„Mit 15, 16 Jahren war die Firmung für mich kein Thema“, erinnert sich Leonie Jürgens. Gespannt und berührt habe sie jedoch später auf dem Berufskolleg den Religionsunterricht verfolgt: „Irgendwann war für mich klar, dass ich Lehrerin werden möchte – für Englisch und katholische Religion.“
Um nach dem Studium die notwendige Lehrerlaubnis zu bekommen, braucht es die Firmung. Die junge Frau hörte sich um und erfuhr vom Projekt der Erwachsenenfirmung. „Ich war sofort begeistert von der Idee, mich gemeinsam mit anderen Gleichaltrigen auf den Glaubensweg zu machen.“ Der Austausch hat Leonie Jürgens den Blick geweitet. „Wir sind eine perfekte Gruppe – offen, ehrlich“, schwärmt sie vom Miteinander.
Herz, Glaube, Gesellschaft, Natur, Beziehungen, Lebenserfahrungen – die Firmbewerberinnen und -bewerber beschäftigten sich unter anderem bei einer Präsenzveranstaltung im Herbst in der Idylle des Rheiner Gertrudenstiftes mit ganz unterschiedlichen Themen. „Aufgabe war es, in sich hineinzuhorchen – und wahrzunehmen, was man sich selbst sagen möchte, was andere einem zurufen – auch Gott“, beschreiben Stefanie Uphues und Christoph Aperdannier den Inhalt des Wochenendes. Die meisten der weiteren Treffen mussten wegen der anhaltenden Corona-Pandemie online stattfinden. Trotzdem haben die Teilnehmerinnen und Teilnehmer eine Menge voneinander erfahren – und mitgenommen. Leonie Jürgens: „Ich weiß jetzt, wie unterschiedlich nicht nur Menschen sind, sondern auch, wie verschieden der Glaube sein kann.“
Sich nicht schon als Jugendliche firmen lassen zu haben – die Studentin, die nebenher als Betreuerin für die Bischof-Hermann-Stiftung arbeitet, hat es nicht bereut. „Ich habe die Entscheidung jetzt viel bewusster getroffen“, sagt sie. Die schönen und weniger schönen Erfahrungen, die sie bislang in ihrem Leben gemacht habe, hätten auch ihren Glauben geprägt: „Mit 27 ist man eben keine 15 mehr.“
Dass der Tag der Firmung kein großes Fest werden kann, ist nun einmal so. Für Leonie Jürgens kein Problem, die 27-Jährige mag es lieber familiär. Eine ihrer besten Freundinnen wird ihr als Firmpatin den Rücken stärken. Natürlich kommen auch die Eltern und die Schwester zum Gottesdienst in die Petrikirche nach Münster. Anschließend ist im kleinsten Kreis ein gemeinsames Mittagessen geplant.
Gudrun Niewöhner