„Meine Familie kommt aus der DDR, religiös geprägt worden, bin ich nicht“, blickt Julia Riedl auf ihre Kindheit zurück. Im Alter von drei Jahren zog sie mit ihren Eltern in ein kleines Dorf im Sauerland. „Ich bin getauft worden und zur Erstkommunion gegangen, aber meine Eltern konnten mir wenig dazu erklären“, erinnert sie sich. Erst in der Oberstufe erweckten manche Themen und Diskussionen im Religionsunterricht ihr Interesse. Für ihr Lehramtsstudium nach dem Abitur entschied sich Julia Riedl deshalb neben dem Fach Deutsch für katholische Religionslehre. „Ich habe mir gesagt: Ich probiere das aus und entweder, es passiert etwas in dieser Zeit und ich entdecke Gott und den Glauben, oder ich wechsle das Fach noch einmal.“
Das Interesse bleibt. An ihrem Studienort in Paderborn lernte sie den Beruf der Gemeindereferentin kennen. Der Lehrerjob dagegen kam ihr nach einem Praxissemester zu einengend vor. „Ich brannte für einen Beruf, in dem ich nah am Menschen arbeiten kann und mich nicht in ein bestehendes System einfügen muss“, erklärt die Pastoralreferentin. In der Schulpastoralabteilung sammelte sie erste Erfahrungen, ebenso im Jugendhaus Haderhausen. Doch die Pandemie sowie die private Situation erforderten einen Ortswechsel. „Ich habe mich im Bistum Münster beworben und die Ausbildung in Beckum begonnen“, berichtet sie.
Durch die zweijährige Berufserfahrung kannte sich Julia Riedl schon gut aus, wusste, wie die Arbeit organisiert wird. „Ich hatte eher andere Lernbereiche“, sagt sie lachend. „Die konkrete Arbeit in der Gemeinde, der Einzug mit Messdienerinnen und Messdienern zum Beispiel, war mir fremd“, sagt die Pastoralreferentin. Drei Jahre lang lernte sie das Gemeindeleben kennen, betreute die Vorbereitung der Erstkommunionkinder, das Vorbereitungsteam für Familiengottesdienste sowie Projekte wie zum Valentinstag oder zur Ehevorbereitung und unterrichtete Religion in der Sekundarschule.
Demnächst wird Julia Riedl die Erstkommunionvorbereitung abgeben und dafür die Firmkatechese übernehmen. Ab Oktober wird sie zudem ihre Kolleginnen und Kollegen im Beerdigungsdienst unterstützen. „Das ist eine Herausforderung, die mit viel Respekt verbunden ist“, weiß Julia Riedl. „Aber sie bietet auch die Chance, Menschen zur Seite zu stehen und ihnen eine Hoffnungsperspektive zu schenken“, ist sie überzeugt.
Julia Riedl geht es in ihrem Beruf um die Vermittlung der „Frohen Botschaft“. „Mir ist es übrigens wichtig, die Kirchensprache lebensnaher zu gestalten“, sagt sie. Die schönsten Momente seien die, in denen sie mit anderen zusammen Entdeckungen im Glaubensbereich mache. „Wenn ich unerwartet nach einer Morgenandacht mit Frauen der kfd über die Dreifaltigkeit diskutiere oder mir Eltern zurückmelden, dass durch den Versöhnungsweg im Rahmen der Erstkommunionvorbereitungen intensive Gespräche mit ihren Kindern entstanden sind, dann erfüllt mich das sehr.“
Julia Riedls Wunsch: Mit Blick auf den Pastoralen Raum bekannte Dinge anders machen, mutiger sein und experimentieren. „Ich möchte nicht warten, dass die Leute zu uns kommen. Wir haben viele Chancen, Menschen über schon bestehende Einrichtungen und Angebote zu erreichen. Die möchte ich nutzen.“
Die Beauftragungsfeier der Pastoralreferentinnen und -referenten wird am Sonntag, 29. September, aber 14.30 Uhr im Internet übertragen auf www.bistum-muenster.de und auf dem Youtube- und Facebook-Kanal des Bistums.
Ann-Christin Ladermann