
Der Holocaustüberlebende Dr. Boris Zabarko kommt nach Ibbenbüren, Hörstel und Münster.
Ibbenbürens katholischer Schulseelsorger Christoph Moormann sah den Fotografen Toscano und sein Werk im vergangenen Januar in der ZDF-Sendung Aspekte: „Ich war sofort geflashed und begeistert.“ Schon am nächsten Tag habe er Kontakt mit dem Team aufgenommen – und war überrascht, wie unkompliziert es war, die Ausstellung nach Ibbenbüren zu bekommen. „Drei oder vier Telefonate, Absprachen von Termin und Bedingungen, dann waren auch schon die Verträge da.“
In verschiedenen Schulen stieß Moormanns Anliegen auf große Unterstützung: „Wir haben dann ein Team gebildet, das sich mit der Vorbereitung und Umsetzung befasst – inklusive Sponsorensuche, Werbung für Guides, besondere Fragestellungen für den Unterricht.“ Gerade die Vorbereitung sei ein wichtiger Aspekt, um Sensibilität und Bewusstsein für die Gräueltaten der Nationalsozialisten in ihren vielen Facetten bis hin in die aktuelle Politik zu schärfen. Moormann: „Ich nehme gerne den Gedanken aus der Sendung Aspekte auf: Unsere Erinnerungskultur darf nicht scheitern.“
„Die überlebensgroßen Porträts werden im öffentlichen Raum ausgestellt und erreichen den Betrachter so persönlich und emotional, unabhängig von Alter, Herkunft, Sprache oder Bildung“, erläutert Schulseelsorger Moormann das Projekt. Bislang haben weltweit mehr als eine Million Besucher die Ausstellung „Gegen das Vergessen“ auf diese Weise persönlich erlebt.
Zunächst ist die Ausstellung für die Schulen gedacht. „Wir werden aber Möglichkeiten schaffen, diese besondere Präsentation auch außerhalb der Schulzeiten für die gesamte Öffentlichkeit zugänglich zu machen“, verspricht der Schulseelsorger.
Luigi Toscano und sein Team wollen mit der Ausstellung gerade der Erinnerungskultur ein Gesicht geben: Wie konnten Menschen anderen Menschen so viel Leid zufügen? Warum hat niemand etwas getan? Und wie kann verhindert werden, dass so etwas nie wieder geschieht? Ziel der Ausstellung ist es, eine aktive Auseinandersetzung mit der Geschichte und den Themen Rassismus, Antisemitismus und Diskriminierung anzuregen – mit dem Blick auf die Gegenwart und die Zukunft. Die Ausstellung versteht sich zugleich als Impuls, sich für eine vielfältige und demokratische Gesellschaft einzusetzen.
Als Ehrengast der Ausstellung wird Dr. Boris Zabarko aus der Ukraine erwartet. Er sei dankbar, dass er an der Ausstellung teilnehmen dürfe und freue sich, dass sein Engagement gegen den Holocaust weitere Unterstützung finde. Er sei bereit, die Reise „trotz aller Schwierigkeiten und Gefahren“ anzutreten.
Zabarko, geboren im November 1935, überlebte als Kind den Nazi-Terror im Ghetto von Schahorod im Südwesten der Ukraine. Er ist promovierter Historiker und Präsident der Allukrainischen Assoziation der Jüdischen KZ- und Ghettoüberlebenden. Er hat über 200 Bücher und Artikel zum Holocaust geschrieben, die in viele Sprachen übersetzt wurden. Für sein Engagement ist er 2009 mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande ausgezeichnet worden. „Ich habe nicht gedacht, dass ich noch ein zweites Mal vor einem Krieg fliehen muss“, sagte Zabarko im März 2022, als er mit seiner Enkelin von Kiew nach Stuttgart floh – wegen des russischen Überfalls auf die Ukraine. Ende 2023 kehrte er nach Kiew zurück.
Die Tage in Ibbenbüren sind mit einem engen Programm gefüllt – am Montag, 28. Oktober, will sich Zabarko in das Goldene Buch der Stadt eintragen. Tags drauf, am Dienstag, 29. Oktober, spricht er um 19.30 Uhr bei einer Veranstaltung in der St.-Ludwig-Kirche. Die Katholische Fakultät der Universität Münster hat ihn am Mittwoch, 30. Oktober, um 18 Uhr in den St.-Paulus-Dom in Münster eingeladen. Am Donnerstag, 31. Oktober, ist Zabarko Gast des Kreises Steinfurt. Er berichtet ab 18 Uhr im Kloster Gravenhorst.
Gudrun Niewöhner