Görlitzer Bischof beschließt Telgter Wallfahrt

, Kreisdekanat Warendorf

Mit einem feierlichen Gottesdienst hat der Görlitzer Bischof Wolfgang Ipolt am 26. Oktober die Wallfahrtssaison in Telgte beendet. In der St.-Clemens-Kirche feierte er am Weltmissionssonntag zusammen mit Propst Michael Langenfeld und Pater Ephrem sowie mehreren hundert Gläubigen die Heilige Messe, an die sich eine Lichterprozession mit dem Gnadenbild durch die Altstadt anschloss. Ipolt hatte Telgte erstmals bei der Wallfahrt von Münster nach Telgte im Rahmen des Katholikentages vor eineinhalb Jahren kennengelernt – und war begeistert. Ohne zu zögern hatte er dem Propst für den Wallfahrtsabschluss zugesagt, als dieser vor einigen Monaten anfragte – trotz der Entfernung, wie Ipolt betonte: „Mit 650 Kilometern ist Görlitz genauso weit von Telgte entfernt wie Paris.“

Bischof Wolfgang Ipolt bei der Predigt

„Es ist ein Segen, dass es solche Orte wie Telgte gibt“, betonte der Görlitzer Bischof Ipolt in seiner Predigt.

© Bistum Münster

Wallfahrtsorte wie Telgte gebe es in Brandenburg und Sachsen kaum, schilderte der Bischof. „Wenn ich mit der Straßenbahn fahre, in der Stadt einkaufe oder mit politischen Verantwortlichen spreche, bin ich vielfach von Menschen umgeben, die keinen Glauben haben, die nicht zu unserer Kirche gehören, die Gott nicht kennen. Das ist für mich der Normalfall“, betonte Ipolt. Am vom päpstlichen Hilfswerk missio ausgerufenen Weltmissionssonntag denke er darum nicht zuerst an die Menschen in Afrika oder in Asien, sondern zunächst an Deutschland, das inzwischen auch ein Missionsland geworden sei. „Ob diese Bezeichnung nur für den Osten des Landes gilt, überlasse ich Ihnen“, sagte der Bischof. 

Dass so viele Menschen in seinem Bistum und anderswo noch nichts von Christus gehört hätten, lasse ihn nicht unberührt. „Unserer katholischen Kirche in Deutschland fehlt etwas. Es ist nicht das Geld, es sind nicht die Gläubigen. Unserer katholischen Kirche in Deutschland fehlt die Überzeugung, neue Christen gewinnen zu können. Das ist ihr schwerster Mangel“, stellte der Görlitzer Bischof fest. Beherzt gelte es zu überlegen, wie die Freude am Evangelium, die Freude an der Gemeinschaft der Kirche wieder neu erweckt werden könne. 

Tausende Menschen seien in den vergangenen Monaten zur Muttergottes nach Telgte gepilgert, hätten ihre Fragen und Sorgen abgelegt. Sie alle hätten sich im Glauben stärken lassen. „Es ist ein Segen, dass es solche Orte wie Telgte gibt“, verdeutlichte der Bischof. Ob Küster, Wallfahrtsgilde, Messdiener oder Musiker – alle Haupt- und Ehrenamtlichen würden sich mit ihrem Dienst daran beteiligen, dass der Wallfahrtsort ein Segen werde für viele Mitchristen, „und ganz sicher auch für solche, die sich schwer tun mit dem Glauben“, sagte Ipolt. Die Stärkung, die viele Wallfahrer bei der Schmerzhaften Muttergottes erfahren würden, dürften die Telgter nicht für sich behalten. Er ermutigte die Gläubigen, den eigenen Glauben durch kleine Schritte weiterzugeben. 

Festlich mitgestaltet wurde der Gottesdienst vom Propsteichor St. Clemens, ebenso nahmen Fahnen- und Bannerabordnungen sowie Mitglieder des Souveränen Malteserordens teil. Auf den Schultern der Männer der Bäcker-, Metzger- und Brauergilde wurde das geschmückte Gnadenbild in einer Lichterprozession ein letztes Mal für dieses Jahr durch die Straßen getragen, bevor es in die Gnadenkapelle zurückkehrte, wo Bischof Ipolt den Gläubigen abschließend den Segen spendete. 

Ann-Christin Ladermann

Vor der Gnadenkapelle segnete Bischof Ipolt die Gläubigen nach der Lichterprozession.

Vor der Gnadenkapelle segnete Bischof Ipolt die Gläubigen nach der Lichterprozession.

© Bistum Münster