Grevener Messdiener treffen beim Blind Date bayrische Kollegen

, Bistum Münster, Kreisdekanat Steinfurt

18 Uhr auf dem Piazza della Trinita di Pellegrini, in der Nähe des Campo de Fiori. Zwei simple Angaben, der Rest – unbekannt. „So ist das bei einem echten Blind Date“, sagt Lena Wathling mit einer gewissen Aufregung in der Stimme.

Genau genommen sind es sogar gleich 50 Blind Dates, die die Messdienerinnen und Messdiener aus Greven haben werden. Die Gruppe um Kaplan Ralf Meyer, die an der internationalen Ministrantenwallfahrt in Rom teilnimmt, trifft an diesem Abend auf eine Gruppe von Messdienern aus einem anderen deutschen Bistum – aus welchem, das wissen die Münsterländer nicht. Insgesamt wurden 300 Orte in Rom für die Blind Dates der mehr als 50.000 deutschen Messdiener festgelegt.

„I glaab, do kimmen welche“, hören die Grevener schon von weitem jemanden rufen. Das Grinsen in Lena Wathlings Gesicht wird größer. „Die kommen aus Bayern“, sagt die 18-Jährige. Den Dialekt hat sie sofort erkannt, schließlich hat die Grevenerin Verwandte in München wohnen. „Die sprechen genauso“, weiß sie. Noch schnell ein Schluck Wasser, ein kurzes gegenseitiges Beäugen und dann übernimmt auch schon Pastoralreferent Tobias Busche das Kommando. Zum Auftakt schütteln die Messdiener innerhalb einer Minute so vielen Ministranten wie möglich, die sie noch nie gesehen haben, die Hand und nennen ihren Namen. 60 Sekunden lang gibt es ein buntes Gewusel, danach steht fest: Die Grevener haben ein Blind Date mit 31 Messdienern aus Feldkirchen bei Rosenheim und 16 aus dem benachbarten Pfarrverband Tuntenhausen-Schönau. Beide Gruppen kommen aus dem Erzbistum München und Freising.

Und dann beginnt das große Kennenlernen: 100 Messdiener halten ihre Hände in die Luft und zeigen mit den Fingern, wie lange sie schon ministrieren. Langsam beginnt Tobias Busche von eins bis zehn zu zählen. Alle, auf die die aufgerufene Zahl von Jahren zutrifft, bilden einen Kreis, die mit der nächstgrößeren Zahl stellen sich außen herum. Ganz außen stehen schließlich diejenigen, die zehn Jahre und länger ministrieren. Das trifft bei den Gruppen aus Greven und ihren Datepartnern auf beeindruckend viele Teilnehmer zu. „Großartig, mit welchem anhaltenden Einsatz ihr euern Dienst ausübt“, freut sich der Grevener Pastoralreferent.

Danach geht es weiter. Jeweils ein Messdiener aus Greven und einer aus dem Erzbistum bilden ein Team und beantworten gegenseitig Fragen. Neben drei Hashtags, die einen selbst besonders gut beschreiben, erzählen sich die beiden Messdiener, was ihnen an ihrer Heimat gefällt und welchen Messdienerdienst sie am liebsten übernehmen. Stefan Weber aus Greven bleibt mit seinem Blind Date an der Frage nach dem lustigsten Erlebnis beim Ministrieren hängen. „Da könnte ich einige nennen“, sagt der 22-Jährige, der bereits seit 13 Jahren Messdiener ist. Auch sein Gegenüber aus Bayern ist ein erfahrener Kollege. „Ich habe schon mal Wein und Wasser vertauscht“, erzählt dieser mit bayerischem Dialekt. Und Stefan Weber erinnert sich, dass der Priester in einer Messe, in der er den Altardienst übernommen hat, die Taufe eines Kindes vergessen hat. „Die mussten wir am Ende nachholen“, erzählt er mit einem Lachen.

Am Ende des Blind Dates werden die 100 Messdiener noch einmal still. Sie reichen einander die Hände und beten zusammen das Vaterunser – „jeder in seiner Muttersprache“, wie Tobias Busche vorher mit einem Augenzwinkern betont hatte. Schnell wird noch ein Gruppenfoto als Erinnerung an das Treffen gemacht, dann singen die Messdiener das Mottolied der Romwallfahrt „Suche Frieden“. Auch wenn das offizielle Programm des Blind Dates damit beendet ist – Lena Wathling und Stefan Weber bleiben noch bei den Messdienern aus Bayern stehen und tauschen Pilgertücher und Pins für ihre Pilgerarmbänder. „Ich habe jetzt einen feschen blauen Hut“, freut sich der 22-jährige Grevener über das Tauschgeschäft. Er hat dafür seinen roten Strohhut abgegeben. „Optimal, des gfoids ma“, ruft in dem Moment die Messdienerin, die mit Lena Wathling einen Pin getauscht hat. Die 18-Jährige hat ihr einen Sonder-Pin des Bistums Münster gegeben mit der Aufschrift „Friedensmensch“.  „Die sind heiß begehrt bei den anderen Messdienern“, weiß die Grevenerin.

Irgendwann müssen sich die beiden Gruppen dann doch voneinander verabschieden, der nächste Programmpunkt wartet. „Andere Messdiener auf diesem ungewöhnlichen Wege kennenzulernen hat definitiv Spaß gemacht“, freut sich Lena Wathling. Und wer weiß, vielleicht gibt es ja ein Wiedersehen?! Denn der ein oder andere Messdiener hat seine Handynummer mit seinem Blind Date ausgetauscht.

Ann-Christin Ladermann

Bildunterschrift: Angeregt unterhält sich Lena Wathling mit ihrem Blind Date aus Bayern. Bild: Bischöfliche Pressestelle / Ann-Christin Ladermann