Geistlicher Themenabend mit Hans Hobelsberger im Dom

, Bistum Münster

Eine Kirche, die ihrem Auftrag entsprechend mutig zu den Menschen geht und sich zeitgemäß um deren existenzielle Lebensfragen kümmert statt narzisstisch um sich selbst:

Über eine „Kirche der Hoffnung“ sprach Hans Hobelsberger beim letzten diesjährigen Geistlichen Themenabend im St.-Paulus-Dom Münster.

© Bischöfliche Pressestelle / Anke Lucht

Diese Vision einer „Kirche der Hoffnung“ hat am 20. März Prof. Dr. Hans Hobelsberger im St.-Paulus-Dom Münster entworfen. 

Der Theologe, der bis Februar 2024 Rektor der Katholischen Hochschule Nordrhein-Westfalen in Paderborn war, referierte beim letzten der diesjährigen Geistlichen Themenabende im Dom unter genau diesem Titel: „Kirche der Hoffnung“. 

Nach der Begrüßung durch Dompfarrer Gerhard Theben stieg der Referent mit der biblischen Erzählung von Elija und der Witwe von Sarepta in sein Thema ein.

Diese Geschichte habe sich in einer Zeit „großer sozialer Unruhe und großer gesellschaftlicher Umbrüche“ abgespielt. Solche Zeiten seien auch „Zeiten der Suche nach Identität und der Vergewisserung von Zugehörigkeit.“ Ebenso seien es aber „Zeiten der Versuchung, die Handlungsweisen für heute und morgen im Gestern zu suchen, Identität durch Rückzug und Abgrenzung zu gewinnen und die Getreuen zu sammeln.“ 

Diesen „Umgang mit radikalen Umbrüchen“ stellte Hobelsberger auch heute fest. Das betreffe auch die christliche Religion und ihre Institutionen.Der Säkularisierungsprozess treffe zusammen mit dem beispiellosen „Glaubwürdigkeitsverlust der Kirche in Folge der Missbrauchsfälle und ihrer Aufarbeitung, die lange Zeit nicht die betroffenen Menschen in den Fokus gerückt hat, sondern den Bestand der Institution.“

Der Referent folgerte: „In dieser Situation besteht die große Versuchung, die alten Zustände herbeizusehnen und sich dem letztlich vergeblichen Versuch zu widmen, das Alte zu revitalisieren.“ Institutionelle Selbstbezogenheit mache krank, betonte Hobelsberger.

Der Bibeltext biete eine andere Lösung an, nämlich „auf die eigene Sendung zu schauen und sie ernst zunehmen und darauf zu vertrauen.“

Jenseits der Frage, was diesen Auftrag, diese Sendung inhaltlich ausmacht, sei „bereits die Fokussierung auf den Auftrag eine wesentliche Aussage. Es geht nicht darum, zu schauen, wie das Bisherige gesichert werden kann, sondern wie sich unter den Bedingungen des Neuen die Verheißung Gottes erfüllt.“
Wichtig sei „die Fokussierung auf die zentralen Inhalte der Hoffnung bringenden göttlichen Verheißung.“ Dafür gebe der biblische Text „deutliche, herausfordernde, vielleicht irritierende Hinweise.“

Diese erläuterte Hobelsberger im Folgenden. Dabei bezog er sich auch auf die Aussagen des Zweiten Vatikanischen Konzils: „Das Einlassen auf die jeweiligen Fragen, Herausforderungen, Sinnkonstrukte, Lebenskonzepte und Ausdrucksformen ist die Basis dafür, den kirchlichen Sendungsauftrag zu verstehen und verwirklichen zu können.“
Ziel sei, „das Geheimnis von der Liebe Gottes zu den Menschen im Kontext der verschiedenen Sprachen der Zeit glaubwürdig einzubringen und Resonanzräume dafür zu eröffnen.“ 

Dieser Auftrag habe wie der an Elija existenziellen Charakter: „Er führt dorthin, wo es um die entscheidenden Fragen des Lebens geht. Wo die existenziellen Fragen und Herausforderungen verhandelt werden, ist der Ort der Verheißung Gottes.“ Diese Fragen und Herausforderungen seien „der Ausgangs- und Ansatzpunkt, das Geheimnisses der Liebe Gottes zu den Menschen zu offenbaren und zu verwirklichen.“ Existenz und Verheißung forderten einander auf Augenhöhe heraus. 

Der Kern christlicher Verheißung sei das Vertrauen, dass Gottes Verheißung nicht trügt.„Es lässt uns ausbrechen aus der Selbstbezogenheit und der Selbstbewahrung; zu fremden Orten und zu außergewöhnlichen Menschen, weil uns dort Gott begegnet. Kirche ereignet sich dort, wo das Geheimnis der Liebe Gottes zu den Menschen offenbar und verwirklicht wird. Dieses Ereignis geschieht an vielen Orten in dieser Welt“, sagte Hobelsberger abschließend. 

Musikalisch rahmten seinen Vortrag Daniel Lorenzen mit der Violine und Jan Niklas Niehaus an der Orgel ein.

Damit endeten die Geistlichen Themenabende, die in diesem Jahr unter dem Obertitel „Ich will euch Zukunft und Hoffnung geben“ standen. Am Mittwoch der Karwoche, 27. März, wird dann um 19.30 Uhr die Düstere Mette im Dom begangen.

Anke Lucht