Gastkirche und Gasthaus halten Türen weiter geöffnet

, Kreisdekanat Recklinghausen

„Wir merken, dass es gut und wichtig ist, dass wir unsere Türen weiterhin geöffnet halten“, berichtet Ludger Ernsting von der Gastkirche und dem Gasthaus. Der Pfarrer ist überzeugt, dass es in dieser Zeit ganz besonders wichtig sei, die Angebote aufrechtzuerhalten.

Pfarrer Ludger Ernsting kümmert sich mit seinem Team weiterhin um die Besucher, die ins Gasthaus kommen.

© Bistum Münster

„Viele Menschen, die zu uns kommen, haben keine Rückzugsmöglichkeiten. Zudem sind zahlreiche Einrichtungen, die unsere Gäste sonst auch besuchen, geschlossen. So fällt vieles weg“, berichtet er. Ebenso erhielten die Menschen, die auf der Straße leben, in der auch wirtschaftlich angespannten Zeit weniger Unterstützung. „Es sind nicht mehr so viele Leute unterwegs, die ihnen Geld geben oder mal Lebensmittel kaufen. Das hat sich radikal minimiert, denn alle meiden die Nähe“, weiß er. Deshalb seien die Wohnungslosen darauf angewiesen, dass es noch eine Stelle gebe, wo sie hingehen könnten.

Im Gasthaus erhalten sie weiter Mahlzeiten, können sich duschen oder die Wäsche waschen. Natürlich gelten dabei die Regeln dieser Zeit. „Wir haben beispielsweise die Personenzahl pro Raum begrenzt, damit die Gäste weiter auseinandersitzen“, nennt Ernsting ein Beispiel. Froh ist er über das gute Wetter. So konnte das Team im Außenbereich weitere Tische aufbauen. „An diesem Wochenende hat es gereicht. Nächstes Wochenende ist der Monat fast zu Ende. Da könnte es knapp werden. Wenn es zu voll ist, wird in zwei Schichten gegessen“, berichtet er von Überlegungen im Team.

Glücklich ist Ernsting, der gemeinsam mit den Canisianern Bruder Bernhard Sobota und Bruder Ralf Zimmer, Schwester Judith Kohorst, Franziskanerin von Lüdinghausen und Schwester Franziska Kaupp, Missionsschwester vom Heiligsten Erlöser, in einer Kommunität lebt und arbeitet, dass es weiterhin viele Ehrenamtliche gibt, die sich in unterschiedlichen Bereichen von der Küche bis zum Empfang im Haus engagieren. „Wir erfahren viel Solidarität. Es haben sich Menschen gemeldet, die momentan Zeit haben und sich einbringen möchten“, freut er sich. Auch die Spenden seien noch nicht eingebrochen. Zahlreiche Restaurants und Gaststätten, die nun schließen mussten, hätten ihnen ihre verpackten Lebensmittel vorbeigebracht. „Unsere Kühlschränke sind gut gefüllt“, ist er glücklich über die Hilfe.

Vier „B“s würden diese Situation kennzeichnen. „Die Krise bringt die Menschen zusammen. Auch die Besucher, die zu uns kommen“, beschreibt er das erste „B“. Sicherlich sei es ein schmaler Grat zwischen dem Schutz der Mitarbeitenden und dem Schutz der Besucher. „Sie rücken innerlich zusammen.“ Die Krise bewege. Es gebe viel Solidarität. Aber die Krise belaste auch. „Deshalb ist es gut, dass es Balancequellen gibt“, nennt er das vierte B. Die Gastkirche halte die Türen offen. Durchgängig kämen Menschen in das Gotteshaus, zündeten Kerzen an, hielten für ein Gebet inne. Auch der Gesprächsdienst – mit dem nötigen Abstand - werde aufrechterhalten. „Es ist wichtig, dass die Menschen das, was sie belastet, teilen können“, ist Ernsting überzeugt.

Veranstaltungen, Trauer- und Meditationsgruppen mussten schweren Herzens abgesagt werden. „Doch unsere Trauerbegleiterin steht für Gespräche, möglichst telefonisch, weiter zur Verfügung“, informiert er.

Insgesamt sei es wichtig, flexibel zu sein, denn jeden Tag ändere sich etwas. Diese Änderungen fassen die Mitarbeitenden auch regelmäßig auf Infoblättern zusammen, die in verschiedenen Sprachen an die Gäste verteilt werden. „Denn sie haben keinen Fernseher und erhalten diese Informationen nicht“, erklärt er. Das Team versuche mit Distanz zu arbeiten und das funktioniere auch ganz gut. Unter den Gästen gebe es viel Verständnis für die Einschränkungen. „Sie sind dankbar und froh, dass wir die Türen geöffnet halten“, sagt Ernsting und hofft, dass es auch noch möglichst lange so bleiben wird, denn er weiß: „Sonst gibt es nichts für sie.“

Michaela Kiepe

Bildunterschrift: Die Gastkirche in der Recklinghäuser Innenstadt ist wie das Gasthaus weiterhin geöffnet. Foto: Bistum Münster/Achim Pohl