Gentechnik-Experte informiert katholische Verbände über Biopatente
"Wenn Pflanzen und Tiere patentiert werden, betrifft uns das alle!" Deutliche Worte fand Christoph Then vom Bündnis ‚No patents on seeds – Keine Patente auf Saatgut‘ am 15. Februar im Pfarrheim der Überwasserkirche in Münster.
Die Katholische Landvolkbewegung (KLB), die Katholische Landjugendbewegung (KLJB) und die Katholische Landfrauenbewegung (KLFB) hatten zur Informationsveranstaltung "Wem gehört die Schöpfung? Patente auf Pflanzen und Tiere" eingeladen.
Auf den Stand der Dinge am Europäischen Patentamt ging Referent Christoph Then zu Beginn ein. So lägen derzeit rund 7500 Patentanmeldungen auf Pflanzen und 5000 auf Tiere vor. Ein Drittel der Patente sei bereits erteilt. Dabei gebe es einen Unterschied zwischen gentechnisch veränderten Pflanzen oder Tieren und solchen, die aus konventioneller Zucht entstanden seien. Rund 180 erteilte Patente beträfen die konventionelle Züchtung – zum Beispiel eine besonders robuste Paprikasorte, besonders wasserarme Tomaten, die sich besser zu Ketchup verarbeiten lassen oder Melonen, die ursprünglich aus Indien stammen. "Nach europäischen Patentgesetzen sind Patente auf Pflanzensorten oder klassische Züchtungen verboten, allerdings werden die Vorschriften leider sehr großzügig ausgelegt", erklärte Then.
Gerade diese Patente nannte der Umweltschützer "einen Missbrauch des Patentrechts, der darauf abzielt, die Kontrolle über die Grundlagen der Ernährung zu erlangen". Die so angestrebte Kontrolle erstrecke sich über die gesamte Kette der Lebensmittelerzeugung, vom Acker über das Saatgut bis zur Ernte. Schon jetzt beherrschten die drei größten Konzerne Monsanto, Syngenta und Dupont rund 50 Prozent des Saatgutmarktes weltweit. Die Idee der Konzerne sei es, den Markt mit Patenten zu überziehen, um den Markt zu kontrollieren. "Das ist nicht im Interesse der Landwirte und Verbraucher, denn es gefährdet die Vielfalt der Pflanzenzüchtungen und die biologische Vielfalt auf dem Acker", sagte Then.
Auch wenn das Europäische Patentübereinkommen Patente auf Pflanzensorten sowie auf biologische Verfahren zur Züchtung verbiete: Das Europäische Patentamt habe diese Verbote mit seinen Entscheidungen bereits so weit ausgedehnt, dass sie inzwischen nahezu wirkungslos seien. Für Then ist klar, wer daran etwas ändern kann: "Die Politik muss dafür sorgen, dass Gesetze korrekt angewendet und Verbote nicht ausgehebelt werden. In Deutschland liegt die Verantwortung bei Justizminister Heiko Maas."
Mit zahlreichen lebhaften Wortbeiträgen stimmten die rund 40 anwesenden Mitglieder der katholischen Verbände dem Referenten zu – und ergriffen auch gleich die Initiative. So stellte Anne Halbuer, Sprecherin der KLFB, einen Entwurf für einen Brief an Bundesjustizminister Heiko Maas vor. Darin betonen die Mitglieder auch den Schöpfungsgedanken und machen deutlich, der Gedanke, Pflanzen und Tiere als Erfindungen des Menschen anzusehen, sei nicht mit den christlichen Grundlagen der Gesellschaft vereinbar. Sie fordern unter anderem eine klare und eindeutige Formulierung in der Europäischen Biopatentrichtlinie. "Wir brauchen Verbände, die stimmenstark sind", erklärte Anne Halbuer. "Wir haben eine Stimme und die müssen wir erheben", appellierte sie an die Mitglieder.
Foto: Referent Christoph Then informierte die Verbandsmitglieder über das Thema ‚Patente auf Pflanzen und Tiere‘; Maria Kleingräber, Umweltbeauftragte des Bistums Münster, moderierte die lebhafte Diskussion.
Text: Bischöfliche Pressestelle / 18.02.16
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