Gut 9.500 Geburtstagsbesuche in einem Jahr

, Kreisdekanat Recklinghausen

Pastoralreferent Wilhelm Heek macht sich auf den Weg. Seit Anfang des Jahres besucht er – wie auch seine Kollegin Stefanie Lenard, Pfarrer Ulrich Müller und Pastor Florin Budau – jedes Gemeindemitglied der Pfarrei St. Franziskus in Marl ab 18 Jahren zum Geburtstag. „Wir haben die sechs Bezirke aufgeteilt. Ich bin hauptsächlich im Ortsteil Hüls unterwegs“, erklärt der 52-Jährige. Mit einem Körbchen, in dem die Karteikarten der „Geburtstagskinder“ sowie Grußkarten der Pfarrei liegen, macht sich Heek auf den Weg. „Ab 17 Uhr ist die beste Zeit, um die Menschen anzutreffen“, sagt er. Rund zwei Stunden dauert in der Regel seine Gratulationsrunde. Meistens trifft er die Menschen an, aber manchmal bleibt die Tür geschlossen. Dann wirft er die Grußkarte, auf der ein kleines Täfelchen Schokolade mit einem Glückwunsch klebt, in den Briefkasten. „Die Menschen sind erst überrascht. Aber sie freuen sich. Ich habe fast nur positive Erfahrungen gemacht“, berichtet Heek. Einige würden aber auch die Chance nutzen, um ihre Kritik an der Kirche zu äußern. „Aber zu langen Gesprächen kommt es nicht an der Tür. Wir gehen nicht in die Wohnungen hinein“, erzählt er. Zwischen einer halben Minute und 15 Minuten dauere ein Besuch. „In wenigen Ausnahmen auch schon mal länger.“

Pastoralreferent Wilhelm Heek gratuliert im Namen der Pfarrei St. Franziskus einem „Geburtstagskind“ aus der Gemeinde.

© Bischöfliche Pressestelle/Michaela Kiepe

Entstanden ist die Idee Anfang des Jahres. „Wegen der Corona-Pandemie hatten wir Zeit und haben uns überlegt, wie wir die Menschen erreichen. Die digitale Verkündigung ist nicht unser Weg. Wir wollten ein niederschwelliges Angebot schaffen“, berichtet Pfarrer Ulrich Müller. So kam das Seelsorgeteam auf die Idee der Geburtstagsbesuche. Ein Jahr lang wollen sie diese „Gratulationen“ beibehalten. „Dann haben wir jedes Gemeindemitglied ab 18 Jahren einmal aufgesucht. Das macht rund 9.500 Besuche“, erklärt er weiter. Natürlich sind die vier nicht nur während der Woche, sondern auch samstags und sonntags unterwegs. „Die Menschen finden es erstaunlich, dass wir auch am Wochenende zu ihnen kommen“, berichtet Heek. Einen positiven Effekt hätten die Besuche auch für die Seelsorgenden: „Wir lernen die Quartiere, die Straßenzüge und die Nachbarschaft besser kennen, und man entdeckt Querverbindungen zwischen Familien, auf die man sonst vielleicht nicht gekommen wäre.“ 

In der Gemeindearbeit sei vieles durch die Corona-Pandemie weggebrochen. „Wir müssen neue Methoden finden, um die Menschen anzusprechen“, weiß Heek. Dabei habe das Team vor allem auch die jungen und fernstehenden Gemeindemitglieder im Blick. An manchen Türen sind die Seelsorgenden häufiger zu Gast. „Wenn wir bereits ein Mitglied aus dem Haushalt besucht haben, rechnen die anderen inzwischen schon mit unserer Gratulation“, sagt Heek und lacht. Und Müller fügt hinzu: „Anfangs haben wir nicht damit gerechnet, dass die Aktion so gut ankommt. Wir zeigen Gesicht, und das ist wichtig.“ 

Michaela Kiepe