Gauck spricht bei „DomGedanken“

, Bistum Münster

Nicht erst die Pandemie hat bei vielen Menschen Zukunftsängste ausgelöst. Auch andere tiefgreifende Veränderungen wie die Digitalisierung, die Künstliche Intelligenz, der Klimawandel oder die Migration befördern Sorgen. Wo das Alte schwindet, das Neue sich aber erst allmählich herausbildet, entsteht der Wunsch nach einfachen Lösungen. Dieser Wunsch hat in vielen Ländern – auch in Europa – links- oder rechtspopulistische Regierungen hervorgebracht, deren Machtwillen auch vor der Beschränkung demokratischer Prozesse nicht zurückschreckt. Am 1. September referiert der ehemalige Bundespräsident Joachim Gauck im Rahmen der „DomGedanken“ über „Demokratie in Frage? Anmerkungen zur Diagnose und Therapie“. Beginn ist um 18.30 Uhr im münsterischen St.-Paulus-Dom.

Bundespräsident a.D. Joachim Gauck

Bundespräsident a.D. Joachim Gauck spricht am 1. September im St.-Paulus-Dom in Münster.

© J. Denzel-S. Kugler

Gauck war von 2012 bis 2017 elfter deutscher Bundespräsident. Zuvor hatte der Theologe, der sich in DDR-Zeiten in der Opposition engagierte und Mitinitiator des kirchlichen und öffentlichen Widerstands gegen die SED-Diktatur war, unter anderem neun Jahre lang das Stasi-Unterlagen-Archiv geleitet. Thema seines Wirkens war immer die Freiheit als wahrgenommene Verantwortung. In diesem Sinne wird Gauck beleuchten, ob die freiheitliche Demokratie – deren Siegeszug nach 1989 unaufhaltsam schien – an Strahlkraft verliert. „Mögen Ängste uns auch begleiten: Wir lassen uns das Vertrauen zu uns selbst und zu unserer Demokratie nicht nehmen“, formuliert Gauck einen klaren Appell.

Joachim Gauck wurde 1940 in Rostock geboren, studierte Theologie. Von 1965 bis 1990 stand er, auch als Pastor, im Dienst der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Mecklenburgs. Schon als Jugendlicher trat Gauck in Opposition zur Diktatur in der DDR. 1989 gehörte er zu den Mitbegründern des Neuen Forums und wurde in Rostock dessen Sprecher. Er war Mitinitiator des kirchlichen und öffentlichen Widerstands gegen die SED-Diktatur. Er leitete die wöchentlichen Friedensgebete, aus denen die Protestdemonstrationen hervorgehen.

Von 1991 bis 2000 war er Bundesbeauftragter für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR.  Am 18. März 2012 wählte ihn die Bundesversammlung zum elften Präsidenten der Bundesrepublik Deutschland. „Die Freiheit der Erwachsenen heißt Verantwortung“ – unter dieser Leitlinie ermutigte er als Bundespräsident die in Deutschland lebenden Menschen, ihr Leben aktiv als Bürger zu gestalten und Verantwortung für sich und andere zu übernehmen.

Die „DomGedanken“ mit Joachim Gauck sind ausgebucht. Das Bistum Münster überträgt alle Termine aber auch live im Internet. Interessierte können sie unter www.bistum-muenster.de und www.paulusdom.de sowie auf der Facebook-Seite und auf dem Youtube-Kanal des Bistums Münster verfolgen.

Der Eintritt zu der Veranstaltungsreihe, die seit ihrer Premiere 2015 von Evonik Industries unterstützt wird, ist frei. Die Veranstalter bitten um Spenden, mit denen sie über Missio Aachen die journalistische Ausbildung in Mali fördern möchten. In dem Krisenstaat ist unabhängiger und kritischer Journalismus dringend nötig. Weitere Infos dazu gibt es unter www.paulusdom.de .

Gudrun Niewöhner