Gedenkstättenfahrt der Friedensschule Münster

, Stadtdekanat Münster

„Nicht-Wissen-Wollen ist die bedingungslose Kapitulation!“ Dieses Zitat stammt von dem französischen Häftling Pierre Bleton, der die KZ-Haft und Zwangsarbeit in Buchenwald und Porta Westfalica überlebt hat. Mit beiden Orten haben sich 25 Schülerinnen und Schüler der Friedensschule Münster bei ihrer Gedenkstättenfahrt auseinandergesetzt und sind so in die Erinnerungsarbeit eingestiegen. 

© Friedensschule Münster

In Porta Westfalica besichtigten die Schüler einen Stollen, in dem zum Ende der Kriegszeit Häftlinge untertage dafür eingesetzt wurden, die Stollenanlage für eine Schmierölproduktion auszubauen. Schockiert zeigten sich die jungen Frauen und Männer von den „unmenschlichen Bedingungen“, unter denen die Häftlinge leben und arbeiten mussten. Auch die Tatsache, dass die Bewohner des Ortes die von der Ausbeutung gezeichneten Zwangsarbeiter täglich vom Lager zum Stollen gehen sahen und nach Kriegsende nichts mehr davon gewusst haben wollten, stimmte die Schüler fassungslos. 

Einen Einblick in Ähnliches, aber in deutlich größerer Dimension, erhielten sie bei der Besichtigung der Stollenanlagen des ehemaligen KZs Mittelbau-Dora am fünften Tag ihrer Fahrt. An diesem Ort sei deutlich geworden, wie der Tod der Häftlinge durch deren absolute Ausbeutung in Kauf genommen worden wurde, waren sich die Schüler einig. „Man steht in der riesigen Stollenanlage, wo das alles passiert ist, friert schon nach kurzer Zeit, spürt förmlich, wie die Kälte und die Dunkelheit in einen hineinkriechen und hört, dass genau hier die Gefangenen in extremer Weise menschenunwürdig behandelt wurden“, formulierten es zwei Schüler. Es sei kaum vorstellbar, wie die Häftlinge es knapp sechs Monate in dem Stollen ohne Tageslicht, bei schlechter Luftqualität, unsagbarem Lärm durch die Sprengungen, unzureichender medizinischer Versorgung und fehlender Sanitäranlagen aushalten konnten, während sie ständig zu schwerer körperlicher Arbeit gezwungen sind. 

© Friedensschule Münster

„Uns ist an allen Orten bewusst geworden, wie stark die deutsche Bevölkerung an den ganzen Geschehnissen beteiligt war. Aus dem anfangs rassistischen Denken der Zeit wurde durch nationalsozialistische Propaganda schnell rassistisches Handeln, sodass viele in verschiedenster Hinsicht dem System zugearbeitet haben – sei es im Vorfeld, in der Verwaltung, in der Industrie oder direkt im Zentrum des verbrecherischen Geschehens im Krieg und in den Lagern“, zogen die Schüler ein Fazit. 

„Ich habe zuvor noch nie ein KZ besichtigt. Durch die vielen Führungen habe ich mehr über die Behandlung von Personen gelernt, die in der NS-Zeit nicht der ‚Volksgemeinschaft‘ zugeschrieben wurden. Es war sehr beeindruckend und schockierend selbst zu sehen, welche Ausmaße der Hass der Nazis hatte und wie sie es geschafft haben, ihre Herrschaft zu etablieren.“ Diese Gedanken aus der abschließenden Reflexion der Gedenkstättenfahrt teilten viele aus der Gruppe. 

Text: Deike Ackermann und Leander Büchler