit Verboten und Strenge nicht zu erreichen, betonte er. In guten Beziehungen nehme man wechselseitig das persönliche Gewissen und die persönlichen Entscheidungen des jeweils anderen ernst. Bischof Genn: „Natürlich sollten wir den Menschen auch Orientierungen geben, aber eben nur in dem Sinn, dass sie selbst Entscheidungen treffen können, nachdem sie zuvor verschiedene Aspekte abgewogen haben. Das hebelt unsere Lehre nicht aus und relativiert sie nicht. Wir richten aber so – mit dem Ziel eines Beziehungsaufbaus oder einer Beziehungspflege – den Blick sehr viel stärker auf den Einzelnen in seiner jeweiligen Situation. Nur, wenn die Menschen in Zukunft deutlich mehr als in der Vergangenheit die Erfahrung machen: ‚Ich kann der Kirche und den Menschen, die für Kirche stehen, vertrauen, und diese Menschen vertrauen auch mir‘, nur dann sind wir eine Kirche, die eine Kultur der Beziehung im Geiste Jesu fördert.“

Er erinnerte daran, dass das Bistum vor mehr als drei Jahre in einer Zufriedenheitsstudie 1.000 Katholiken befragt habe, wie zufrieden sie mit den Angeboten der katholischen Kirche seien. Bischof Genn: „Die repräsentativen Ergebnisse zeigten nicht nur eine insgesamt sehr hohe Unzufriedenheit. Wir konnten der Studie auch entnehmen, dass viele Menschen gar nicht wissen, bei welchen Angeboten, die sie gerne nutzen, es sich um solche der katholischen Kirche handelt. Das möchten wir im Zuge der Markenentwicklung ändern: Wo katholische Kirche drin ist, sollte auch katholische Kirche draufstehen.“

Diesen Gedanken griff Generalvikar Köster auf: „Wir müssen die Menschen spüren und erfahren lassen, wofür wir als katholische Kirche stehen, welche Angebote wir ihnen machen, aus welcher Haltung heraus wir das tun und warum der Glaube und die Frohe Botschaft eine Relevanz für ihr Leben haben können“, sagte er. Köster: „Katholisch sein und dazu stehen: Das ist heute fast schon ein Kuriosum. Wenn wir offen und unverkrampft damit umgehen, ergeben sich – oft zufällig – viele Gelegenheiten für einen Beziehungsaufbau zu den Menschen. Vielleicht ist das ein Weg für eine im besten Sinne missionarische Kirche.“ Dabei könne auch der Claim helfen, bringe er doch zum Ausdruck, dass „wir uns freuen, für die Menschen da sein zu dürfen.“

Prof. Meffert sagte, dass starke Marken im Konzept einer identitätsorientierten Markenführung maßgeblich zu Orientierung, Identifikation und Vertrauensbildung beitragen könnten. Dazu müsse eine „möglichst große Übereinstimmung zwischen Markenversprechen und Markenverhalten“ erreicht werden. Er sprach im Blick auf die Markenentwicklung im Bistum Münster von einem „evolutionären Prozess“, in dem das Potenzial und die Vielfalt der vom Bistum Münster getragenen Angebote sichtbar gemacht werden solle. Die Bistumsmarke sei dabei „ein Nutzungsversprechen für die Qualität pastoraler und sozialer Dienste.“ Das neue Logo solle die Neuausrichtung der katholischen Kirche im Bistum Münster visualisieren, und die Kampagne habe das Ziel, über deren Potenziale und die Vielfalt ihrer Angebote zu informieren. Prof. Meffert: „Das Team der Marketingwissenschaftler ist überzeugt, dass die längerfristig angelegte, in der Bistumsleitung verankerte, identitätsorientierte Führung der neuen Dachmarke mit ihrer innen und außen gerichteten Orientierungsfunktion einen wirksamen Beitrag zum erfolgreichen kulturellen kirchlichen Wandel leisten und zur Verbesserung der Beziehungsqualität im Bistum Münster beitragen kann.“

Jochen Huppertz, der den Prozess der Markenentwicklung des Bistums seitens der Agentur Castenow begleitet hat, ging unter anderem auf die nun startende Kampagne ein. Er erläuterte, dass die Kampagne das Gegenteil von dem mache, was erwartbar sei. „Gezeigt wird nicht, wie toll die Angebote der katholischen Kirche im Bistum sind. Vielmehr werden vermeintliche Nachteile – das berühmte Haar in der Suppe, das immer jemand findet – in den Mittelpunkt gestellt. Über die vermeintlichen Nachteile beziehungsweise Angebotslücken werden die Vielfalt und Leistungsfähigkeit der Angebote, die die katholische Kirche im Bistum Münster den Menschen macht, inszeniert. Das geschieht mit lustigen, zum Teil natürlich sehr überzeichnenden Fotos und Sprüchen, die das scheinbare Defizit auf den Punkt bringen. Es ist nach unserer Einschätzung sehr humorvoll. Und ‚Humor‘ steht gewiss nicht ganz oben auf der Liste der Attribute, die man der katholischen Kirche sofort zuschreibt.“

Weitere Informationen gibt es auf www.bistum-muenster.de/beziehung.