„Entstanden ist unser Angebot vor etwa drei Jahren im Sachausschuss ‚Tod und Trauer‘ des Pfarreirates. Wir wollten ein Gesprächsangebot für traurige und einsame Menschen anbieten“, berichtet Dilkaute, die bei Besuchen am Grab ihres Mannes immer wieder beobachtet hatte, wie sehr sich manche Menschen nach einem Gespräch sehnen. Aus ihren eigenen Erfahrungen wissen die Frauen auch, dass der Sonntag für Alleinstehende der schwierigste Tag der Woche ist. „Es gibt kaum Angebote, die Geschäfte sind geschlossen. Für viele ist es von morgens bis abends totenstill“, erklärt Börger.
Ihr Angebot auf dem Friedhof kam an. „Es haben sich teilweise intensive Gespräche ergeben. Wir können sie führen, weil wir in unserer Trauer bereits gefestigt sind“, sagt Dilkaute. Die Menschen hätten viel über ihre Beziehungen berichtet. „Ich weiß selbst, wie gut es tut, davon zu erzählen. Manche haben sonst niemanden, mit dem sie reden können“, hat Börger großes Verständnis und fügt hinzu: „Es ist sehr wichtig, die Trauer zuzulassen. Egal wie sie aussieht.“
In manchen Gesprächen hätten sie aber auch auf die Coesfelder Hospizbewegung „DaSein“ verwiesen. „Wir sind keine Trauerbegleiter. Wir sehen uns als niederschwelliges Angebot“, betont Dilkaute. Insgesamt seien die Themen vielfältig. „Da geht es auch schon mal über eine geeignete Bepflanzung auf dem Grab“, ergänzt Börger.
Wichtig ist den beiden Frauen, dass die Menschen nach einem Gespräch mit einem guten Gefühl nach Hause gehen. „Wir haben selbst erlebt, wie sich die Trauerzeit verändert. Aus dem Schmerz um den Verlust wird nach und nach Dankbarkeit für die Zeit, die man gemeinsam hatte. Und aus der belastenden Zeit kann auch viel Gutes und Neues entstehen. Uns ist wichtig, dass die Trauer nicht in eine dauerhafte Verbitterung kippt“, spricht Dilkaute im Namen der Engagierten. An manchen Sonntagen seien sogar bis zu 30 Menschen zusammengekommen. „Sie haben sich unterhalten, und es sind Kontakte geknüpft worden. Es gibt Menschen, die kommen jedes Mal“, ist Dilkaute glücklich.
Waren die Ehrenamtlichen anfangs auf zwei Friedhöfen präsent, haben sie ihr Angebot inzwischen auf den Jakobifriedhof beschränkt. „Im Gegensatz zum Friedhof an der Marienburg ist er gut zu Fuß zu erreichen. Deshalb ist auch die Frequenz höher“, erklärt Dilkaute.
In der Corona-Zeit hat die kleine Gruppe das Angebot überdacht. Eine Maske wurde zur Pflicht und es gab keinen Kaffeeausschank mehr. Aber ihnen war klar, dass sie es weiterführen müssen. „Während des Lockdowns war keine Nähe möglich. Viele Menschen sind einsam gestorben. Die Angehörigen haben nicht nur getrauert, sie hatten häufig auch Schuldgefühle, weil sie ihre Lieben nicht so begleiten konnten, wie sie es sich gewünscht hätten“, erklärt sie.
Im Moment pausieren die Gespräche auf dem Friedhof allerdings. „In den Wintermonaten ist es einfach zu kalt“, merkt Börger an. Aber im Frühjahr wird es wieder weitergehen. Und dann hoffen die Ehrenamtlichen, dass sie wieder eine Stütze für einsame und trauernde Menschen sein können und den Friedhof mit dem Gefühl verlassen: „Gut, dass wir da waren.“
Michaela Kiepe