Ein wenig vorsichtig, aber auch neugierig kamen am Abend des 24. August viele Besucherinnen und Besucher zur Eröffnung der Ausstellung „Kirchen als Vierte Orte“ in die Ludgerikirche in Münster. Eingeladen hatte der Pastorale Raum Münster-Mitte, der Zusammenschluss der vier Pfarreien Heilig Kreuz, St. Lamberti, St. Joseph Münster-Süd und St. Liudger. In diesen Gemeinden stellt sich, wie in vielen anderen, seit längerem die Frage: Was geschieht mit Kirchengebäuden, wenn sie nicht mehr regelmäßig genutzt werden?
Freuen sich über die Ausstellung in der Ludgerikirche: (von links) Kurator der Ausstellung Felix Hemmers, Verwaltungsleiter Ulrich Fiege, Bürgermeisterin Maria Winkel, Pfarrer Hans-Bernd Köppen.
Die vom Verein Baukultur Nordrhein-Westfalen konzipierte Ausstellung zeigt auf Schautafeln gelungene Beispiele umgenutzter Kirchen. Ergänzt werden die Darstellungen durch Videointerviews mit Beteiligten solcher Prozesse – von Kirchenvorständen über Architekten bis hin zu Denkmalpflegern. Damit entsteht ein breites Bild der Chancen und Herausforderungen, die mit einer Umwidmung von Kirchen verbunden sind.
„Das kommt auf uns alle zu“, sagte Ulrich Fiege, Verwaltungsleiter des Pastoralen Raums Münster-Mitte. Kurator Felix Hemmers berichtete von den Emotionen, die mit Kirchenschließungen verbunden sind – von Wut und Trauer, aber auch von der Chance, neue Wege zu finden. Kirchen hätten eine besondere Bedeutung, so Hemmers: Als sogenannte „Vierte Orte“ ergänzten sie das Zuhause („Erster Ort“), den Arbeitsplatz („Zweiter Ort“) und Räume der Begegnung („Dritter Ort“) um eine Dimension der Einkehr und des Transzendenten. „Wir wollen mit dieser Ausstellung zeigen, dass das geht“, erklärte Hemmers. Gemeint ist damit, dass Umwidmungsprozesse gelingen können – vor allem dann, wenn viele Professionen und Ehrenamtliche zusammenwirken und sich hinter einer Idee versammeln.
Auch die Stadt Münster brachte ihre Anerkennung zum Ausdruck. Bürgermeisterin Maria Winkel dankte den Veranstaltern für die Auseinandersetzung mit dem Thema und betonte die Bedeutung der Kirchen für die Stadt. Dompropst Pfarrer Hans-Bernd Köppen berichtete von ersten Initiativen rund um die Ludgerikirche, um das Gebäude „aus dem Dornröschenschlaf“ zu wecken. Dazu gehören unter anderem ein großer Sandkasten mit speziellen Gottesdiensten für Kinder sowie eine Erweiterung der Gastronomie.
Während der Ausstellungszeit steht donnerstags um 17 Uhr ein Seelsorger des Pastoralen Raums Münster-Mitte in der Ludgerikirche für Gespräche zur Verfügung. Die Ausstellung ist bis Sonntag, 28. September, montags bis freitags von 12 bis 18.30 Uhr, samstags von 10.30 bis 18.30 Uhr und sonntags von 12 bis 18 Uhr geöffnet.