So plauderten vor gut 400 Besucherinnen und Besuchern beispielsweise der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck und der evangelische Pfarrer Jörg Winkelströter „Über Gott und die Welt“. Moderiert wurde das Gespräch von Stefan Leifert, gebürtiger Halterner, Fernsehjournalist und Leiter des ZDF-Landesstudios Bayern.
Ökumene, Missbrauch und die Zukunft der Kirche bildeten die vorrangigen Themen an diesem Abend. Einig waren sich die Gesprächspartner, dass die christlichen Kirchen lernen müssten, in einer Minderheitensituation Christen zu sein. Das verändere die Ökumene und mache sie noch einmal deutlich als wichtiges Zeichen der Zeit. „Ich glaube, es muss auf Dauer eine Form von Ökumene geben, in der die Eigenprägung der jeweiligen Kirchen erhalten bleibt, aber wir in grundständigen Fragen, das ist vor allem theologisch von Bedeutung, immer mehr Schritte aufeinander zugehen können“, sagte Overbeck. Mit den lutherischen Christen des Protestantismus sei das, was die Eucharistie und das Abendmahl angehe, auf Dauer möglich. „Daran müssen wir unermüdlich arbeiten. Das ist aber vor allem jetzt eine Frage der Theologie“, ergänzte er. Im Alltag sei vieles davon keine Frage mehr, sondern das gemeinsame Miteinander als Christen sei wichtiger und die Unterschiede würden kaum mehr wahrgenommen. „Wenn ich an die nächsten Generationen denke, ist das Trennende überhaupt nicht mehr einsichtig. Das macht noch einmal deutlich, dass wir uns Wege der Einheit machen müssen. In der Welt ist das allerdings noch sehr, sehr unterschiedlich“, betonte der Bischof, der als Kaplan in Haltern tätig war.
Im Ruhrgebiet lebten 120 Nationen mit 30 Prozent katholische und evangelische Christen. Da sei es bedeutsam zu zeigen, was verbinde, weil es stark mache. „Aber es gibt keine Einheitskirche und es wird sie nicht geben. Wir müssen lernen, eine neue Form von Einheit zu bilden. Wir können in einem Haus zusammen leben und wissen doch, in welchem Zimmer wir zu Hause sind“, sagte Overbeck.
Im Lauf des Gesprächs äußerte sich der Bischof zum Thema Missbrauch: „Wir müssen Verantwortung für die Missbrauchsfälle übernehmen und uns fragen, wie wir neue Stärke gewinnen können. Warum haben so viele geschwiegen? Fünf Prozent der Priester haben uns in den Abgrund gezogen“, nahm er deutlich Stellung.
Einig waren sich die Gesprächspartner beim Thema „Zukunft der Kirche“. „Wir müssen neu lernen, dass die junge Generation religiös anders tickt. Wir erleben gerade eine extreme Veränderung. Kirche muss sich in der radikalen Moderne bewähren“, erklärte Overbeck. Die Gemeinden würden kleiner. Er hoffe, dass dahinter Selbstbewusstsein wachse. „Wir müssen Neues entwickeln. Gebete und Lieder sagen vielen nichts mehr. Das sind Zeichen, dass wir in eine neue Welt hineingehen“, ist sich Overbeck sicher.
Am Sonntag (18.9.) endet die Glaubenswoche mit einer Festmesse und anschließender Kreuztracht.
Elisabeth Schrief/Michaela Kiepe